Velbert. . Zweifache Bevorratung sorgt für Puffer. Lieferabrisse und Engpässe sind aber zunehmend ein Thema

Entwarnung! Im Gegensatz zu manch anderem Krankenhaus, etwa im benachbarten Revier (WAZ berichtete), gibt’s im Klinikum Niederberg bei Medikamenten „aktuell keine Versorgungsengpässe“. Das versicherte im Gespräch mit dieser Zeitung Hartmut Paul. Er arbeitet seit 2006 im Haus. Bisher als leitender Apotheker. Seit Monatsanfang, da das Klinikum Solingen neu die Rolle des Apothekenversorgers für das Krankenhaus in der Losenburg übernommen hat, ist er zuständig fürs Sachkosten-Management.

Allerdings sagt Hartmut Paul auch, dass sowohl „Lieferabriss“ – wenn also ein bestimmter Hersteller etwas nicht liefern kann – als auch Engpässe – wenn es das Benötigte nicht im ausreichenden Maß gibt – seit Jahren an Bedeutung gewinnen. Bei solchen quantitativen Problemen sei die Ursache zumeist ein funktionierendes Qualitätsmanagement. „Eigentlich ja etwas Positives“, so der 48-Jährige. Wenn allerdings z. B. eine Aufsichtsbehörde für gewisse Zeit eine Produktionsstraße stilllege, könne es eng werden, zumal zunehmend „just in time“ gefertigt werde. Hinzu käme als Faktor die Produktionsplanung, etwa bei stark schwankenden Bedarfen wie einem Run auf Grippe-Schutzimpfungen. Rein logistische Probleme seien eher nebensächlich.

Und dann ist da noch die Globalisierung. Paul: „Die Pharmahersteller sind von Rohstoff- und Hilfsstoff-Lieferanten abhängig.“ Mittlerweile gebe es für bestimmte Präparate weltweit nur noch einen Rohstoff-Lieferanten. Oder anderer Fall: Im Irak-Krieg hätten die USA in Mengen Blutplasma aufgekauft. Das habe diesen Rohstoff – z. B. für Immunglobuline – rasch verknappt.

„Bei vernünftiger Planung sollten eher kurzfristige Engpässe allerdings kein echtes Problem sein“, meint der Experte. Schließlich seien Krankenhaus-Apotheken per Gesetz zu einer Zwei-Wochen-Bevorratung als Puffer verpflichtet, müsse außerdem jede Station einen eigenen Vorrat für eine Woche vorhalten. Spontan gefragt, erinnert Paul nur eine Situation, in der über Monate ein während Operationen eingesetztes blutdrucksteigerndes Mittel Mangelware war: „Aber dafür gab es damals Alternativen.“

Das Klinikum (520 Betten) arbeitet mit einer hausinternen, maßgeschneiderten Arzneimittelliste, die rund 1500 Präparate umfasst. Der jährliche Aufwand beläuft sich auf 1,5 Mio €. Angeliefert wird drei Mal die Woche. Paul: „An guten Tagen ist bis zu einer dreiviertel Tonne allein an Infusionslösungen an Bord.“