Velbert. . Die ausrangierten Weihnachtsbäume landen bei der GKR. Der Velberter Haufen ist allerdings dreckig, weil er aus der Bio-Tonne kommt.

Der „Doppstadt AK 430 Profi“ macht kurzen Prozess. Größe? Egal. Gewicht? Uninteressant. Herkunft? Irrelevant. Es dauert nur eine Minute. Vielleicht zwei. Dann ist alles vorbei. Zumindest für den Moment, bis der Schlund des gewaltigen Schredders Nachschub bekommt. Den gibt es unentwegt – auf zwei Wegen.

Hier an der Haberstraße im Industriegebiet „Zur Röbbeck“ ist Endstation für die ausrangierten Weihnachtsbäume. Majestätische Nordmanntanne oder nackte, abgenadelte Standard-Fichte: Dicht an dicht purzeln die Schmuckstücke a. D. aus der Heckklappe des Lasters. Wie der Kettenraucher, der am glimmenden Filter die nächste Zigarette ansteckt, lösen die beladenen die gelöschten Lkw auf dem Gelände der Gesellschaft für Kompostierung und Recycling Velbert (GKR) ab. Vor dem sich auftürmenden Haufen Grün warten Betriebsleiter Hubert Kotlarz und sein Team bereits mit dem Räumer. Schaufel um Schaufel füllen sie den Schredder, pro Fuhre eine halbe Tonne Tannen.

360 PS starke Dieselmaschine treibt den Schredder an

Es riecht nach Erde, nach Kompost oder eben nach frisch gehäckselten alten Nadelbäumen. Je nach Wind. Der Schredder verleibt sich mit seiner mächtigen Einzugswalze alles ein. Mit der 360 PS starken Dieselmaschine schafft er zwölf Tonnen pro Stunde.

Mit viel Krach und Pfeffer schießt das Schreddergut im 45-Grad-Winkel über ein Förderband wieder ins Freie – und türmt sich zu einem neuen, grünen Haufen Biomasse auf. Die bis zu 100 Millimeter großen Stücke finden in Holzkraftwerken ihre Abnehmer. 39 Euro pro Tonne zahlt die Stadt, damit sich das Kapitel Weihnachtsbaum sauber schließt. Und zwar die Stadt Wuppertal.

Die Technischen Betriebe Velbert (TBV) dagegen zahlen stolze 80 Euro pro Tonne. Für die Ladungen, die aus dem Stadtgebiet bei der GKR eintreffen, gibt es einen separaten Haufen. Und der ist überhaupt nicht grün. Nur vereinzelt lugen Weihnachtsbäume aus dem braunen Berg. „In Velbert werden die Bäume mit der Biotonne abgeholt. Und alles, was der Velberter da rein schmeißt, landet dann inklusive der Tannen hier bei uns“, sagt Kotlarz und macht kein Geheimnis daraus, das er die Wuppertaler Lösung für die bessere hält.

Hoher Plastikanteil – deshalb finden sich keine Abnehmer in der Umgebung

Der Velberter Haufen wird ebenfalls geschreddert. Der häusliche Biomüll, aber auch Elektroschrott, alte Handys und sogar Autobatterien mischen sich mit den Tannen. „Wenn wir eine Autobatterie finden, nehmen wir sie raus. Aber ansonsten wandert alles durch die Maschine“, erklärt Kotlarz. Durch den im Vergleich zu reinen Weihnachtsbaumfuhren deutlich höheren Plastikanteil finden sich keine Abnehmer in der Umgebung.

Das Velberter Schreddergut, das während der ersten vier Januarwochen (so lange holen die TBV die Bäume ab) anfällt, geht über die Kompostierungsgesellschaft Düsseldorf/Mettmann (KDM) mit Sitz in Ratingen weiter an entfernte Abnehmer.

Trotz der 41 Euro, die in Velbert mehr pro Tonne Tannenbäume gezahlt werden, versichert Detlef Schäfer, Abfallberater der TBV, dass dieser Weg aus logistischen Gründen der richtige sei. „Ich kenne die Preise. Aber bei einer Sammelabholung entstünden durch die Extra-Tour mit Personal noch mehr Kosten.“ Es sei umgelegt auf die gesamte Abfuhr nicht wirtschaftlich, dem Wuppertaler Modell zu folgen.

Laut TBV seien im vergangenen Jahr rund 120 Tonnen an Weihnachtsbäumen zur GKR gefahren worden.

Die dazugehörige Rechnung ist simpel: Bei 120 Tonnen zu je 80 statt 39 Euro kostet die Entsorgung 4920 Euro mehr als bei einer vom Biomüll getrennten Anlieferung. Daraus folgt: Bei einem durchschnittlichen Gewicht von acht Kilo pro Baum müssten rund 15 000 Exemplare abgeholt werden. Und das scheint inklusive Personal für unter 5000 Euro kaum möglich.

So ist der Velberter Haufen offenbar eine wirtschaftliche, wenn auch nicht besonders saubere Lösung.

Dem Schredder ist das egal, er trennt nicht. Aber Müll hat ja auch nur eine Silbe.