Velbert.

Mit dem Aschermittwoch startet traditionell für die Christen die Fastenzeit. Verzicht geübt. wird heutzutage aber nicht nur aus religiösen, sondern vielfach auch aus gesundheitlichen Gründen. Dabei sind die Motive oft ganz unterschiedlich, aber stets mit der Zielsetzung verknüpft, dass alle ein positives Erlebnis empfinden wollen.

Erika Seidel gehört dem Vorstandsteam der Katholischen Frauengemeinschaft (kfd) in Neviges an. „Am Karfreitag begehen wir Christen ja zum Gedenken an den Tod Jesu Christi den ,Fasten- und Abstinenztag’. An diesem Tag gibt es keinen Kaffee, keine Süßigkeiten und auch kein Fleisch“, erläutert die 70-Jährige. Ganz so streng nimmt sie es während der siebenwöchigen Fastenzeit aber nicht, wenn auch sie aus religiösen Gründen liebgewonnenen Lastern abschwört. „Schon als Kind habe ich in der Zeit bis Ostern auf Süßigkeiten verzichtet“, erinnert sie sich, „da konnte uns sogar der Kaufmann ein Bonbon zustecken, ich hab's vorher nicht gelutscht.“

Und noch heute gehört der Verzicht auf Süßes während der Fastenzeit für sie dazu. „Für uns Christen bedeutet dies ja auch, dass wir Jesus auf seinem Leidensweg begleiten. Auch wenn wir wieder – wie jedes Jahr – mit dem gesamten Dekanat den Kreuzweg in Neviges gehen werden, gibt es im Anschluss nur Tee und Brot als Wegzehrung.“

„Auch bei uns gibt es ja so etwas wie die Fastenzeit“, erklärt Pfarrer Wolfhard Günther von der evangelischen Kirchengemeinde in Tönisheide. „Wir haben die Passionszeit und begehen sie mit der mittlerweile sehr bekannten Aktion ,7 Wochen ohne’. Dabei verzichten die Protestanten ebenfalls auf zum Teil liebgewonnene Genussmittel wie Alkohol oder Nikotin oder vermeiden bestimmte Angewohnheiten. „Bei einer Predigt, die ich am Aschermittwoch im Radio gehört habe, ging es darum, nicht immer die Schuld bei anderen Menschen zu suchen. Das will ich jetzt mal für mich übernehmen“, hat er sich vorgenommen. Ansonsten gibt es nicht viel, auf das er verzichten könnte: „Ich bin keiner, der gerne im Luxus schwelgt. Ich mag nichts Süßes, trinke nur Tee und stehe auch nicht auf Kuchen.“

Weniger aus religiösen Motiven, sondern vielmehr zur Erlangung von persönlichem Wohlbefinden, bietet die Heilpraktikerin Marlis Hahn seit zehn Jahren Fastenkurse an. „Die Entschlackung und Reinigung nach der fünftägigen Kur, in der man nur Säfte und eine gute Brühe zu sich nimmt, bewirkt eine Reinigung die Körper, Seele und Geist gut tut“, ist sie sich sicher. Auch wenn man vorher dafür einige Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen muss. „Nach einem Einführungstag mit Obst oder Reis steht erstmal die Darmentleerung mit Glaubersalz auf dem Programm.“ Spätestens drei Tage nach Umstellung auf die flüssige Ernährung, verspricht Marlis Hahn dann aber das Eintreten der Fasteneuphorie.

Martina Bellers, Homöophatin, Heilpraktikerin und Apothekerin in Neviges, warnt davor, wild drauf los zu fasten: „Bevor man fastet, sollte man in jedem Fall den Arzt checken lassen, ob man gesund ist. Besonders bei Herzerkrankungen ist abzuraten. Auch sollte man auf keinen Fall einen Infekt im Körper haben.“