Velbert. . SLB zieht ihren Antrag auf Einstellung der Marktzentrumsplanungen wieder zurück.
So sehr im Rampenlicht, vor allem aber in der Schusslinie, wie jetzt in der letzten Ratssitzung vor den Sommerferien hat Helmut Stiegelmeier bisher zumindest in öffentlicher Runde wohl noch nie gestanden. Platziert hat sich dort der SLB-Fraktionsvorsitzende und Unternehmer im Grunde genommen selbst. Hatte der 59-Jährige doch Anfang des Monats, als er bei einem kurzfristig anberaumten Pressetermin die Wiederbelebungspläne für die brachliegende Hertie-Immobilie mit zunächst 7500 qm Einzelhandel einschließlich des Käufers und Investors „Ferox“ präsentierte (WAZ berichtete), gleichzeitig angekündigt, die Wählergemeinschaft SLB werde nun im Rat beantragen, das Projekt „Marktzentrum“ nicht mehr weiterzuverfolgen. „Da habe ich garantiert Gegenwind“ mutmaßte er und sah sich bereits mit der Frage konfrontiert, ob er nicht zumindest in den Ruch gerate, ob seines Engagements in Sachen Hertie befangen zu sein.
So kam es nun auch am Dienstag. „Die Planung des Projektes ,Marktzentrum’ ist einzustellen, da ,Hertie’ wieder reaktiviert wird“, so der Wortlaut des (ursprünglichen ) SLB-Antrags vom 4. Juli. Zusätzlich gab es jedoch eine Ergänzung, datiert auf den 18. 7., deren zu folge ein neues Gutachten erstellt werden solle: „Zur Entscheidungsfindung, ob das Projekt ,Marktzentrum’ umgesetzt oder eingestellt werden soll“. Damit blieb SLB ziemlich allein auf weiter Flur.
Er habe Stiegelmeier im Vorfeld gefragt, ob dieser in irgendeiner Form Geschäftsbeziehungen zu „Ferox“ in der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft habe, teilte Bürgermeister Freitag mit. Das sei verneint worden. Durch einen solchen Versuch, ein konkurrierendes Unterfangen zu unterbinden, drohe in der Öffentlichkeit der Eindruck zu entstehen, „hier werde politische Vetternwirtschaft betrieben“, erklärte Reiner König (SPD). „Ich freue mich, dass im Hertie-Gebäude wieder etwas passiert“, betonte der Christdemokrat Manfred Bolz und stattete sodann süffisant seinen Dank für „das Kino, die VHS und für den Entertainment-Bereich“ ab. Zur Erklärung: Alle diese Komponenten waren bis kurz vor der Pressekonferenz konzeptionell als Nutzungen für das ehemalige Kaufhaus vorgesehen – und dem Vernehmen nach auch wiederholt in nicht-öffentlicher Runde beraten und beschlossen worden. Auch die Verwaltung war bis zu dem Pressegespräch davon ausgegangen, dass der Tönisheider genau dieses Konzept mit Partnern umsetzen werde.
„Ich fühle mich persönlich belogen“, sagte CDU-Fraktionschef Bolz. „Ich bin nicht als einziger sauer darüber, wie’s gelaufen ist.“ Was sich auch zeigte: Die Skala der noch folgenden Kommentare und Vorhaltungen reichte von „zutiefst enttäuscht“ bis „zum Kotzen“. Zudem wurden Zweifel laut, ob das nunmehr auf dem Markt befindliche Konzept auch tatsächlich wie angekündigt realisiert wird.
Angesichts des „nahezu täglichen Kontaktes“, den man bis kurz vor der Pressekonferenz gehabt habe, sagte auch Stefan Freitag, wäre er über das Scheitern des bis dato bekannten Konzeptes gerne informiert worden. Eindringlich riet der Bürgermeister Stiegelmeier dazu, den SLB-Antrag zurückzunehmen. Was dieser schließlich auch tat.
„Wir sind nach wie vor der Überzeugung, dass die Fußgängerzone durch zwei Zentren nicht beflügelt wird, sondern dass es dadurch einen reinen Verschiebebahnhof und bloß eine Kaufkraftverlagerung geben wird. Davor wollen wir die Einzelhändler in der Fußgängerzone schützen“, erklärte Helmut Stiegelmeier gegenüber der WAZ. Zudem habe der Investor weiterhin Interesse, die VHS in der zweiten Hertie-Etage unterzubringen. Allerdings müsse sich die Stadt beim Mietzins bewegen.