Langenberg. . In den Wiemhof zieht neues Leben ein: Wo‘s früher Lebensmittel gab, wollen Norbert Bauer und der Verein „Kunsthaus Langenberg“ jetzt ein Kunst-Kaufhaus eröffnen.
Vor einer Woche noch war es nur eine vage Idee – nun aber nimmt das Projekt konkrete Formen an: Bereits im Mai will der Langenberger Künstler Norbert Bauer im Wiemhof ein deutschlandweit wohl einmaliges „Geschäft“ eröffnen – und die Kommerzialisierung von Kunst ebenso unverhohlen wie augenzwinkernd als riesengroßes Happening feiern: „Alldie Kunst – das Kunst-Kaufhaus in LA“ nennt er das Projekt – in Anlehnung an den Lebensmitteldiscounter, der dort im Sommer 2009 seine Türen geschlossen hatte.
Und seitdem hatte es auch leer gestanden, das 800 Quadratmeter große Ladenlokal an der Wiemerstraße. Dass der Eigentümer, die LEG, bis heute keinen Nachmieter gefunden hatte, erkannte Bauer nun als Chance: Auf der Suche nach Lagerräumen für die Exponate der Kunstausstellungen Tuchfühlung I und II kam ihm der Gedanke, einfach mal beim Wohnungsunternehmen anzufragen. „Schließlich hat die LEG uns vor Jahren bei der Erstpräsentation der Grundsteinkiste in der ehemelaigen Avola-Halle schon mal unterstützt“, erinnerte sich Bauer.
Nun: Er fragte auch diesmal nicht vergeblich an. „Die LEG war sofort bereit, dem Verein Kunsthaus Langenberg die Räume zur Verfügung zu stellen“, berichtet Bauer. Sein ursprünglicher Gedanke, im ehemaligen Aldi-Ladenlokal nur die Tuchfühlungs-Exponate zu lagern und die Modelle des Kulturhauptstadt-2010-Projekts „Ruhr-Atolle“ in einer Dauerausstellung zu zeigen, hatte sich im Verlauf der vergangenen Woche allerdings zu einem respektablen Kunstprojekt ausgewachsen. Eben zum „Kunst-Kaufhaus LA.“
„Die sachlich kühle, aber eben doch vertraute Atmosphäre der ehemaligen Aldi-Räum gibt der Kunst einerseits den notwendigen Entfaltungsraum, eröffnet andererseits dem Besucher aber auch die Chance, sich der Kunst ganz unverkrampft zu nähern“, ist der Kurator der Ruhr-Atolle überzeugt. „Mit dem in mehrfacher Hinsicht barrierefreien Zugang zum Kunst-Kaufhaus wird der Verein Kunsthaus Langenberg einmal mehr seinem Anspruch gerecht, auch Zielgruppen anzusprechen, die den Weg ins Museum oder in die Galerie eher scheuen würden“, ist Bauer überzeugt.
Kunst zeigen, aber Künstlern auch die Möglichkeit geben, ihre Kunst zu verkaufen: Das ist auf einen kurzen Nenner gebracht das Konzept von „Alldie Kunst“. „Die Reaktionen der Künstler, die ich bisher auf das Kunst-Kaufhaus angesprochen habe, sind extrem positiv“, sagt Bauer.
Dem allerdings noch weit mehr vorschwebt. „Kinder sollen dort eine eigene Abteilung bekommen, in der sie ihre Arbeiten zeigen, aber auch Kunst kaufen können“, erläutert Bauer. Er will die Musik- und Kunstschule mit in das Projekt einbinden, und auch das Umfeld im Wiemhof künstlerisch gestalten.
Was Bauer, der erst im vergangenen Jahr in der Nachbarstadt sein „KWK“, das „Kunst-Werk-Kettwig“ eröffnete, allerdings wichtig ist: „Unser Verein wird das Kunst-Kaufhaus nicht auf Dauer allein ‘bespielen’ können.“ Daher sei es wichtig, eine möglichst große Resonanz in der Bevölkerung zu finden. „Wir brauchen ehrenamtliche Helfer, die das Projekt mittragen – wie damals bei den Tuchfühlungen“, erinnert der Künstler an die beiden großen Kunstprojekte, die vor Jahren -zigtausende Besucher aus nah und fern nach Langenberg lockten.
Dafür, dass sich so etwas wiederholen könnte, wird Bauer sogar wortbrüchig: „Nie wieder mache ich etwas in Langenberg“, hatte der Künstler geschworen, als man ihm vor Jahren den bereits bis zur Ausführungsreife gediehenen „Kunststau“ im Langenberger Tunnel quasi „auf der Zielgerade“ verboten hatte. Na ja: Sag’ niemals nie.