Noch ist unklar, wie es bei Schlecker im Ortsteil weitergeht. Mitarbeiter setzen auf Übernahme durch neuen Investor.
Der Schlecker-Markt in Tönisheide ist eine der wenigen Filialen, die bisher noch geöffnet hat – trotz der übers Land ziehenden Schließungswelle des insolventen Drogerieartikelanbieters. Obwohl seit Anfang des Monats klar ist, dass das Unternehmen abgewickelt wird, zeigten Mitarbeiter und Kunden im WAZ-Gespräch Hoffnung, dass das Geschäft dennoch weitergeführt werden könnte.
„Wir haben in der Zeitung gelesen, dass zumindest die Schlecker XL-Filialen und die Ihr-Platz-Geschäfte übernommen werden sollen“, erzählt eine Verkäuferin der Tönisheider Filiale. Seit fast elf Jahren arbeitet sie für den Drogerieartikelanbieter. Erst im vergangenen Dezember schloss das Geschäft im Siepen, in dem sie jahrelang tätig war, danach kam sie bis zur nächsten Schließung in ein Geschäft in Haan und hofft jetzt, in Tönisheide bleiben zu können. Hier arbeitet sie gemeinsam mit fünf Teilzeitkräften. „Ich hoffe, dass es für uns klappt und dass wir auch vom neuen Eigentümer beschäftigt werden.“
„Schlimm“, würde Kundin Angelika Fleckhaus eine Schließung des Geschäfts finden, „ich habe kein Auto, wenn es tatsächlich soweit käme, müsste ich mit dem Bus nach Neviges zu Rossmann fahren.“ Zwar gäbe es in Tönisheide zwei Supermärkte, aber dort bekäme man eben auch nicht alles, ist sie sicher. Leid tun ihr die Angestellten, wohingegen sie mit der insolventen Inhaberfamilie kein Mitleid hat: „Der Schlecker selbst hat sein Geld doch wohl längst in die Schweiz gebracht“, mutmaßt sie.
Empört ist Kundin Ulrike de Wall über die Art, wie sich die Politiker verhalten hätten: „Den Angestellten hat man lediglich geraten, sich an die Arbeitsagentur zu wenden.“ Sie hat Mitleid mit den Mitarbeitern hier, zumal sie diese schon seit Jahren persönlich kennt; dennoch relativiert sie: „Auf der anderen Seite kann die Politik auch nicht immer einspringen, das ist schon eine zweischneidige Sache. Letztlich zahlt der Steuerzahler doch die Rechnung, auch für die Arbeitslosen.“
So empfindet auch ein Senior, der seinen Namen nicht nennen möchte: „Wenn ein Laden kaputt geht, geht er kaputt. Oder sollen dafür – wie in der Europäischen Union – jetzt wieder andere geradestehen?“
Direkt aus der Velberter Schlecker-Filiale an der Berliner Straße, die bereits auf der Schließungsliste steht, kommt Renate Kuphal: „Die Regale dort sind schon fast leer, deswegen bin ich jetzt hierher gekommen. Das wäre echt traurig, wenn die jetzt hier auch noch dichtmachten.“
Thomas Hagenkort besucht heute die Tönisheider Schlecker-Filiale nicht, weil er etwas kaufen möchte, sondern weil er hier den Schlüssel der bereits geschlossenen Filiale im Velberter Thomas-Carree abholen will. „Schlecker war ein guter Mieter, wir hätten uns den Stress der letzten Zeit gern erspart“, erklärt der Verwalter. Dennoch ist er überzeugt, dass auch der Neue etwas für Velbert-Mitte zu bieten hat. „Das Geschäft wird Schulbedarf, Spielwaren und Bastelbedarf anbieten“, verrät er er schon mal vorab.
Und in Tönisheide hat die Post heute einen kleinen Hoffnungsträger gebracht. Die Verkäuferin hat ein vielversprechendes Plakat für die Filiale erhalten: „Wir sind weiter für Sie da“, war darauf zu lesen.