Velbert/Essen. .
Am Niederrhein sprießen sie wieder wie Spargel aus dem Boden. Auch in der Nordsee werden inzwischen ganze Felder abgeerntet. Die Rede ist von Windkraftanlagen mit ihren gigantischen Flügeln.
Ein solches Windrad soll sich nun auch über den Heidhauser Höhen drehen unweit der Straße Am Korstick auf Velberter Gebiet, nur 300 Meter von der Essener Stadtgrenze entfernt. Die Stadt Essen war im Rahmen des Genehmigungsverfahrens aufgerufen, eine Stellungnahme abzugeben. „Die fällt nicht gerade positiv aus“, sagt Umweltamtsleiter Hartwig Steinbrink.
Erstmals in Kupferdreh
Ein Windrad gleich hinter der Stadtgrenze? Das erinnert die Essener an jene gewaltige Windkraftanlage, von deren Bau Anwohner im Landschaftsschutzgebiet bei Kupferdreh im Jahr 2005 überrascht worden waren. Wo sich Hase und Igel sonst gute Nacht sagten, fühlten sich Nachbarn vom monotonen Wuppwupp der Rotorblätter gestört.
Vor dem Verwaltungsgericht setzten sie Lärmmessungen durch und konnten nachweisen, dass der zulässige Lärmpegel von 45 Dezibel tatsächlich überschritten wurde. Das Gericht verdonnerte den Betreiber dazu, das Windrad zeitweise abzustellen. Rückgängig machen konnten die Anwohner die Baugenehmigung nicht. Der weiße Reise beherrscht bis heute weit sichtbar den Blick übers Ruhrtal.
Die Stadt Velbert hatte das Windrad seinerzeit nach dem Baugesetzbuch als Einzelmaßnahme genehmigt. Erst danach habe die Essener Verwaltung Wind davon bekommen, hieß es. Diesmal liegen die Dinge anders. Schon 2009 hatte der Stadtrat die Verwaltung aufgefordert, Stellung zu beziehen. Da ging es um die Aufstellung des Flächennutzungsplanes. Die Bedenken der Planungsverwaltung wurden allerdings von den Velberter Behörden verworfen, bedauert Hartwig Steinbrink.
Wann nun wird sich das Windrad drehen? Mittlerweile hat der Kreis Mettmann am 7. Dezember vergangenen Jahres die notwendige Genehmigung erteilt, der Starttermin soll laut Firma Windpark Mönchengladbach II in Wesseling im ersten Halbjahr 2011 sein. Das Investitionsvolumen soll bei rund zwei Mio Euro liegen, sagt Geschäftsführer Karl-Heinz Weissbarth.
Einwände der Essener
Also: Ein 99,7 Meter hohes Windrad auf einem Hügel 180 Meter über dem Meeresspiegel. Eine solche Landmarke störe den Charakter des Landschaftsbildes, meint man bei der Umweltverwaltung Essen. Dort zweifelt man zudem die Angaben eines Lärmgutachtens an, wonach die Windanlage den Grenzwert von 45 Dezibel einhalten wird. Auch der Schatten der Rotorblätter überschreite die Grenze des Zumutbaren. Ob die Bedenken diesmal überzeugen? Hartwig Steinbrink hat leise Zweifel und fürchtet, dass Widerstand der Stadt Essen gegen das Projekt einmal mehr ausgehen könnte wie bei Don Quichotte: Auch der hatte verzweifelt und vergeblich gegen Windmühlen angekämpft.