Velbert. .
Echte Genussradler und sportlich begrenzt ambitionierte Freizeitfahrer können jetzt ein (Vor-)Urteil abhaken und sich von einem alten Feindbild verabschieden. In Niederberg geht’s nämlich nicht nur andauernd anstrengend bergauf. Nein, es rollt geradewegs prächtig, zumeist recht entspannt und locker – vorausgesetzt, man benutzt den funkelnagelneuen Panoramaradweg Niederbergbahn.
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Der hat nämlich erstens den Vorzug, bis auf die Unterbrechungen – die wohl gravierendste ist im Gewerbegebiet Neustraße – und Kreuzungen, unbehelligt vom Straßenverkehr in die Pedale treten zu können. Und bietet zweitens den originären Vorteil einer Bahntrasse, maximal 2,5 bis 3 Prozent Steigung bzw. Gefälle zu haben. Wobei allerdings selbst den gestandenen Ingenieuren im Teilnehmerfeld bei der Probefahrt mit Mitarbeitern der Technischen Betriebe Velbert (TBV) und der WAZ arge Zweifel kommen, ob das nicht womöglich Eisenbahner-Latein ist, als es in sehr flotter Talfahrt gen Wülfrather Zeittunnel abwärts geht.
Grünes Logo spiegelt die Realität
Fakt ist: Das für den Erfahrungsbericht ausgewählte Velberter Teilstück der 40 km langen Strecke (davon fast 27 km ehemaliger Schienenstrang) ist als erstes von allen Abschnitten durchgängig asphaltiert, so wie von landwirtschaftlichen Wegen gewohnt. Da rollt das Rad super. – Fast immer vorweg, auch wenn’s ansteigt: Ralph Güther auf seinem Rennrad. „Das muss noch ordentlich werden“, sagt der TBV-Vorstand mit Blick auf Müllhaufen am Wegrand. Oder, beim Entdecken kaum überwucherter Schwellen: „Die lassen wir noch abräumen.“ Gisbert Böker hat für die Aufträge extra einen Notizblock am Kartenhalter. Die langfristige Betreuung übernimmt die Garbe (Diakonie).
Grundsätzlich spiegelt das grüne Radweg-Logo wahrheitsgemäß die Realität. Linker und rechter Hand sprießt und blüht es tatsächlich üppig. Dazu immer wieder tolle Ausblicke in die Landschaft.
TBV kümmert sich um die Pflege der Gehölze
Die TBV werden sich fortan zweimal im Jahr um den Freischnitt der Bankette und bei Bedarf um die Gehölzpflege kümmern, überdies die Piste in festgelegten Intervallen mit einer Kehrmaschine reinigen.
Die Kehrseite: „Velbert von hinten“ ist nicht immer ein schöner Anblick. Das gilt etwa für brachliegende Firmen, für den tristen Hochbunker Bismarckstraße oder die Rückseite so manches Schuppens mit Gerümpel und Gerätschaften von Laubenpiepern. Hier darf gerne noch mehr zuwachsen.
Aus der Bahn-Zeit sind nur wenige Schienen, Signalmasten, Stromhäuschen oder Streckentelefone übriggeblieben. „Von diesen Relikten hätten wir auch lieber mehr“, meint Böker und kündigt an, dass sich hier wohl noch was tut.