Es wächst und gedeiht: Feuchte Luft und warme Temperaturen lassen die Pilze sprießen
Es ist kaum zu übersehen. Ob im heimischen Garten, auf der Wiese im Park oder beim Spaziergang durch den Wald: Pilze sind in diesem Jahr stark verbreitet. Und was unsereins schwitzen lässt, ist für die Pilze ein echter Wachstumsförderer. Besonders die feuchte und schwüle Luft gepaart mit den hohen Temperaturen machen einen jeden Waldboden für alle Arten von Pilz zum Paradies.
Das weiß auch Naturexperte Dr. Helmut Beine vom Naturschutzbund Velbert: „Ich finde das momentane Wachstum der Pilze sehr gut, auch wenn die Höchstzeit eigentlich erst im September oder im Oktober sein sollte und nicht jetzt schon“, so der Profi.
Was viele nicht wissen ist, dass das was sie beim Spaziergang an teilweise merkwürdig geformten und komisch aussehenden „Pinnchen mit Hüten“ auf dem Boden sehen, ein wahres Wundermittel für Bäume ist.
„Die Pilze sind sogar lebensnotwendig für Bäume. So wie für den Menschen das Eisen im Blut ist, ist das Magnesium für den Baum. Dieses Magnesium befindet sich zusammen mit vielen anderen Mineralien im Erdboden und ist für die Wurzeln der Bäume nicht einzeln aufnehmbar“, erklärt der Experte.
Mehr als nur Stiel mit Hütchen
Um zu verstehen, was ein Pilz macht, muss man allerdings wissen, dass zum tatsächlichen Pilz viel mehr gehört, als nur der Stiel mit seinem Hütchen. Unterirdisch befindet sich ein Geflecht aus feinsten Härchen, das so genannte Myzel, welches den unsichtbaren Teil ausmacht. Dieses Geflecht erstreckt sich unter der Erde wie die Wurzeln der Bäume.
Der Pilz also, mit allem was zu ihm gehört, zersetzt Mineralien, und bei eben dieser Zersetzung wird das für die Bäume wertvolle Magnesium freigesetzt. Mithilfe des unterirdischen Wurzel-Myzel-Geflechts gelangt es dann an den Baum. Doch das Wundermittel Pilz beherbergt neben seinen hilfreichen Eigenschaften auch einige gefährliche, nämlich die giftigen.
Fachmann Dr. Helmut Beine weiß, dass das Giftpotenzial oft unterschätzt wird: „Natürlich haben auch wir in der Umgebung giftige Pilze. Die befinden sich überall. Ich denke da zum Beispiel an den Fliegenpilz, den jedermann kennt. Es ist wirklich wichtig, als Laie die Finger vom Pilze sammeln zu lassen“, warnt der Kenner.
Dabei könnte man doch gerade jetzt Körbe voll von Pilzen sammeln um mal eben dem Mittagessen zu Hause den besonderen Geschmack zu geben. Doch Dr. Carola Seidel aus der Informationszentrale Vergiftungen in Bonn bestätigt die Warnungen von Dr. Beine.
Höchste Vorsicht gilt
„Auf keinen Fall sollte man irgendetwas essen, was man nicht kennt. Pilze sammeln sollte man nur, wenn man auch wirklich Ahnung davon hat. Am meisten Anrufe erhalten wir nämlich von denen, die dachten Bescheid zu wissen und sich nicht über die Verwechslungsgefahr bewusst waren“, betont Seidel. Also gilt höchste Vorsicht: „Mal eben sammeln“ für die heimische Fleischpfanne sollte man also besser nicht.
Falls es tatsächlich nach dem Konsum von Pilzen zu Beschwerden kommt, sollte man schnellstmöglich bei der Giftzentrale anrufen und versuchen herauszufinden, welche Art von Pilz man gegessen hat, oder ob die Beschwerden anderer Natur sind.
Wenn möglich solle sogar ein Pilzsachverständiger zur Rate gezogen werden, der an eventuellen Pilzresten genaueres feststellen könne, rät Dr. Carola Seidel. Sei man sich nach ausreichender Klärung der Sachlage sicher, dass die Beschwerden auf den Pilz zurückzuführen sind, und eine ernsthafte Gesundheitsgefahr bedeuten, solle man umgehend das nächste Krankenhaus aufsuchen.