Velbert. .
400000 Treffer bei Goggle erzielt, wer eine Suchanfrage zu „Wohnen im Alter“ stellt.
Ein Thema, mehr als aktuell: Wohnberatungen, Seniorenparks, Wohnmodelle, Altenheime, beziehungsweise betreutes Wohnen und natürlich verschiedenste Dienstleistungsangebote reihen sich aneinander. „Deutschland ist, wie viele andere europäische Gesellschaften, durch das Altern und Schrumpfen der Bevölkerung gekennzeichnet“, sagt auch Marc Babucke. Der Referendar am Nikolaus-Ehlen-Gymnasium hat dieses Thema zum Anlass genommen, um ein Projekt mit seinen Schülern auf die Beine zu stellen, das die Ursachen des demographischen Wandels beleuchtet und Fragen zu Pflegebedürftigkeit und entsprechende Dienstleistungen behandelt. Babucke: „Wir haben unsere Arbeitsgemeinschaft ,Der demographische Wandel - Deutschland auf dem Weg in die Silberne Zukunft genannt’.“
Der Jahrgang 1964 ist der geburtenstärkste Jahrgang in Deutschland. „Ich gehöre auch dazu, damals hat es 1,2 Millionen Kinder gegeben – dieses Jahr waren es nur noch 67000.“ Man könne also erkennen, was da im Resultat passiert ist“, erzählt André Clasen, Geschäftsführer der Wohnbaugesellschaft Velbert (Wobau), mit dem die Schüler ein Interview führten.
Hochinteressant für die NEG’ler: „Uns wurde gezeigt, dass das Problem des Einwohnerschwunds auch nicht vor unserer Stadt Halt gemacht hat“, so Katrin Klein. Die Bevölkerungszahl Velberts wird nach Schätzungen des Landesbetriebs Information und Technik NRW von 86120 Einwohnern im Jahr 2008 auf 71930 Einwohner im Jahr 2030 schrumpfen. Das entspricht einem Rückgang von 16,5 Prozent.
Die NEG-Schüler erfuhren vom Bau-Boom in Velbert in den 70er Jahren: „Wenn Sie durch die Birth laufen oder sich die Losenburg anschauen, sehen Sie die riesigen Bauten. Das wird heute kein Mensch mehr bauen, ganz im Gegenteil: Ich musste es abreißen. Dieses Jahr habe ich über 80 Wohneinheiten weggebracht“, erklärt Clasen.
Es fehle für diese Wohnformen die Nachfrage, der Nachwuchs bleibe aus. In der Beobachtung von Clasen haben sich jedoch auch die Bedürfnisse der älteren Generation geändert. „Der Wohnungsbedarf orientiert sich an den Bedürfnissen und nicht am Einkommen der Menschen“, hält auch die Studie des Eduard Pestel Instituts fest. „Hey, ich bin 60, ich gehe golfen und Tennis spielen ich möchte nicht leben wie ein Alter“ – mittlerweile sei das die Haltung von immer mehr Senioren. Jene Gruppe, die auch finanziell in der Lage sei, Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, „die ihnen das Leben einfach erleichtern“, so Clasen. Ein weiterer Aspekt des Demografie-Projektes: Die NEG-Schüler führten in der Velberter Innenstadt eine nicht repräsentative Umfrage durch. Befragt wurden die Passanten: „Stört es Sie, im Alter abhängig zu sein?“ 54 Prozent der Befragten antworteten mit Ja. Das Bedürfnis nach selbstständiger Lebensführung im Alter wächst bei der Seniorengesellschaft laut der Umfrage deutlich. Indizien dafür, dass die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen möglicherweise steigen wird.
Die Wobau reagiert darauf: „Ein seniorengerechtes Mehrfamilienhaus ist gerade im Bau – ein Modellprojekt“, so Clasen. „Ich fand es gut, dass wir uns mit einem Thema beschäftigt haben, das uns Jugendliche ansonsten kaum berührt“, bilanzierte Schülerin Clarissa Schmalenbach.