Velbert.

Kreuzfahrten zum Nulltarif, günstige Potenzmittel und Geldgeschenke aus Tahiti – im Internet wimmelt es von dubiosen Angebote. Und weiterhin fallen Bürger auf Maschen der Trickbetrüger rein. Im weltweiten Netz hat die Abzocke Hochkonjunktur.

Gerade in diesem Bereich sind die Mitarbeiter der Velberter Verbraucherzentrale gefragt. Gestern feierte die Beratungsstelle mit Gästen aus Politik und kommunalen Behörden ihren 20. Geburtstag. Der kleine Festakt stand unter dem Motto „Mit uns geschieht Ihnen Recht“ – und alle Redner würdigten die Arbeit von Leiter Andreas Adelberger und seinem Team.

„Die Arbeit der Verbraucherzentrale hat sich enorm gewandelt. Früher ging es um Produktberatung, heute eher um Rechtsberatung“, betonte Erwin Knebel. Der Verwaltungsratschef der NRW-Verbraucherzentrale wies darauf hin, dass Internet-Surfer „vor Abzocke und Kostenfallen geschützt werden“ müssen. Er lobte dabei das Engagement, das Andreas Adelberger und seine Kollegin Birgit Tüch an den Tag legen.

Dennoch stand die Verbraucherzentrale zeitweilig vor dem Aus. In Velbert regiert seit dem Haushaltssicherungskonzept der Rotstift, Einrichtungen konnten nicht mehr mit Zuschüssen kalkulieren. „Wir ständen hier nicht in gelassener Atmosphäre, wenn nicht der Kreis Mettmann sich der Sache angenommen hätte“, erinnerte Bürgermeister Stefan Freitag an eine Phase der Ungewissheit. Der Kreistag beschloss, die Verbraucherzentrale an der Friedrichstraße weiter finanziell zu unterstützen, und da auch noch Landesmittel zur Verfügung standen, war der Fortbestand gesichert. „Das kommt selten vor, dass ein Bürgermeister den Kreis lobt“, sagte Thomas Hendele mit einem Schmunzeln.

Der Landrat hatte zur Feier neben dem obligatorischen Scheck auch eine Aussage, die Hoffnung macht, mitgebracht: „Wir wollen die beiden Standorten in jedem Fall erhalten.“ Heißt: die Bewohner im Süden erhalten weiterhin Beratung in Langenfeld, die im Norden weiterhin in Velbert.

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Von Matthias Spruck

Der Bedarf kann durch Zahlen belegt werden: 170000 Ratsuchenden nutzten seit 1991 die Dienstleistungen der Beratungsstelle, im vergangenen Jahr waren es 10619 Anfragen. „Dabei sind siebenhundert auf gefälschte Briefe im Internet reingefallen. Viele werden auch am Telefon abgezockt“, erzählt Andreas Adelberger aus seinem Arbeitsalltag. Gerade ältere Verbraucher gehen den Betrügern, die im Gespräch doch noch „so nett waren“ auf den Leim. Wenn dann die dicke Rechnung ins Haus flattert lautet die Frage: „Muss ich das auch bezahlen?“

So kam vor ein paar Wochen eine ältere Dame in die Verbraucherzentrale, die Ärger mit einem Telekommunikationsunternehmen hatte. „Mir wurde in einem Ladengeschäft ein Internetstick aufgeschwatzt, den ich gar nicht verwenden konnte“, klagte die Frau. Am Ende musste die Verbraucherin nicht zahlen. „Ich bin heilfroh, dass es so ein Anlaufstelle gibt“, lobte sie.

Somit werden die Verbraucherschützer weitergebraucht. Andreas Adelberger hat auch schon den Wunschzettel für den 25. Geburtstag formuliert: „Ich hoffe, dass wir den Herausforderungen, die im Gesundheitsbereich auf uns zukommen, gewachsen sind.“