Velbert. . Elternbefragung zur zweiten Gesamtschule abgelehnt. WAZ-Gespräch mit Ralf Wilke (SPD) und Torsten Cleve (CDU).

Mit knapper Mehrheit hat der Ausschuss für Schule und Bildung eine Elternbefragung abgelehnt, mit der der Bedarf für eine weitere kommunale Gesamtschule ausgelotet werden sollte (WAZ berichtete). Die Bezirksregierung Düsseldorf hatte hierzu im Vorfeld klargestellt: Würde die „Interessenbekundung“ 112 potenzielle Schüler über die vorhandene 174-fache Kapazität der Gesamtschule Poststraße hinaus ergeben, würde sie auf Umsetzung des Elternwillens bestehen. Über die aktuelle Gefechtslage sprach WAZ-Redakteur Klaus Kahle mit dem Vorsitzenden des Fachausschusses, Ralf Wilke (SPD), und seinem Stellvertreter, Torsten Cleve (CDU).

Ist die Planung für die zweite städtische Gesamtschule jetzt ad acta oder lediglich auf Eis gelegt?

Cleve: Ich hoffe, dass das nach der Ratssitzung ad acta gelegt ist und dass für die Zukunft bessere und intelligentere Ideen für die Umgestaltung der Schullandschaft gefunden werden.

Wilke: Eher auf Eis, allerdings wohl für einige Zeit. Ich halte die Idee der Gesamtschule schon für gut und möchte sie deshalb nicht auf Dauer ausschließen.

Gibt es – zumal angesichts der im Primarbereich bereits deutlich abnehmenden Schülerzahlen – überhaupt genügend Potenzial, um eine vierzügige Gesamtschule gründen und ihren Betrieb auf Dauer auch sicherstellen zu können?

Cleve: Das Potenzial ist schon jetzt nicht da, wie die letzten Anmeldezahlen gezeigt haben. Die demografische Entwicklung wird dazu führen, dass der Bedarf an Gesamtschulplätzen weiter sinkt.

Wilke: Das Potenzial ist vorhanden. Das hätte eine Elternbefragung gezeigt. Die Anmeldezahlen an der Poststraße waren über Jahre immer hoch, und die letzten sind meines Erachtens eher eine Ausnahme. Bei weiter sinkenden Zahlen von Schülern würde eine weitere Gesamtschule jedoch ganz klar zu Lasten anderer Schulformen gehen.

Glauben Sie, dass sich das Land bzw. die Bezirksregierung noch bewegt und sich dadurch neue Spielräume und Optionen ergeben?

Cleve: Es gibt mit Sicherheit nicht genügend große Spielräume, die unsere Probleme lösen helfen könnten.

Wilke: Das sehe ich genau so. Aber für den Wunsch nach längerem gemeinsamen Lernen gibt es ja auch den deutlich flexibleren Ansatz der Gemeinschaftsschule.

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Welche Perspektive sehen Sie für die Hardenbergschule und diesen Nevigeser Schulstandort?

Cleve: Politik und Schulen müssen Hand in Hand vorgehen. Möglicherweise bietet da die Gemeinschaftsschule eine Perspektive. Das muss allerdings noch ausführlich diskutiert werden.

Wilke: Diese Möglichkeit sehe ich auch. Das kann man also nur ausdrücklich unterstützen. Aber ich weiß auch, dass die Zeit drängt. Für das Schuljahr 2012/2013 müsste ein entsprechender Antrag vor Ort zügig erarbeitet und von der Stadt bei der Bezirksregierung bis zum November eingereicht werden.

Und was sagen Sie den Eltern, die ihr Kind gerne an der Gesamtschule Poststraße anmelden würden, aus Platzmangel aber abblitzen und keine echte Alternative haben?

Cleve: Die Erfahrung zeigt, dass Abgewiesene im Nachhinein auch an Haupt- und Realschulen zufrieden waren und dass viele – aufgrund der Durchlässigkeit – letztlich auch in die Sekundarstufe II gekommen sind und ihren Abschluss gemacht haben.

Wilke: Daran wird klar, dass der Elternwille in Velbert leider nicht immer berücksichtigt wird. Ich hoffe, dass sich das in Zukunft deutlich ändert.