Neviges. Zwei telefonzellen aus der britischen und der französischen Partnerstadt von Velbert stehen jetzt am Nevigeser Busbahnhof. Aber statt zu telefonieren können die Passanten dort jetzt lesen.
Es sind keine normalen Telefonzellen, die am Busbahnhof Neviges stehen. Die beiden Telefonhäuschen sehen auch nicht aus wie die normalen gelben Kästen der Telekom die noch vereinzelt in der Stadt stehen. Das eine ist ein britisches Telefonhäuschen aus der englischen Partnerstadt Corby und das andere eine typisch französische Zelle aus der Partnergemeinde Chatellerault. Beide sind Geschenke der Partnerstädte.
Ein weiterer Unterschied liegt an dem Telefon – das ist nämlich gar nicht mehr vorhanden. In den Telefonzellen stehen stattdessen jetzt Bücher. Früher standen die kleinen Häuschen an der Corbygasse neben dem Forum Niederberg, wurden aber im Zeitalter des Handys immer weniger genutzt. Waren zudem Ziel von Vandalismus. Da kam Carola Schröder und ihrem „Sozial-Orientierten-Service“ (S.O.S-Team) die Idee, den Bürgern Bücher zum Lesen zu Verfügung zustellen. Da boten sich die Telefonzellen als Literatur-Depot gut an. „Wir wollen die Menschen wieder zum Lesen bringen und nicht, dass sie den ganzen Tag vor dem Rechner sitzen.“ Schon im Jahr 2010 stand der Plan des Projektes „Lesbar“ fest, doch mussten die demolierten Telefonzellen erst einmal repariert werden. Darüber hinaus brauchten sie einen neuen Anstrich. Blieb noch die Standortfrage. Nach einigen Überlegungen wurde eine Fläche am Nevigeser Busbahnhof als geeignet angesehen. Jetzt fehlten noch die Bücher. Mit einem Spendenaufruf konnten diese dem S.O.S.-Team zur Verfügung gestellt werden. Carola Schröder ist stolz: „Bis jetzt haben wir schon 5 600 Bücher.“ Die abgegebenen Bücher werden nach verschiedenen Kategorien im Computer eingegeben und mit einer Nummer gekennzeichnet. „So sehen wir, welche Bücher von den Lesern genommen wurden und welche noch in den Telefonzellen stehen“, erklärt Schröder. Im französischen Telefonhäuschen sind jetzt die Kinderbücher untergebracht und die britische Zelle ist mit den Erwachsenenbüchern bestückt. Jeden Morgen werden die Bücherzellen kontrolliert und manchmal ist ein Buch zu den 700 Bänden hinzu gekommen. Oftmals sind es aber auch weniger Bände als am Vortag. Dann wird der Bestand wieder ergänzt. „Leider laufen viele Passanten an den Telefonzellen vorbei“, bedauert Carola Schröder. Doch es darf sich jeder dort Bücher ausleihen. Sie behalten oder auch eigene Lektüren einstellen. Viele Anrufe hat das S.O.S.-Team schon erhalten und immer nur gute Rückmeldungen von Bürgern, die das Bücherzellen-Projekt für eine sehr gute Einrichtung halten, bekommen. Carola Schröder abschließend: „In vielen Städten gibt es diese Bücherdepots, egal ob in einer Telefonzelle oder anders. Überall kommt die Idee gut an.“