Velbert. . Bürgerfreundliches Vorgehen hat bei Gisela Schneider absolute Priorität. Die WAZ hat die Politesse bei ihrer Arbeit begleitet. Sie freut sich besonders, wenn „Sünder“ ihr Vergehen einsehen und sie ihnen Parktipps geben kann.
Wenn sie durch ihr heutiges Gebiet „Oberstadt“ läuft, werden viele Autofahrer nervös. Ein Erfassungsgerät in der rechten, Hinweiskärtchen für rechtswidriges Parken in der linken Hand. Ein prüfender Blick von Gisela Schneider genügt und der Tatbestand steht fest.
„Parken im eingeschränkten Halteverbot“, stellt die erfahrene Politesse schnell fest. Also: Das Datenerfassungsterminal, wie es richtig heißt, zücken und alle Fakten eingeben. „Als erstes mache ich ein Beweisfoto. Am besten ist es immer, wenn auch das Schild auf dem Bild zu sehen ist“, erklärt Gisela Schneider.
Dann wird das Kennzeichen eingegeben, Straße, Hausnummer, der Tatbestand sowie die Kosten notiert und die Ventilstellung registriert. „Dabei orientieren wir uns an der Uhr. Diese Notiz ist wichtig, da sich je nach Parkdauer der Betrag erhöht“, so die Politesse. Zu Beginn der neuen Woche wird der Speicher geleert und die Daten nach Flensburg geschickt.
Vor 14 Jahren hat die gelernte Schneiderin durch eine Bekannte den Beruf gewechselt und geht von 7-12 Uhr ihre Runde. „Das ständige Sitzen war ich leid. Ich wollte immer menschennah arbeiten“, blickt sie zurück. Doch, wer meint, dass die Mutter zweier Kinder die Tätigkeit gewählt hat, um Macht ausüben zu können, der irrt.
„Bürgerfreundliches Arbeiten hat bei mir absolute Priorität. Bevor ich jemanden aufschreibe, warte ich eine gewisse Zeit ab“, schildert Gisela Schneider ihr tägliches Vorgehen. Sie ergänzt: „Wenn jemand nur mal kurz Brötchen kauft und niemanden behindert, weise ich auf das Vergehen hin, mehr auch nicht.“
Fünf gerade sein lassen kann sie. Nur bei den Zeiten der Kehrmaschinen muss sie strenger vorgehen. „Besonders ältere Menschen haben bei dem Schilderwald den Durchblick verloren und übersehen einiges. Das ist ein Problem“, so die Politesse. Viele verstünden nicht, warum ein Bußgeld fällig sei. „Ich muss zugeben, dass viele Politessen zu kleinlich sind“, stellt Wolfgang Golz fest, fügt aber schnell hinzu: „Im Grunde sind Falschparker selbst Schuld. Ich zahle lieber 50 Cent für ein Ticket, als 15 Euro Strafe.“
„Trotz verbaler Angriffe einiger Sünder, die meisten sehen ihr Vergehen ein“, sagt Peter Kröger, Leiter kommunaler Ordnungsdienst. Sollte die Situation eskalieren, wüssten sich die Politessen zu wehren. „Alle Mitarbeiter absolvieren Selbstverteidigungskurse“, erklärt Peter Kröger. „In erster Linie lernen unsere sieben Politessen ruhig zu bleiben und den Grund des Strafzettels zu erklären. Hilft das nicht, gehen sie der Diskussion aus dem Weg“, schildert der Leiter. Gisela Schneider kennt das und weiß, dass sich erhitzte Gemüter schnell provoziert fühlen. Besonders freut sich die Politesse, wenn die Bürger ihr Vergehen einsehen und sie Parktipps geben kann.