Velbert. . Führerscheinprüfung nach 40 Jahren wiederholt – und durchgefallen. Erfahrung und unfallfreie Praxis reichen nicht aus.

40 Jahre am Steuer – reicht das, um heute die Führerscheinprüfung noch einmal zu bestehen? Ich will es wissen und mache den Fahr-Fitness-Check bei Fahrlehrer Klaus-Dieter Krause. Der Vorsitzende der Kreisgruppe Velbert des Fahrlehrerverbandes Nordrhein weist mich im Vorgespräch ein – und bittet zum theoretischen Test. Der Prüfungsbogen umfasst vier Seiten. Ich beantworte alle Fragen und hab ein gutes Gefühl. „26 Fehlerpunkte, damit haben Sie die den Test nicht bestanden“, bedauert Krause.

Die eigene Führerscheinprüfung liegt 40 Jahre zurück. Damals reichten zwei Fahrstunden fürs Auto und eine fürs Motorrad, einschließlich der Prüfungsfahrten. Das waren noch Zeiten! Seitdem habe ich mehr als eine Million Kilometer zurückgelegt. Als Fahranfänger mit Renault 4 und VW Käfer, später mit NSU TT, BMW, Alfa, Porsche, Triumph und unzähligen anderen Autos mit immer mehr Pferdestärken. Bis auf kleinere Lappalien war ich immer unfallfrei unterwegs.

Nach dem Theorie-Test brechen wir zur 45-minütigen Prüfungsfahrt auf. Es geht im VW Golf kreuz und quer durch Velbert, über Ampelkreuzungen und durch Kreisverkehre, ein Stück Landstraße und einmal über die Autobahn. Ich parke am Straßenrand ein. „Das war perfekt“, lobt Klaus-Dieter Krause. Vor einer Abbiegung, wo ich nur rechts oder links weiterfahren darf, will ich die Richtung wissen. Der Fahrlehrer sagt nichts und zuckt die Achseln. Ich biege rechts ab – und fahre in die Falle. „Diese Straße ist nur für Anlieger freigegeben“, erfahre ich im Nachhinein.

Wir fahren zur Fahrschule zurück. Noch auf dem Parkplatz erfolgt im Fahrschulwagen die Endbesprechung. „Sie haben zu wenig in die Spiegel geschaut“, bemängelt der Fahrlehrer. „Auch die Handhaltung, also nur eine Hand am Lenkrad und eine auf der Schaltung, ist nicht ungefährlich“, kritisiert er.

Zu schnell durch den verkehrsberuhigten Bereich

Habe ich die Prüfung bestanden? „Nein.“ Ausschlaggebend war, dass ich durch eine Anliegerstraße gefahren bin. Außerdem war ich in einem verkehrsberuhigten Bereich zu schnell unterwegs.

„Ich habe gebremst, aber das Auto hat selbst Gas gegeben“, entschuldige ich mich. „Das stimmt“, bestätigt Fahrlehrer Klaus-Dieter Krause, „beim Abbremsen hebt die Elektronik die Leerlaufdrehzahl um 150 Umdrehungen an, damit der Motor nicht ausgehen kann.“ Diese Eigenart missfällt ihm auch. „Aber Sie hätten ja im ersten Gang fahren können, dann wären Sie nicht zu schnell gewesen.“

Zwischen 1500 und 2000 Euro bezahlen Fahranfänger heute, bis sie den begehrten Führerschein endlich in den Händen halten. „Mit 25 Fahrstunden und zwölf Sonderfahrten muss man bis dahin rechnen“, erläutert Fahrlehrer Klaus-Dieter Krause.

Wie wird man eigentlich Fahrlehrer? „Das kam durch meinen Bruder. Der hatte bei der Bundeswehr seinen Fahrlehrerschein gemacht“, erzählt Klaus-Dieter Krause. Anschließend gründete der Bruder eine Fahrschule, und er arbeitete dort anfangs mit. Bis er schließlich seine eigene Fahrschule eröffnete. „Inzwischen haben wir zu viele Fahrschulen und alle leiden unter rückläufigen Zahlen beim Fahrunterricht“, berichtet Klaus-Dieter Krause.

Übrigens melden sich immer mehr ältere Autofahrer zur Überprüfung der persönlichen Fahrfertigkeiten. Wer es versuchen will, kann sich bei ihm melden. Viel Glück!