Sein erster Gang zum Ehrenamt endete für Oswald Berkh am Sonntagnachmittag vor einem Zaun. Kein Eintritt für Unbefugte, dabei wollte Berkh dem Tierheim an der Langenberger Straße doch nur helfen: „Ich hab’ schon oft gehört, dass es dem Verein nicht gut geht“, sagt er etwas enttäuscht. Er hatte sich bei schönstem Sonnenschein am Sonntagnachmittag quer durch Velbert auf den Weg gemacht, „um einen Hund auszuführen“.

Am Donnerstagabend wurde das Heim auf Anordnung des Kreisveterinäramtes von der Polizei geschlossen (die WAZ berichtete). Ein ehemaliges Mitglied des Vereins aus Wülfrath hatte zusammen mit weiteren Mitstreitern über Monate Material gesammelt und an die Mettmanner Behörde und den Deutschen Tierschutzbund in Bonn weitergeleitet, das der Unterkunft für Tiere in Not schlechteste Noten erteilt: „Skandalöse Missstände überall“, fasst Ulla Weinmann, die Initiatorin des Protestes, die Ergebnisse ihrer reich bebilderten Dokumentation, die der WAZ vorliegt, zusammen. Extreme hygienische Mängel, ein fehlender Desinfektionsplan, ein erheblicher Sanierungsbedarf am Gebäude des Heims, fehlende Ruhezonen und Rückzugsmöglichkeiten für die Hunde, viel zu kleine Katzenhäuser, schlechte Organisation, bereits abgelaufene Medikamente und Futter.

Ulla Weinmann hat in ihrer rund zweimonatigen aktiven Zeit im Tierschutzverein Velbert/Heiligenhaus nach eigenen Angaben mehrmals diese Defizite beim Vereinsvorstand vorgetragen. „Lassen Sie mich mit diesem Scheiß in Ruhe“, wird die Reaktion der Vorsitzenden Jutta Rothstein zitiert, man benötige das Geld aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden, um Tiere aus dem Ausland zu holen. Mittlerweile haben Weinmann und Mitstreiter Anzeige erstattet gegen den eigenen Verein. Die Vorsitzende wollte sich gestern zu den Vorwürfen wie auch zur Heimschließung nicht äußern. „Das ist eine Intrige“, sagte sie der WAZ. Eine Vermutung, die auch Stellvertreterin Petra Mittelstenscheidt teilt. „Die angeprangerten Missstände existieren so nicht.“

Montagmittag war Kreisveterinär Joachim Müller wieder vor Ort. Zwar hatten Vereinsmitglieder und Mitarbeiter im Heim am Wochenende ganze Arbeit geleistet, entrümpelt, gereinigt – doch das änderte nicht viel. „Nichts rein, nichts raus“, fasst Kreissprecherin Daniela Hitzemann die Verfügung des Veterinärs zusammen. Das Heim bleibt isoliert, die Hinweise auf Durchfallerkrankungen (Giardien) bei den Tieren und weitere Krankheitssymptome hätten sich bestätigt. „Schwierig ist auch, dass niemand unter den derzeitigen Mitarbeitern über die notwendige Sachkunde verfügt, ein Tierheim zu führen“, so Hitzemann. Angeordnet wurde auch, dass eine niedergelassene Tierärztin täglich im Heim vorbeischaut. „Die gravierenden Mängel müssen behoben werden“, so Sprecherin Hitzemann. Im Laufe der Woche soll es ein Gespräch mit dem Vorstand des Tierschutzvereins geben.

In einer ersten Stellungnahme wälzt die Vereinsführung die wesentliche Verantwortung auf die Mitarbeiter ab, ihr Bevollmächtigter vor Ort, Kai Richter, wollte sich gestern jedoch nicht negativ über die Helfer im Heim äußern: „Die tun alles, um das Leben für die Tiere erträglich zu machen.“ Ulla Weinmann indes will sich nicht mit „provisorischen Verbesserungen“ zufrieden geben. Sie hat bereits einen neuen Tierschutzverein gegründet. Der Kampf ums Tierheim hat begonnen.