Velbert.
Mit der Aussetzung der Wehrpflicht ab Juli diesen Jahres, fallen gleichzeitig auch die vielen Zivildienstleistenden weg, die bisher in Einrichtungen wie Schulen, Altenheimen oder Kirchengemeinden wertvolle Arbeit geleistet haben.
Nach Auskunft des Bundesamtes für Zivildienst gibt es allein für den Kreis Mettmann 227 Einrichtungen mit über 776 Ersatzdienstplätzen.
Freiwillige anwerben
Und obwohl das Ende der Wehrpflicht immer näher rückt und so auch viele Zivildienststellen künftig nicht mehr besetzt werden, ist ein Gesetzentwurf zum sogenannten bundesweiten Freiwilligendienst, der den bisherigen Wehrersatzdienst ablösen soll, noch nicht verabschiedet worden.
Auf freiwillige Hilfe setzt man derweil im Kreis Mettmann. „Wir haben 39 Zivildienststellen in unseren Behinderteneinrichtungen und heilpädagogischen Kitas“, erläutert Daniela Hitzemann, Sprecherin der Kreisverwaltung. „Davon sind schon jetzt knapp die Hälfte mit Absolventen des freiwilligen sozialen Jahrs besetzt.“ Für diesen und dem Umweltbereich, in dem dementsprechend ein freiwilliges ökologisches Jahr absolviert werden kann, wird der Kreis seine Bemühungen weiter verstärken, Freiwillige anzuwerben. „Für jeden, der sich meldet sind wir dankbar.“
In der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Neviges ist die Hausmeisterstelle zur Zeit noch mit einem Zivi besetzt. „Uns schmerzt der Wegfall dieser Stelle sehr“, erklärt Pfarrer Detlef Gruber. Auch hier wird man sich bemühen, die Stelle durch ein freiwilliges soziales Jahr zu ersetzen. „In der Vergangenheit haben wir unsere Zivildienstleistenden häufig durch Jugendliche aus unseren Reihen gewonnen. Jetzt müssen wir uns erstmal neu orientieren, auch was die finanzielle Seite angeht.“
Nicht erst seit dem Ende des Wehrdienstes greift die Schule für Geistigbehinderte Am Thekbusch auf freiwillige Helfer zurück. „Wir stellen seit Jahren fest, dass unsere Zivildienststellen nicht mehr so gefragt sind“, erklärt Schulleiter Bernhard Schidelko. Der Grund dafür ist seiner Meinung nach darin zu sehen, dass immer weniger Menschen bereit sind, Aufgaben wie die auch in seiner Schule anfallende Pflege von Schwerstbehinderten zu übernehmen.
Mit weinendem Auge
„Viele suchen sich dann lieber Stellen in der Essensausgabe oder als Hausmeister.“ Als Konsequenz hat die Schule unter ihren 15 Schulbegleitern nur zwei Zivis, der Rest setzt sich aus Kräften der Heil- und Erziehungspflege, diversen Honorarkräften und Absolventinnen des freiwilligen sozialen Jahrs zusammen.
Dass sich für letztgenanntes eher Frauen entscheiden, erlebt er manchmal auch als problematisch: „Ein Jugendlicher, der auf pflegerische Hilfe angewiesen ist, möchte natürlich lieber eine männliche Betreuungsperson.“
Mit einem weinenden Auge blickt Dirk Reckenfelder-Bäumer, Zivildienstbeauftragter vom DRK-Seniorenzentrum auf das Ende der Wehrersatzzeit. „Ich finde das bedauerlich. Ich hab hier viele Leute erlebt, die erst durch das Muss des Zivildienstes bereit waren, unsere Arbeit kennenzulernen.“