Velbert. . Die Gewaltbereitschaft von Bürgern gegenüber Polizeibeamten, Feuerwehrleuten und Rettungskräften nimmt zu – auch vor Ort. Ulrich Löhe, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde: „Die Hemmschwelleauf Polizeibeamten loszuschlagen ist gesunken.“

Vor rund 20 Jahren, wenn die Polizei zu einer Kneipenschlägerei gerufen wurde, reichte das Eintreffen der Polizei, um dem Streit ein Ende zu setzen.

Heute sieht das ein wenig anders aus. Ulrich Löhe, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde: „Die Hemmschwelle, auf Polizeibeamten loszuschlagen ist gesunken.“ Alkohol spiele dabei eine sehr große Rolle. „Die Menschen sind dadurch enthemmter.“ Wut trage auch zur Enthemmung bei. „Ich sehe das als gesellschaftliches Problem“, erklärt Löhe und betrachtet das Problem vor dem „allgemeinen Hintergrund der veränderten Werte.“

Gewerkschaft der Polizei wird aktiv

Quantitativ bedeutet das im Kreis einen Anstieg von 73 Widerständen im Jahr 2006 zu 123 vier Jahre später. Der traurige Höhepunkt liegt im Jahr 2009 mit 125 Widerständen.

Grund genug für die Gewerkschaft der Polizei (GdP), in Aktion zu treten. Die Strafe für Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, wurde vom Bundestag in dieser Woche, von zwei auf drei Jahre erhöht. Das Gesetz gilt auch für Feuerwehrleute und Rettungskräfte.

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„Wir wollten, dass von der Politik ein Zeichen gesetzt wird, dass wir auch nur Menschen sind und unsere Arbeit machen“, berichtet Rüdiger Schmidt, Vorsitzender der GdP im Kreis. „Es war zwar eine Mindeststrafe gefordert, aber darauf wurde nicht eingegangen“, bedauert Schmidt.

Trotzdem sind sie froh, dass das Gesetz auch für andere Einsatzkräfte gilt. Denn Reinhard Lüdecke, Sprecher der Feuerwehr vor Ort bestätigt: „Es ist wirklich eine deutliche Zunahme von verbalen Angriffen und Bedrohungen zu erkennen.“ In einigen Fällen mussten Patienten unter Polizeischutz behandelt werden, berichtet Lüdecke, zu Rangeleien komme es schon mal.

Städtischer Ordnungsdienst nicht betroffen

Ganz anders sieht es beim städtischen Ordnungsdienst aus. Hans-Joachim Blißenbach erklärt, dass ihm Gewalt weder gegenüber dem Ordnungsdienst noch den Politessen bekannt sei. „Ein einziges Mal sei eine Diskussion mit einer Politesse vor Gericht gelandet“, berichtet der Stadtpressesprecher.

Es tut sich aber noch ein weiteres Problem auf: Schreite die Polizei beispielsweise bei Ehestreitigkeiten ein, ginge das Paar oft gemeinsam auf die Beamten los. Körperliche Angriffe wie Boxen, Schubsen oder Treten seien keine Seltenheit, sagt Ulrich Löhe. Die Ausbildung der Polizei reagiere darauf mit Deeskalationstraining sowie Selbstverteidigung.