Velbert. . Stimmwunder Daniela Bruera vom Landesdtheater Detmold begeistert in Verdis „La Traviata“. Aufführung im Forum.
Verdis „La Traviata“ wird immer wieder und überall aufgeführt, das Werk ist ein musikalischer Dauerbrenner weltweit. Dabei handelt es sich um eine Geschichte aus dem 19. Jahrhundert, für die wir heute kein großes Verständnis mehr aufbringen. Ein Mann verliebt sich in eine Kurtisane (schon dabei weiß man kaum noch, dass dies eine Art Prostituierte sein soll), sie leben auf dem Land bei Paris glücklich und von der dortigen Gesellschaft akzeptiert. Nicht so auf dem Lande, woher der Liebhaber stammt und wo man es als eine Schande empfindet, so zu leben und weshalb die Schwester des Liebenden und Geliebten nicht „ehrenhaft“ heiraten kann. Der Vater setzt der Kurtisane zu und sie verzichtet – auch weil sie krankheitshalber den Tod herannahen fühlt. Sie trennt sich von ihrem Geliebten, der darf aber nichts von den Beweggründen wissen.
Es bleibt Liebesleid
Was bleibt? Liebesleid. Und das ist zeitlos. Ebenso wie die Musik Verdis, die immer noch umwerfend ist. Viele Melodien liegen einem im Ohr und doch werden sie nie lästig, sind immer eingängig, bewegend. Und diese Musik wurde vom Landestheater Detmold hochkarätig dargeboten. Die sängerische Leistung war durchgehend auf höchstem Niveau, das Orchester makellos, eindringlich. Herausragend die Interpretin der Traviata, Daniela Bruera, deren Möglichkeiten des Ausdrucks in den Höhen und Tiefen, im Piano wie im Forte, im Lyrischen wie im Dramatischen fast unbegrenzt erschienen, ohne Nachlassen der Spannkraft bei fast pausenloser Präsenz. Ein Stimmwunder, das das Publikum beglückte. Begeistert waren die Zuhörer auch von dem sonoren Bass des Vater-Darstellers Andreas Jören und von der Stimme und der Ausdruckskraft des Liebhabers Per-Hakan Precht. Auch die kleineren Rollen waren gut besetzt, der Chor leistungsstark.
Das Bühnenbild zeigte Violetta, die Kurtisane, in einer Sanduhr – ihre Zeit lief unerbittlich ab, eine Drehtür symbolisierte das Kommen und Gehen von Leichtfertigkeit und Ernsthaftigkeit, von glücklichen und von leidvollen Ereignissen, und manches drehte sich sehr schnell ins Gegenteil. Schwierig zu ertragen war allerdings das durchgehende Schwarz auf der Bühne und das starre Bestrahlen nicht nur der Personen, sondern auch des Publikums. Getoppt wurde diese Szenerie dann noch durch den Sarg, den die Kurtisane selbst hereintrug. Das Stück ist tragisch und düster genug, es muss nicht durch Schwärze und Schauernis noch dunkler werden. Der Tod ist zwar gegenwärtig, die Liebe aber mächtiger, und von dieser wurde auch gehandelt, gesungen, gelitten. Das hätten Regie und Bühnenbildner im Auge haben müssen.
Begeisterte Resonanz
Die musikalische Leistung war aber dermaßen überzeugend, dass man über diesen Fehlgriff doch noch hinweggekommen ist. Beim Hinausgehen hörte man allenthalben, dass dieser Abend das Beste gewesen sei, was in der letzten Zeit im Forum geboten wurde. Natürlich war allen klar, dass dies hauptsächlich der Darstellerin der Traviata zu verdanken ist.
Man hört, dass Anna Netrebko, deren Starrolle ja die Violetta in der „Traviata“ ist, demnächst in Münster ihren großen Auftritt hat. Nachdem man aber Daniela Bruera in Velbert gehört und gesehen hat, kann man sich gut und gerne das Ereignis in Münster ersparen.