Velbert. . Die Mai-Kundgebung war dieses Mal geprägt von der aktuellen Tarifrunde für die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie und natürlich von der näher rückenden Landtagswahl.

Die Mai-Kundgebung war dieses Mal geprägt von der aktuellen Tarifrunde für die hierzulande über 3,5 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie und natürlich von der näher rückenden Landtagswahl. Ablauf und Rahmen auf dem Karrenberg-Platz waren wie gewohnt: Musik, Reden, Infostände und Familienfest. „Gute Arbeit für Europa, gerechte Löhne und soziale Sicherheit“ lautete bundesweit die Losung zum Tag der Arbeit. Und diesen Dreiklang, den fordert Michele Dattaro auch für die hiesige Region ein.

„Wir brauchen den Mindestlohn“, sagt der seit 2002 Erste Bevollmächtigte der IG Metall-Verwaltungsstelle Velbert, denn zu viele Löhne würden über Werkverträge abgewickelt. Dabei kämen gerade einmal vier bis fünf Euro pro Stunde rum. Ebenfalls scharf ins Visier nimmt der 53-jährige, erst kürzlich für vier weitere Jahre wiedergewählte Metaller-Chef die Leiharbeit. Diese diene längst nicht mehr nur der Bewältigung von Auftragsspitzen, sondern sei vielfach der Dauerzustand. Laut Dattaro mit 30 bis 40 Prozent weniger Lohn. Ebenso inakzeptabel wie die „verbreitete Praxis des Lohndumping“ sei auch der Umstand, dass viele Menschen zwar arbeiteten, der Ertrag jedoch so wenig auskömmlich sei, dass sie gleichzeitig auf Hartz IV angewiesen seien. Der Gewerkschafter weist zudem auf die zunehmenden Fälle psychischer Belastung und Erkrankungen sowie die sich häufenden Fehltage hin. Für Dattaro gibt’s nur einen (Aus-)Weg: „Die prekäre Beschäftigung muss unbedingt ein Ende haben!“

„Wir sind Spitzenreiter im Lohndumping“, monierte auch Dr. Rainer Rilling und rechnete vor, dass die Tariflöhnen in der zurückliegenden Dekade allenfalls um ein halbes Prozent gestiegen seien, hingegen die Einkommen jenseits einer Tarifbindung sogar ständig gesunken seien. Der Gastredner, seines Zeichens Soziologie-Professor an der Uni Marburg, widmete sich vor allem bundes- und europapolitischen Themen. Allerdings hielt sich die Aufmerksamkeit auf Seiten der Kundgebungsteilnehmer bei fortschreitendem Vortrag in überschaubarem Rahmen. „Wir brauchen demokratiekonforme Märkte und keine marktkonforme Demokratie“, postulierte er und mahnte eindringlich: „Dass Europa auf der Kippe steht, kann man gar nicht ernst genug nehmen!“