Langenberg. . Die Bürgerhaus-Sanierung hat ihr erstes Opfer gefunden: Die „Sinfonietta concertante“ löst sich auf – nach knapp 16 Jahren, mit einem Abschiedskonzert.
Nein, ihren 16. Geburtstag wird sie nicht mehr erleben – und Langenberg wird um ein bedeutendes Stück Kulturleben ärmer: Mit einem großen Abschlusskonzert verabschiedet sich am kommenden Dienstag die Sinfonietta concertante Velbert-Langenberg von ihren Zuhörern. Fast auf den Tag genau 16 Jahre nach ihrer Gründung wird sich das Kammerorchester rund um seine Gründer-Familie Beckmann-Pliquet just an jener Stelle vom Auditorium verabschieden, an der am 17. September 1995 auch alles begann: Im großen Saal der Vereinigten Gesellschaft.
„Wir alle bedauern die Verabschiedung der Sinfonietta concertante“, sagt Dr. Reinhold Beckmann, dessen Ehefrau Sabine Beckmann-Pliquet das Ensemble 1995 gründete. Beckmann, der „als einziger Nicht-Berufsmusiker“ in der Sinfonietta Violoncello spielte, nennt auch die Gründe für den Abschied: „Die fehlende Verfügbarkeit der orchestralen Kerntruppe, die ständige Unterfinanzierung der Konzerte, die mit großem Aufwand betriebene schwierige Organisation und die starke Verzögerung der Bürgerhaussanierung sind wesentliche Aspekte für diese Entscheidung.“
Rückblickend, sagt Beckmann, seien die aktiven Jahre der Sinfonietta erfolgreich in ihrer auf Qualität bedachten Musikdarstellung gewesen, wobei man stets ein Gewicht auf die Bevorzugung junger professioneller, möglichst lokal gebundener Künstler gelegt habe. „Beifall und Anerkennung waren groß und dafür danken wir den vielen Zuhörern und Förderern.“
„Keimzelle und Kontinuum der Sinfonietta“ seien die Familie Beckmann-Pliquet, Freunde, Musiklehrer und Studenten der Musik gewesen, stets in Verbindung mit der Folkwang Hochschule Essen und dem Folkwang Kammerorchester.
Gemäß Satzung des 1997 gegründeten und im vergangenen Jahr aufgelösten Fördervereins habe man in den vergangenen Jahren vielen jungen Musikern das wichtige solistische Auftreten ermöglicht – oftmals als erstes Podium überhaupt. Beckmann: „Erwähnt seien die Velberter Musiker Roland Faber, Martin Tchiba, Lisa Brunsch, Nikola Holzbach, Georg Baberkoff, die Brüder Matthias und Michael Beckmann-Pliquet, die Cellistin Isa von Wedemeyer, aber auch viele Studenten der Folkwang Hochschule und Mitglieder des Folkwang Kammerorchesters.“
Auf rund 50 Konzerte kann die Sinfonietta zurückblicken. Zwei feste Konzerte waren es jährlich, neben der Mitgestaltung von Kirchenkonzerten und den eigenen Benefizkonzerten – beispielsweise für die neue Orgel in St. Michael, für eine Behindertengrundschule in Belgrad im Januar 2001 oder für die Deutsch-Iranische Kinderhilfe des Langenberger Kinderarztes Dr. Karim.
Nachdem bereits beim Konzertdebüt 1995 der große Saal der VG mit über 120 Zuhörern aus allen Nähten platzte, fanden die folgenden Konzerte vor allem im Bürgerhaus statt, aber auch in der Mehrzweckhalle der Ev. Kirchengemeinde Nierenhof – meist vor 300 bis 400 Zuhörern.
Dass dem großen, vor allem aber auch dem kleinen Saal des Bürgerhauses im Hinblick auf die Geschichte der Sinfonietta eine ganz besondere Bedeutung zugekommen sei, lässt Beckmann nicht unerwähnt. „Vor allem der Kammermusiksaal in der ersten Etage des Bürgerhauses ist einer der schönsten weit und breit – er ist wie geschaffen gerade für die Kammermusik.“