Langenberg. . Demenz ist nicht ansteckend und auch kein Thema, das nur alte Menschen angeht

Alzheimer, Demenz, das sind Begriffe, die niemand im persönlichen Umfeld gern hört und doch sind die Probleme allgegenwärtig. Cornelia Kleine-Kleffmann vom „Haus der Senioren“, hat die Zeichen der Zeit erkannt, ist mittlerweile Expertin in Sachen Demenz und bietet an zwei Tagen in der Woche das Betreuungscafé an. Mit einer kleinen Feier verabschiedete sich die Gruppe jetzt in die Sommerferien.

Witze darüber gibt es genug, Hilfe hingegen wenig. Halbwissen und Angst vor dieser Krankheit in der eigenen Familie oder bei sich selbst, führen dazu, dass unsere Gesellschaft sich schwer tut mit diesem Phänomen. Die Angehörigen sind oft die eigentlich Betroffenen. Oft wissen sie nicht, wo sie Hilfe bekommen könnten oder schämen sich gar zuzugeben, dass der Vater, der Bruder oder die Ehefrau „altersverwirrt“ ist, wie man früher einfach sagte.

Die elfjährige Anna fühlte sich vor den Kopf gestoßen und konnte das nicht verstehen. Gestern wollte Oma sie noch zum Reitturnier begleiten und jetzt wo Anna sie abholen will, erkennt sie ihre einzige Enkelin angeblich nicht mehr. Anna rennt heulend raus. „Solche Szenen sind nichts Ungewöhnliches. Gerade die erst kurz zurückliegenden Ereignisse zu behalten, fällt den Demenzkranken schwer“, wissen die Fachleute. Es sei, als ob in einem Regal, die zuletzt eingeräumten Bücher als erstes umfielen. Die Großmutter mache das ja nicht extra, sie könne in diesem Moment nicht anders.

Etwa drei Prozent aller Menschen über 60 Jahre sind von der Krankheit betroffen und mit ihnen ihre Angehörigen. „Die Pflege und Betreuung eines an einer Demenz Erkrankten belastet den Alltag der Familien und erfordert von den Angehörigen viel Geduld und Einfühlungsvermögen. Wir helfen und vermitteln weitergehende Hilfen“, erläutert Kleine-Kleffmann.

„Am Dienstag- und Donnerstagnachmittag wollen wir für jeweils drei Stunden den Angehörigen eine kleine Entlastung und den Kranken etwas Abwechslung bieten“, erklärt ehrenamtliche Helferin Christel Bandermann. Das Angebot wird dankbar angenommen. „Oft ist einfach die Luft raus. In dieser Zeit kann ich endlich etwas für mich tun, Einkaufen oder mal wieder eine Freundin treffen“, sagt Ursula Mann (81), die schon seit mehreren Jahren liebevoll ihren Mann umsorgt. „Hier weiß ich meinen Mann in guten Händen“.

Diesmal kam sie, wie etwa 25 andere mit ihren Angehörigen, zur kleinen Sommerfeier in den Saal an der Klippe2. Gesellschaft sei wichtig, sagt sie, für sie und Ehemann Alfons.

Markus Fliegauf (37) war auch da. Mit seinem Akkordeon zauberte er ein zufriedenes Lächeln in die Augen der kranken Menschen. Mit den Fingern tippten sie den Takt auf die Tischkante oder sangen begeistert mit, denn das was lange zurück liegt, können sie noch am ehesten abrufen. „Auch diese Menschen können noch viel geben“, findet Eva-Maria Klinkert. Sie wurde zur Demenzbegleiterin durch die evangelische Gemeinde und die VHS ausgebildet. „Wenn man hier mitmacht, dann ist der Kurs kostenlos“, sagt sie und freut sich über die spontane Umarmung eines der Senioren.

Wir werden immer älter. „Die Diagnose Alzheimer oder Demenz wird immer häufiger gestellt“, weiß Olaf Ganssen. Der ehemalige Kinderarzt ist quasi der Quotenmann in der Riege der ehrenamtlichen Helfer und vor allem zuständig für Hausbesuche, in den Fällen, wo es auch mit dem Taxi nicht mehr möglich ist, in das Betreuungscafé zu kommen.

„Wenn es mal soweit ist, dann ist es müßig und sinnfrei über Ursachen oder Warnzeichen nachzudenken“, sagt er. Diese Krankheit ist nicht heilbar. Es sei höchstens möglich, den Prozess oder besser, die Auffälligkeiten im Fortschreiten zu verlangsamen und den Angehörigen, die den Kranken Menschen Daheim pflegen wollen zur Seite zu stehen.