Kreis Mettmann. . In Mettmann wurden bis Oktober 151 Personen getestet – kein Infizierter war darunter

Genaues weiß man nicht. Zahlen gibt es trotzdem, veröffentlicht anlässlich des Welt-Aids-Tags: „In Deutschland lebten Ende 2010 über 70 000 Menschen mit HIV und Aids. Jährlich werden etwa 3000 neue Ansteckungen gemeldet“, so die Pressestelle des Kreises Mettmann. Im Kreis selbst wurden im letzten Jahr 205 HIV-Antikörpertests durchgeführt. Von Januar bis Oktober 2011 ließen sich 151 Personen testen. „Keiner der Tests war positiv“, heißt es weiter.

Aus dieser Statistik könnte man schließen, in Velbert gebe es kein Aids. Das ist nicht richtig (siehe Zweittext). Vielmehr gibt es gibt eine Dunkelziffer und Doppelerfassungen“, erklärt der Leiter des Kreisgesundheitsamtes Dr. Rudolf Lange. Vielleicht“, gibt er zu bedenken, „haben einfach weniger Menschen einen Aids-Test gemacht.“ Rein rechnerisch leben im Kreis 438 Personen mit Aids.

Genaue Zahlen sind schwer zu ermitteln, weil ein Test auf Freiwilligkeit beruht. „Die, die zu uns kommen, haben reflektiert und die Entscheidung bewusst getroffen“, führt Lange weiter aus. Als Beispiel nennt er ein junges Pärchen, wo beide Partner eine bewegte (sexuelle) Vorgeschichte erlebt und nun die Familienplanung ins Auge gefasst haben. Auch andere Menschen mit wechsenden Beziehungen kämen, beschreibt der Fachbereichsleiter das Klientel, ohne dass er es diskreditierend meint.

„Wenn ich mein Leben Revue passieren lasse, könnte es zu einer Infektion gekommen sein“ ist der zentrale Gedanke der Menschen, die sich dem Test stellen. Über Symptome findet niemand den Weg zum Gesundheitsamt oder der Außenstelle in Velbert. „Nur im Vorbeigehen ist es auch schwierig“, erklärt Lange.

Nach Anmeldung erhält man einen Beratungstermin mit einer Ärztin – „immer“, betont Lange. Das Gespräch werde mit Behutsamkeit geführt, Motiv und Hintergrund erfragt. Und ganz wichtig: anonym. Er gibt zu bedenken, dass ein Aidstest erst sinnvoll ist, wenn er drei Monate nach der eventuellen Infektion durchgeführt wird. Diesen Test bietet das Gesundheitsamt ebenfalls an, kostenlos. Dazu wird Blut abgenommen. Es folgen ein paar Tage der Folter. Das Ergebnis des zweistufigen Verfahrens erfahren die Betroffenen etwa nach 14 Tagen.

Entweder macht sich Erleichterung breit oder aber das Gesundheitsamt verweist „medizinisch an kompetente Stellen und Einrichtungen und zur allgemeinen psychosozialen Betreuung, wie der Aids-Beratung“, erklärt der Mediziner das weitere Prozedere. Alleingelassen werden die Aids-Patienten nicht. Und: Je früher die Immunkrankheit erkannt wird, desto besser. Ein Todesurteil ist sie nicht mehr.

„Jede Reaktion auf HIV-Positive ist anders, aber der Schock ist nicht mehr ganz so groß wie früher“, findet Dr. Rudolf Lange und fügt hinzu: „Wir sind sozusagen die Screening-Stelle für die Entdeckung von Aids.“