Neviges. Im Gemeindesaal der ev.-reformierten Kirchengemeind e im Siepen trifft sich an jedem Dienstag der Literaturkreis. Unter der Leitung von Hagen Millauer wird Weltliteratur geschmöckert.

Auf dem Tisch stapeln sich die Bücher. Aktuellster Titel ist Alex Campus’ Liebesgeschichte „Léon und Louise“. Auf rund 30 Titel ist die Bibliothek des „Literaturkreises am Dienstagmorgen“ inzwischen angewachsen. Seitdem sich das Damenkränzchen am 23. April 2002 im Gemeindesaal der ev.-ref. Kirchengemeinde erstmals traf. Moderator ist allerdings seit der ersten Lektürerunde Hagen Millauer, sozusagen als „Hahn im Korb“.

Warum keine Männer in den Kreis finden? „Die lesen weniger“, meinen die Frauen einstimmig. Deren Literatur-Geschmack zu treffen ist nicht immer einfach. „Wir haben einen Altersunterschied von 30 Jahren“, sagen die literaturinteressierten Damen. Die Älteste zählt immerhin 90 Lenze. Da gilt es die verschiedensten Lebenserfahrungen und Anschauungen unter einen Hut zu bringen. „Meistens suche ich die Lektüre aus“, lächelt Millauer. Wobei ihn auch die Frage bewegt: „Was bringt uns weiter?“. In dem Jahrzehnt ist es sogar schon einmal zu einer Abstimmung über das zu favorisierende Buch gekommen.

Einige der Bücher sind von den Teilnehmerinnen vorab irgendwann einmal zu Hause gelesen worden. „Aber in der Gemeinschaft erschließt sich viel Neues.“ Die Konzentration auf die Texte sei beim Vorlesen für den Lektor eine ganz andere, stellt Hagen Millauer fest. Die Auswahl der Autoren ist international. US-Schriftsteller sind ebenso vertreten wie Franzosen oder der afghanische Autor und Mediziner Khaled Hosseini. Literaturrunden-Leiter Millauer überlegt jetzt – inspiriert durch den Polen-Besuch von Bundespräsident Joachim Gauck – das Werk eines Schriftstellers aus dem Nachbarland zur Hand nehmen.

In der Vergangenheit haben sich die rund 20 Schmökerer gerne auch mal an Orten informiert, an denen die Autoren sich zu ihren Werken haben anregen lassen. So wandelten sie durch das Lübeck der Buddenbrooks von Thomas Mann, waren in Erich Kästners Dresden („Als ich ein Junge war“) oder bei „den Heiden von Kummerow“ in Mecklenburg-Vorpommern.

Jeder Dienstag beginnt mit einem besinnlichen Teil, in dem sich die Literaturfreunde an einem biblischen Text orientieren. Das sich anschließende gemeinsame Frühstück wird gemeinsam organisiert bevor es – gut gestärkt – in den dritten und vierten Abschnitt der beiden Stunden übergeht. Mit Vorlesung und Besprechung. Durch Fragen oder die Schilderung eigener Erfahrungen kann der eigene Blickwinkel erweitert und die Lebenserfahrung bereichert werden. Literatur soll eben auch Lebenshilfe sein, meint Hagen Millauer.