Neviges. .
In Neviges war Christo nachweisbar nicht. Dennoch mutet das Schloss derzeit wie ein Werk des weltbekannten Verpackungskünstlers an. Nur das barocke Dach mit den Mansarden schaut aus der kompletten Verhüllung heraus. „Das ist sehr wichtig, um die Staubentwicklung zu binden“, erklärt Udo Misiak die Notwendigkeit der Maßnahme. Denn bis Mitte Oktober wird noch die erste Putzschicht - der so genannte Spritzmörtel oder Spritzbewurf - auf das rohe Mauerwerk des Herrenhauses aufgetragen. Das Wort „Wintermantel“ mag der Projektleiter der Schloss-Sanierung in diesem Zusammenhang gar nicht gerne hören. „Es dient ausschließlich der Sicherung des Materialgefüges.“ Und das ist dringend erforderlich. Denn im Laufe der Jahrhunderte wurde das Schloss nicht nur immer wieder umgebaut. Es gab auch jede Menge Erweiterungen. Und jede Zeit nutzte ihre Materialien. So besteht die Außenhaut unter anderem aus Ziegeln, Grauwacke und Sandstein. Dazwischen entdecken die Maurer immer wieder unerwünschte Hohlräume. An diesen Stellen sind Schläuche angebracht, durch die Injektionsmörtel gespritzt werden soll, um die Löcher „zu stopfen“. Bei der Suche nach Hohlräumen gab das Schloss auch das eine oder andere Geheimnis preis. An der Ostfassade beispielsweise entdeckten die Sanierer bei ihrer Suche nach „Löchern“ im Gemäuer im ersten Stock einen versteckten Wandschrank. Die bis dahin unentdeckte Holzverkleidung im Innern des Hauses verriet es.
An vier Tagen der Woche bringen in 12-Stunden-Schichten Fachleute gegenwärtig unter Hochdruck die Trockenputzmischung auf die – fast fertige – Ostfassade auf. Der Putz muss anschließend befeuchtet werden. Später – wenn wieder Geld für die Schloss-Sanierung zur Verfügung steht – folgen nach dieser „Grundierung“ noch der Unter- und dann der Oberputz. Besonders wichtig ist Udo Misiak das Schloss als „geschlossene Hülle“ überwintern zu lassen. Damit keine Schäden am und im Haus entstehen wird die uralte Heizung „im Minimalbetrieb“ in Gang gehalten.
Der nächste Sanierungsschritt wäre bei Bereitstellung der erforderlichen Gelder die komplette Verankerung des Mauerwerks „zur endgültigen statischen Sicherung“. 2,7 Mio. Euro fehlen noch. Misiak: „Zurzeit gehen die Überlegungen dahin: Wie kriegen wir die Baumaßnahme an die Fördermittel angepasst.“