Velbert. . Soziale Einrichtungen müssen den Zivi-Ausfall kompensieren. Bislang hält sich die Resonanz in Grenzen
Mit der Aussetzung der Wehrpflicht hat sich der Zivildienst aus dem Leben der Deutschen verabschiedet. Doch wer soll künftig die rund 90000 Verweigerer ersetzen? Wer soll im kleinen Lieferwagen sitzen und das Essen auf Rädern zu den Leuten bringen?
Die vermeintliche Lösung, die vom Bund Ende 2010 beschlossen wurde, heißt Bundesfreiwilligendienst. Seit dem 1. Juli ist das Gesetz in Kraft. Doch die Resonanz lässt bei hiesigen sozialen Einrichtungen zu wünschen übrig.
„Ich kann es mir auch nicht so recht erklären, aber bislang haben wir noch gar nichts in dieser Richtung gehört“, sagte Dirk Reckenfelderbäumer vom Deutschen Roten Kreuz in Velbert. „Ich kann mir höchstens vorstellen, dass viele junge Männer in diesem Bereich freiwillig nicht arbeiten wollen.“ So müssen die Verantwortlichen des Ortsvereins gleich sieben ausgefallene Zivis kompensieren. „Da fällt natürlich jede Menge Zusatzarbeit an. Immerhin konnten wir unsere beiden FSJ-Stellen wieder besetzen“, so Reckenfelderbäumer.
Buhlen um dieselbe Zielgruppe
Denn mit der Einführung des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) ist das Freiwillige Soziale Jahr nicht gestrichen worden. Stattdessen werden beide parallel geführt. „Das ergibt ja auch durchaus Sinn, schließlich ist der Wehrdienst nur ausgesetzt. Wenn er also irgendwann wieder eingeführt werden sollte, kann man auf bestehende Strukturen zurückgreifen“, erklärt Werner Starke vom Diakonischen Werk. Allerdings sieht er auch genau darin das große Problem des BFD: „Es gibt einfach zu viel Konkurrenz und zu wenig Werbung. Das FSJ ist viel präsenter in den Köpfen junger Menschen und da gibt es ja auch noch die Freiwilligen Agentur. Die buhlen doch alle um dieselbe Zielgruppe.“
Bei der Diakonie gab es bislang ebenfalls noch keine einzige BFD-Anfrage, weshalb die sieben vakanten Stellen im Bereich Pflege und Essen auf Rädern durch FSJler und geringfügig Beschäftigte besetzt werden mussten. „Ich habe noch von keinem meiner Kollegen gehört, dass der bereits Anfragen auf dem Tisch liegen hat“, sagt Starke.
Immerhin zwei Bewerbungen
Dann hat er allerdings noch nicht mit den Verantwortlichen beim Klinikum Niederberg gesprochen. Zwar gab es noch keinen riesigen Zulauf, aber immerhin sind zwei Bewerbungen ins Haus an der Losenburg geflattert: „Wir wissen allerdings noch nicht, wie wir damit umgehen werden“, sagt Pressesprecherin Ulrike Müller. Als problematisch wird vor allem der Umstand angesehen, dass jeder BFD-Angestellte jeder Zeit auch wieder seinen Abschied verkünden könnte: „Er hat nicht die Pflicht die vereinbarte Vertrags-Laufzeit einzuhalten. Das könnte problematisch werden.“
Allerdings komme das Klinikum mit dem Wegfall der zwölf Zivildienstleistenden ohnehin recht gut zurecht. „Sie hatten ja nur eine unterstützende Funktion, so dass wir kein zusätzliches Personal einstellen mussten.“