Velbert. . Jahresversammlung in der Hauptwache. Bürgermeister: „Ihr Modell ist das bessere, ist das zukunftsträchtigere“.
Im Januar rücken mehrere Löschzüge zur Straße „Zum Waschenberg“ aus, wo das Fachwerkhaus eines hauptamtlichen Kollegen brennt. Im Februar geht ein Feuer im Fachkrankenhaus Langenberg glimpflich aus. „Nicht zuletzt dank der hervorragenden Reaktion des Personals“, loben die Profis. Im Juli verhindert ein Lkw-Fahrer durch seine beherzte Reaktion, dass sein Müllfahrzeug im Birther Tunnel abbrennt. Wenige Tage später dann zum wiederholten Mal ein schwerer Pkw-Unfall auf der Werdener Straße. Außerdem bewahren Wehrleute frisch gepflanzte Bäumchen vor dem Verdursten, retten sie eine Hündin aus dem Hardenberger Bach, eilen sie im Oktober zu einem Massencrash auf der A 44, den ein ebenso kurzer wie heftiger Hagelschauer ausgelöst hat. – Soweit nur ein paar Beispiele rund ums „Löschen, Bergen, Retten, Schützen“ anno 2011.
„Gott sei Dank kein spektakuläres Jahr“, resümiert Wolfgang Kreggenwinkel, als er es auf der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr im gewohnt locker moderierten Kurzüberblick Revue passieren lässt. Das Ganze – ebenfalls wie gewohnt – in der rappelvoll besetzten Fahrzeughalle. Und es wären von den Aktiven noch mehr da, liefen nicht in der Hauptwache an der Kopernikusstraße an diesem Abend alleine drei Kreis-Lehrgänge.
Maximale Arbeitszeit von wöchentlich 48 Stunden für Arbeitnehmer
Hörbar weniger entspannt warnt sodann der langjährige Leiter der Feuerwehr angesichts laufender Verhandlungen vor aktuellen Plänen „Brüsseler Bürokraten“ in puncto Arbeitszeitrichtlinie. Deren Umsetzung würde nämlich nach Ansicht des Chefs massiv „das Funktionieren des Ehrenamtes gefährden“. Kreggenwinkel zufolge geht es um die gesetzliche Einbeziehung ehrenamtlichen Wirkens in die maximale Arbeitszeit von wöchentlich 48 Stunden für Arbeitnehmer, gegen die auch der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) wettert. Dieser sieht die Existenz der Freiwilligen Feuerwehren – deutschlandweit sind dort 1 036 000 Männer und Frauen ehrenamtlich im Einsatzdienst – bedroht. DFV-Präsident Hans-Peter Kröger mahnte kürzlich: „Das Ehrenamt wäre damit weitgehend unmöglich gemacht. Dies würde auch für viele andere Bereiche wie z. B. Sanitätsdienste und Wasserrettung, Sport und Kultur, Umweltschutz und viele andere mehr zutreffen.“ Der Verband lehnt „insbesondere eine Aufnahme der Freiwilligen Feuerwehren“ ab.
Vor Ort wird der Einsatz der Wehrfrauen und -männer samt ihrer Ehrenabteilung, Freunde und Förderer und – nicht zu vergessen – des jugendlichen Nachwuchses traditionell wertgeschätzt. Ein Zeichen dafür war auch bei dieser Versammlung die Präsenz von Vertretern aus Rat und Verwaltung. Und der persönliche, ausführliche Dank des Bürgermeisters. Für Stefan Freitag sind die wiederholten Brände samt der Begleitumstände im Hertie-Haus ein Beispiel für das „Spannungsfeld in unserer Gesellschaft“. Auf der einen Seite gebe es Eigentümer, die sich um ihr Eigentum offenkundig überhaupt nicht interessierten, und auf der anderen Seite Menschen mit der Bereitschaft, sich für das Gemeinwohl einzusetzen. Freitag zur Wehr-Versammlung: „Ihr Modell ist das bessere, ist das zukunftsträchtigere.“