Langenberg. Einst war Helge Everts sportlich, spielte Fußball, fuhr Motorrad, boxte und erlernte auch die asiatischen Kampfkünste. Nach der Schule hat er Maler und Lackierer gelernt und seither 32 Jahre malocht. Jetzt ist Everts krank und lebt von Hartz IV.

Einst war Helge Everts sportlich, spielte Fußball, fuhr Motorrad, boxte und erlernte auch die asiatischen Kampfkünste. Nach der Schule hat er Maler und Lackierer gelernt und seither 32 Jahre malocht. Jetzt ist Everts krank und lebt von Hartz IV.

Ein Kerl wie ein Baum. Man sieht es ihm auch nicht gleich an und doch ist Helge Everts das, was man früher „kaputt geschrieben“ nannte.

Einst war er sportlich, spielte Fußball, fuhr Motorrad, boxte und erlernte auch die asiatischen Kampfkünste. Auch heute noch hält Helge Everts wenig in seinen vier Wänden. „Wenn ich zu lange drin bin, krieg ich Schweißausbrüche“, sagt er „Am Liebsten bin ich draußen, auch wenn es regnet“. Doch seit seiner Hüftoperation hat sich für den ehemaligen Gerüstbauer das Leben grundlegend verändert. Mehr als langsames Gehen allerdings ist heutzutage für ihn nicht mehr möglich.

2009 eine umfangreiche Hüftoperation

Der 48-Jährige Gerüstbauer hat Ende 2009 eine umfangreiche Hüftoperation über sich ergehen lassen müssen. Schwere, also auch sehr schmerzhafte Verschleißerscheinungen machten diesen Eingriff unvermeidbar. Und, wie es oft eben so ist: das Problem wurde nicht wirklich behoben, sondern eher verschoben. Seither könne er weder lange gehen, noch stehen, noch sitzen, wie er erzählt. Mittlerweile seien, laut Diagnose seines Kölner Orthopäden, auch beide Knie und die andere Hüfte bald „fällig“.

Die Höhenunterschiede in der Senderstadt kann er nur mit großen Umwegen meistern. Treppensteigen ist gar nicht mehr drin, selbst das Zubinden der Schuhe fällt schwer. Arbeiten würde er schon ganz gern wieder, wenn da nur die Schmerzen nicht wären. „Kaputt geschrieben“, aber eben nicht ganz.

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Nach der Schule hat Everts Maler und Lackierer gelernt und seither 32 Jahre malocht. Zuerst in seinem erlernten Beruf, dann auf dem Bau und später eben, wegen der damals guten Verdienstmöglichkeiten, als Gerüstbauer. Dort übrigens immer im Akkord. Im Winter war dann auch mal nichts zu arbeiten da, und so hat er schon früher öfter mal zu Schlechtwetterzeiten „Bekanntschaft mit der Arbeitslosigkeit“ gemacht. Das, was ihm jetzt allerdings widerfährt, nämlich langfristig mit Hartz IV-Zuwendungen leben zu müssen, das hätte er sich nicht träumen lassen.

„Und der Kampf geht seit einiger Zeit erst so richtig los“, klagt Everts mit niedergeschlagenem Gesichtsausdruck. Für die Ausstellung des beantragten Schwerbehindertenausweises mit dem Vermerk „G“ fehlen ihm laut Begutachtung durch einen Essener LVA-Arzt noch 10 Prozent. „Von Seiten des Arbeitsamtes kommt der Vorschlag, die Rente einzureichen. Die haben keine Arbeit, die ich noch machen könnte“, sagt er. Allerdings sei das, angesichts seines Alters recht schwierig, mit viel Papierkram und weiteren Gutachten verbunden.

Bitterkeit und auch Pessimismus

„Diese Ärzte und die Politiker, die sollen erstmal selbst körperlich arbeiten, so wie wir, dann könnten die das auch besser einschätzen!“ sagt er erbost und in der Tat ist in ihm mit der Zeit Bitterkeit und auch Pessimismus gewachsen. „Gott sei Dank bin ich alleinstehend; eine Familie könnte ich ja jetzt nicht mehr ernähren“. Immer mal wieder geht er bei seiner Mutter essen, die allerdings auch nur eine kleine Rente hat. So läuft er also Tag für Tag seine Runden durch Langenberg, auch bis nach Bonsfeld „das dauert heutzutage allerdings mehr als eine Stunde“, ebenso wie das morgendliche Anziehen übrigens. Das Putzen seiner Wohnung geht gar nicht mehr richtig, er kann ja seine Knie im Stehen kaum noch beugen. Eine Putzhilfe ist allerdings im Hartz IV-Rahmen nicht vorgesehen.

Everts hat verstanden, „dass nicht mehr geht“. Krank, aber nicht krank genug. Das Labyrinth durch die Behörden macht Mürbe. Echte Hilfsbereitschaft ist selten und auf den ultimativen Tipp zu hoffen, hat er schon aufgegeben. Und so wird er weiterkämpfen, wobei seine Hoffnung auf eine Verbesserung seiner Lebensqualität zusehends schwindet.