Langenberg. . Bei der Sprechstunde am Froweinplatz bekam Stefan Freitag auch kritische Töne zu hören. Doch dann sprach der Bürgermeister erklärende Worte zum Bahnhof. Und das tat er erstmals – öffentlich.

Die Taubenfreunde waren die Ersten. Als Stefan Freitag gestern beim Wochenmarkt auf dem Froweinplatz um zehn Uhr seine Bürgermeister-Sprechstunde eröffnete, sah er sich gleich von einer Zahl engagierter Tierschützer umringt. Fast eine halbe Stunde nutzten Uwe Schulz und seine Mitstreiter die Chance, um beim Bürgermeister für eine Idee zu werben, die dem Tierschutz und der Sauberhaltung der Stadt gleichermaßen dienen soll: ein Taubenhaus, in dem Langenbergs Stadttauben nicht nur gefüttert, sondern durch Fortnahme ihrer Gelege auch in ihrem Bestand kontrolliert werden sollen.

Während es die „Taubenfreunde Langenberg“ noch bei eindringlichen Appellen und Bitten bewenden ließen, schlug dem Stadtoberhaupt kurz darauf blanke Empörung entgegen, als Gudrun Laufenberg sich an den Bürgermeister wandte. „Ich finde das ungeheuerlich, was da mit dem alten Bahnhof passiert – warum soll der Denkmalschutz denn jetzt aufgehoben werden?“, wollte sie vom Bürgermeister wissen. Und erstmals nutzte der die Gelegenheit, in dieser Angelegenheit öffentlich Stellung zu nehmen.

„Zunächst mal: Keine Stadt in NRW hat so viele Häuser auf der Denkmalliste wie Langenberg – wir verstehen also schon was von Denkmalschutz“, betonte Freitag die Kompetenz der Stadt in dieser Frage. Und: Man teile eben die Einschätzung der Bahn nicht, die das Gebäude 1995 hatte unter Schutz stellen lassen. „Ohne unsere Beteiligung“, so der Bürgermeister.

Und auf den Einwand Gudrun Laufenbergs, wie man es denn den Besitzern anderer Baudenkmäler gegenüber rechtfertige, den Bahnhof jetzt aus dem Denkmalschutz zu entlassen, sagte Freitag: „Im Gegensatz zum Nevigeser Bahnhof, der genau eine Bauepoche repräsentiert, hat der Bahnhof Langenberg schon viele Umbauten erfahren – nicht durch den jetzigen Besitzer, sondern bereits vorher durch die Bahn.“ Im Gegensatz zum Rheinischen Amt für Denkmalpflege, das den Bahnhof seinerzeit unter Schutz gestellt habe, vertrete die Denkmalbehörde der Stadt eine andere Auffassung. „Roland Dabrock hat gesagt, dieses Gebäude spiegele nicht mehr das typische Bahnhofsgebäude des 19. Jahrhunderts wider.“

Auch dem Einwand, bis heute lägen schließlich keine Pläne vor, was der neue Besitzer mit dem Bahnhof vorhabe, trat Freitag entgegen: „Ich habe Verständnis dafür, dass der Besitzer – den ich übrigens nur sehr oberflächlich kenne – sagt: Ich muss zunächst wissen, saniere ich ein Denkmal oder nicht?“ Worauf Gudrun Laufenberg konterte: „Das ist doch Quatsch. Der Bahnhof stand doch unter Denkmalschutz , als er ihn gekauft hat.“ Und Freitag resümierte: „Ja, das war sehr dumm.“

Dass er die Politik bislang nicht mit der Thematik befasst habe, sei richtig gewesen, so der Bürgermeister. „Das fällt zunächst in die Zuständigkeit der Verwaltung.“ Und erst wenn abgeklärt sei, ob es überhaupt eine Chance gebe, den Bahnhof aus dem Denkmalschutz herauszubekommen, wolle man das auch mit der Politik erörtern. Andernfalls, so Freitag, würde man bei den Politikern am Ende noch den Eindruck erwecken, als läge die Entscheidung in dieser Angelegenheit bei ihnen. „Das tut sie nämlich nicht“, so der Bürgermeister.

Was er aber noch deutlich machte: „Ich werde nicht gegen die Entscheidung der Oberen Denkmalbehörde entscheiden – obschon ich das könnte. Ich habe das nicht bei der Herminghaus-Villa getan, und ich werde das auch hier nicht tun.“ Und: In Kürze wolle man sich den Bahnhof gemeinsam mit einem Mitarbeiter des Rheinischen Amts für Denkmalpflege anschauen.