Neviges. .

Wenn Wildtiere in Siedlungsgebiete geraten, sind sie Gefahren besonderen ausgesetzt. Ganz anders, als wenn sie ihren natürlichen Feinden auf freier Wildbahn begegnen.

Gifte in den Hausgärten, Glasscheiben und immer wieder „tückische“ Drahtzäune oder elektrische Weidezäune bergen für sie unbekannte Risiken. So ist auch ein kleiner Waldkauz in Tönisheide gerade den „menschlichen Fängen“ ins Zaunnetz gegangen - weder von Mensch noch von Tier gewollt. Mit ausgebreiteten Flügeln hing der Kauz in der Einfriedung eines Industriegeländes -- ein fünf-reihiger Stacheldrahtzaun -- hilflos und völlig unfähig, sich selbst zu befreien. Als die vom Spaziergänger herbeigerufene Feuerwehr den Vogel in die Obhut der Tierärztin gab, kam jede Hilfe zu spät – er musste eingeschläfert werden. Einer der Flügel hatte einen Längsbruch erlitten, der sich infiziert hatte. „Laut Tierärztin hätte der Waldkauz auch nach einer Operation nie wieder fliegen können“, so Feuerwehrsprecher Reinhard Lüdeke.

Für die Fälle, in denen die Velberter Feuerwehr als Tierfänger unterwegs ist, gibt es seit 20 Jahren einen so genannten Geräte-Tier-Wagen. Dieser ist ausgestattet mit Leinen, Käfigen, Stöcken (um bissige Hunde im Zaum zu halten) und Transportboxen. Reinhard Lüdeke bemerkt allerdings: „Die Mehrzahl der Einsatzfälle mit dem Spezialwagen beziehen sich auf schon tote Tiere auf den Straßen.“

Bei ihren Rettungsaktionen für lebendes Getier wurde schon ein Reh, dass in einem zugefrorenen Swimmingpool eingebrochen war, oder ein Eichhörnchen, das kopfüber, laut schimpfend in einem Apfelsinennetz verfangen im Baum hing, befreit. Im vergangenen Sommer hatte sich gar eine 120 cm lange Kornnatter im Gebüsch an der Bushaltestelle „Heiligenhauser Straße“ den überraschten Fahrgästen gezeigt. Ein typisches Anfängertier für Terrariumfreunde“, weiß Reinhard Lüdeke. Die Besitzer seien dann oft überfordert und setzten die Tiere einfach aus.

Ute Schokolinski, Vorsitzende des Tier- und Naturschutzverein Niederberg, erzählt: „Wir bekommen jedes Jahr mehr und mehr Tiere gebracht, um uns um die Erstversorgung zu kümmern“. Grund dafür sei, dass der Lebensraum der Tiere kontinuierlich schrumpft. Und nicht nur die Nähe zu den Siedlungsgebieten, auch das engere Zusammenleben innerhalb der Tierwelt führe zu Unfällen.

Aber nicht jeder Vogel, der am Boden liegt, ist hilflos. Ute Schokolinski erklärt, dass Vögel oftmals schon Nestflüchter sind bevor sie überhaupt fliegen können. Dann sitzen sie zwar am Boden, werden jedoch von den Altvögeln weiter versorgt. So sollte man lieber erst beim Tierschutzverein anrufen, bevor man sie einsammelt und sie dann zwangsernährt werden müssen.