Velbert. . Architekten des Forum Niederberg haben alternative Planung zum Shopping-Center-Projekt von HBB/ECE entwickelt.

„Wir wollen das Einkaufszentrum nicht zur Minna machen und in Grund und Boden reden“, versichert Heinz Behrendt. „Wir sind Planer und haben uns Gedanken über Alternativen gemacht, wie man das Projekt städtebaulich verträglicher machen kann.“ Der 81-Jährige hat gemeinsam mit Bernward von Chamier (77) – die zwei Architekten sind die „Väter“ bzw. Entwurfsverfasser des 1982 fertiggestellten Forum Niederberg einschließlich des Europaplatzes – „einige Wochen Arbeit reingesteckt“, um eine Alternative zu dem Shopping-Center-Projekt von HBB und ECE zu entwickeln, die sie als „maßstäblich der Umgebungsbebauung angepasst“ bezeichnen.

Die beiden Herren kritisieren, dass das Forum bei Realisierung des Centers in der bislang vorgestellten Art und Weise den Charakter eines Solitärbaus verlieren, der Platz massiv geschrumpft, dass Abstände und auch Maximalhöhen „missachtet“ würden. Behrendt: „Wir sehen unsere Urheberrechte massiv tangiert, weil der Charakter unseres Werkes erheblich beeinträchtigt wird.“

Zwei Komplexe sollen den großen Baukörper ersetzen

Behrendts und von Chamiers Überlegungen bzw. Pläne, über die sie vor Ort gerne einen öffentlichen „Dialog“ führen würden, sehen im Kern statt eines einzigen, großen Baukörpers zwei Komplexe vor: ein Marktquartier – maßgeblich auf dem Standort des Marktzentrums – mit maximal vier Ebenen und ein Forumquartier als mehrgeschossige Eckbebauung Ost-/Kolping-straße – quasi um die freigestellte Villa Herminghaus (künftig Museum) herum. Weitere Unterschiede: Die Corbygasse soll in ihrer Breite und der Europaplatz in Form und Konturierung erhalten bleiben. Ebenso die Wegführung Oststraße/Platz. Die Pkw sollen in einer Tiefgarage verschwinden, was den Parkhaus-Abriss und -Neubau an der Oststraße erübrigen würde. Und es sind, jeweils als oberste Etage, etliche Wohnungen geplant. Von Chamier: „In die Stadt gehören Menschen und keine Autos aufs Dach!“

Bei ihrem Forumquartier knüpfen die Architekten an den damaligen Wettbewerb an, zu dem auch ein Rathaus-Neubau zählte. Dort wollen sie kleinteiligen Einzelhandel, Gastronomie und die VHS unterbringen. Und wo einst – auf der Rückseite der Villa – ein Ratssaal vorgesehen war, schlagen sie heute einen Saal mit 450 Plätzen vor. „Als Kino oder als Audi-Max der VHS.“ Hinzu kommt eine Brückenverbindung zum Forum. Das Marktquartier zeichnen von Chamier und Behrendt mit öffentlichen Flächen, zu Fuß in mehreren Richtungen zu durchmessen, zuzüglich einer Passage zur Bahnhofstraße. Addiert beinhalten ihre Vorschläge an die 17 500 qm Ladenfläche. Beide zeigen sich überzeugt: „Das ist wirtschaftlich tragfähig.“

Ein durchaus spannender Ansatz

„Wir wollen den Faden wieder aufnehmen, wir werden uns mit den beiden Architekten weiter unterhalten“, kündigte Wilfried Löbbert auf WAZ-Nachfrage an. Er finde ihren „Ansatz durchaus spannend“, sagt der Leiter der Wirtschaftsförderung Velbert und kommentiert – vor allem mit Blick auf das „Marktquartier“ – folgendermaßen: „Solche offenen Center haben selbstverständlich auch ihren Reiz. Aber letztlich kriegsentscheidend sind die Anforderungen des Einzelhandels und die sehe ich nur in Teilen erfüllt.“ Wirtschaftlich, so Löbbert, seien solche Ansätze „unter den hiesigen Rahmenbedingungen“ nicht umsetzbar. Zudem hätten sie nicht das gewünschte Format eines komplett überdachten, wetterunabhängigen Shopping-Centers.

Keine Akquise vor Ort

Den öffentlich erstmals im Herbst 2011 präsentierten Entwurf der Investoren HBB und ECE wertet der Wirtschaftsförderer als „recht weit entwickelt, aber noch nicht endgültig“. Bei dem zugehörigen Bebauungsplan-Verfahren sei jetzt noch eine erneute, mithin dritte Offenlegung mit einer überarbeiteten Planung erforderlich. Der Grund sind Wilfried Löbbert zufolge „kleinere, aber nicht wirklich massive Änderungen“. Die Grundkonzeption habe sich allerdings nicht verändert. Der Satzungsbeschluss sei für den kommenden Juli vorgesehen.

Entschieden weist Löbbert auf eine weitere Nachfrage dieser Zeitung Kritik bzw. Vorwürfe zurück, die Verwaltung betreibe vor Ort aktiv Akquise für das Shopping-Center.

Baudezernent Andres Wendenburg rechnet mit dem Baubeginn für Anfang 2013 und der Eröffnung im Herbst 2014. Die Pläne würden von Mai bis Juni offengelegt.