Velbert. . Auf den Friedhöfen hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Die klassischen Wahlgräber werden weniger, und es entstehen immer mehr Freiflächen in den einst dicht belegten Reihen von Gräbern.
Auf den Friedhöfen hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Die klassischen Wahlgräber werden weniger, und es entstehen immer mehr Freiflächen in den einst dicht belegten Reihen von Gräbern. Dafür sind über die Zeit Neuheiten, wie die Kolumbarienwand oder „amerikanische Grabfelder“ hinzugekommen.
„Vor rund 15 Jahren begann langsam eine Abwendung von traditionellen Beerdigungsformen hin zu neuen Varianten“, erzählt sich Grabmalgestalter Jörg Sasse: „Die normalen Einzel- oder Doppelwahlgräber sind seitdem immer weniger geworden.“
Ende der 90er Jahre habe es zunächst „eine Welle der anonymen Bestattungen auf den städtischen Friedhöfen gegeben“, erklärt Christian Stotzka vom Beerdigungsinstitut Velleuer. Ausschlaggebend für die Umstellung seien die deutlich geringeren Kosten gewesen. Aber auch, dass sich die heutzutage oftmals nicht vor Ort lebenden Angehörigen nicht um die Rasen- und Grabpflege kümmern müssen.
Doch die pflegefreie Variante brachte für viele Hinterbliebene Nachteile mit sich: „Ihnen gefiel nicht, dass sie bei der Beisetzung nicht dabei sein konnten und es keinen Punkt mit Namensnennung gab“, so Stotzka weiter. „Mittlerweile sind die anonymen Bestattungen fast ganz verschwunden. Dafür werden teilanonymisierte Gräber bevorzugt, die individuell gestaltet werden können und trotzdem pflegefrei sind.“ Auf den vier städtischen Friedhöfen „wird diese Variante verstärkt nachgefragt“, bestätigt Diplom-Ingenieur Gisbert Böker, bei den Technischen Betrieben zuständig für Forst und Friedhöfe.
Zu den pflegefreien Beerdigungsformen zählen die stillen Rasenreihengräber mit Steinplatte, auch „amerikanischen Grabfelder“ genannt. Dabei wird ein Sarg oder eine Urne auf einer großen Wiese beerdigt und mit einer einheitlichen Platte oder Stähle gekennzeichnet. „Auf der Platte kann der Name und das Geburts- oder Sterbedatum vermerkt werden“, erklärt Holger Engel, Inhaber des Bestattungsinstituts Huben. „Die Grabfelder müssen in der Mähzeit von April bis Ende Oktober frei gehalten werden. In der Zwischenzeit sind auf manchen Friedhöfen Gestecke und Grablampen erlaubt.“
Auf dem Nordfriedhof wird seit ein paar Jahren eine „Baumhain-Bestattung“ angeboten, bei der die Urnen um einen Baum beigesetzt werden. „Die Angehörigen können den Ort auswählen, ob um den Ahorn oder unter der Magnolie“, sagt Stotzka. „Das ist wichtig, schließlich wünschen sich die meisten eine Anlaufstelle.“
Es helfe den Hinterbliebenen, eine zentrale Anlaufstelle und einen Platz zum Austausch zu haben. Deshalb gebe es nach wie vor viele Familien, die sich für ein klassisches Wahlgrab entscheiden: „Sie möchten die Möglichkeit haben, das Grab individuell und nach Vorlieben des Verstorbenen zu gestalten“, so Stotzka. „Eine Anlaufstelle ist für die Trauerarbeit wichtig.“
Neben einem zentralen Punkt würde für die Hinterbliebenen die individuelle Gestaltung des Grabes immer wichtiger: „Ein Sarg kann nur in die Erde, während eine Feuerbestattung mehrere Beisetzungsmöglichkeiten bietet“, erklärt Engel. So kann eine Urne in der Erde oder in eine Kolumbarienwand die letzte Ruhe finden oder auf einem Aschestreufeld verteilt werden. Wer es ganz exklusiv mag, kann aus der Asche künstlich Diamanten herstellen lassen und diese in einen Ring oder Anhänger tragen.
Jeder trauert anders.