Velbert. . Die Videotheken in Velbert müssen gegen die wachsende Konkurrenz aus dem Internet kämpfen.

Jahrelang war die Internetseite kino.to so etwas wie ein Filme-Paradies für Sesselhocker und Fluchtinsel vieler Filmpiraten. Ihre Abschaltung hat nicht nur einige Fragen über die Rechtmäßigkeiten des Streamings aufgeworfen, sondern Videotheken-Inhabern aus Velbert einen Hoffnungsschimmer gegeben, dass auf kino.to auch weitere Verhaftungen von illegalen Film-Portal-Betreibern folgen werden.

„Jeder Videothekbetreiber wird bestätigen können, dass die Konkurrenz aus dem Internet wächst und Videotheken durch das Internet verdrängt werden, und das Schlimmste ist, dass wir dem zusehen, jedoch nichts machen können“, erklärt Dorothee Sonnenschein, Inhaberin der Videothek Empire Velbert, bedrückt. Sie stellt sich jedoch der Herausforderung und bleibt optimistisch, dass die Filmindustrie und die Hersteller irgendwann mindestens genauso radikal gegen Urheberrechtsverletzungen durchgreifen werden wie die Musikindustrie. Eine wesentliche Urheberrechtsverletzung ist es nämlich, Werke wie den Film öffentlich zugänglich zu machen, denn dieses Recht ist grundsätzlich nur dem Urheber vorbehalten. „Es muss doch im Interesse jedes Filmproduzenten liegen, dass so viele Filme wie möglich gerade über Videotheken verliehen werden“, sagt sie.

Illegaler Download wird häufig als Kavaliersdelikt gesehen

Warum das nicht der Fall ist, kann sie sich dadurch erklären, dass der illegale Download als Kavaliersdelikt angesehen wird. Da nun auch die Nutzer von kino.to zur Rechenschaft gezogen werden, denkt Sonnenschein, wird das illegale Herunterladen von Filmen aus dem Internet sich mäßigen, da die Gefahr irgendwann doch erwischt zu werden, vorhanden ist.

Laut Medienberichten befindet sich der Videothekenmarkt im weltweiten Abwärtstrend. Neben den USA würden die Videotheken aber auch in Großbritannien und Frankreich ums Überleben kämpfen. Während Frankreich nie eine sonderlich gute Videotheken-Struktur vorweisen konnte, seien die Umsatzeinbrüche in Großbritannien nach einigen guten Jahren nun offensichtlich. Ein weiterer vermeintlicher Konkurrent ist „Video-on-demand“, eine Art Onlinevideothek, bei der aus dem Internet Filme per Stream oder Download angesehen werden können. Da dies eine legale Methode des Filmgenusses ist, muss zuvor für den Download und Stream gezahlt werden. Diese Preise übertreffen die der Videotheken in ihrer Höhe jedoch um ein Vielfaches. „Gäbe es die illegalen Filmportale nicht, dann wäre auch die Filmleihe aus dem Netz kein Konkurrent für uns, weil der Markt groß genug ist für alle Anbieter.“

Videotheken setzen auf Beratung

Doch im Kampf um die eigene Existenz entwickeln sich Videotheken weiter: „Wir sind eine Art beratendes Familienunternehmen, weil wir uns mit unseren Kunden austauschen, wir empfehlen ihnen andere Filme weiter und nehmen die Rolle einer Art Bibliothek an, weil das Ausleihen zum praktischen Erlebnis wird“, sagt die Expertin. Der Gang in die Videothek gewinne also an sozialen Komponenten.

Wie lange ist es her, als Mann oder Frau am Samstagabend in die Videothek geschlendert sind, um dort nach präzisem, stundenlangem Auswählen einen Film für die Liebsten zu finden? „Lange. Ein Erfolgserlebnis war es, als man den Film gefunden hatte, nach dem man die ganze Zeit gesucht hatte“, erklärt Sonnenschein. Heutzutage kommen ihre Kunden, weil sie beraten werden wollen, weil sie sich vielleicht auch nicht nur die großen Blockbuster mehr anschauen wollen, sondern Filme, die weniger bekannt sind, oder die Lust auf einen Klassiker bekommen haben. „Und das ist ein Vorteil, den keine Onlinevideothek und kein illegales Filmportal sonst bieten kann“, schließt Sonnenschein ab.