Velbert/Langenberg. . „Erst einmal den Ball flach halten“ - das ist die Taktik von Schulen und Polizei angesichts der Amokdrohung am Städtischen Gymnasium in Langenberg.
Erst einmal den Ball flach halten – das ist die Taktik von Schulen, Schulsozialarbeit und Polizei angesichts einer Amokdrohung wie jetzt in Langenberg (siehe Seite Langenberg). „Vielleicht hat der Urheber das ja nur verbreitet, um den Unterricht zu stören“, sagt Ulrich Stahl, bei der Stadt zuständig für den Bereich Schule. Deshalb werde im Grundsatz „Normalität weiter geführt, damit nicht irgendwelche Trittbrettfahrer meinen, ihre Englischarbeit nicht schreiben zu müssen“.
Auf die leichte Schulter nehme man eine Amokdrohung dadurch noch lange nicht, betont Stahl. „Die Polizei ist auf jeden Fall vor Ort. Schließlich muss man mit allem rechnen. Man darf aber auch nicht überreagieren.“ Letztlich sei aber auch kein Fall wie der andere: „Eine Schablone, die man da drauflegen kann, gibt es nicht. Man muss schon von Fall zu Fall individuell entscheiden.“
Stahl sind aus den vergangenen Jahren zwei Fälle von Amokdrohungen an Velberter Schulen bekannt: „Bei der einen hatte jemand die Drohung auf der Wand einer Toilette hinterlassen, bei der anderen an der Außenwand der Schule. Bei einer Sache wurde auch direkt die Schulleitung bedroht“, erinnert er sich. „Bei beiden haben wir auch entsprechend reagiert und es nicht an die große Glocke gehängt.“
Wie die Beteiligten – also Schule, Schulsozialarbeit, Stadt und Polizei – angesichts einer Amokdrohung letztlich handelten, hänge auch immer davon ab, wie viel Vorlauf man dafür habe, erklärt Stahl. „Wenn es beispielsweise eine Woche ist, dann kann man vorher alle Beteiligten an einen Tisch holen.“ Bei entsprechendem Vorlauf habe man zudem die Möglichkeit, schriftlich die Eltern zu informieren und sie entscheiden zu lassen, ob sie ihr Kind an dem entsprechenden Tag zur Schule schicken wollen oder nicht.
Und wie sind die Velberter Schulen auf unangekündigte Amokläufe vorbereitet? „Alarmpläne gibt es bisher zum Teil“, erklärt Stahl auf WAZ-Anfrage, „aber noch nicht flächendeckend.“ Seit dem Amoklauf von Winnenden im Jahr 2009 gebe es an den Schulen Ordner mit Empfehlungen vom Land, „aber letztlich wird das individuell von den einzelnen Schulen gestaltet“. Sie entscheiden beispielsweise über den Code, der allen signalisieren soll, dass ein Amokläufer an der Schule ist: „Das kann ein bestimmtes Klingelzeichen sein oder eine Durchsage mit einem entsprechenden Code – das sind Dinge, die müssen im Notfall greifen.“
„Eine Amokdrohung ist aber natürlich etwas anderes als ein tatsächlicher Amoklauf“, betont Stahl. „Wenn so etwas überraschend kommt, dann muss man natürlich anders reagieren. Aber ich denke, es war der richtige Schritt, jetzt bei der Drohung in Langenberg zu sagen: Wir halten erst einmal die Füße still.“