Experten sehen auch nach einer möglichen Hertie-Schließung Chancen für die Innenstadt.

Anfang August wird Hertie seinen Betrieb einstellen, nachdem das Unternehmen bereits vergangenes Jahr Insolvenz angemeldet hatte. Ein Rettungsversuch scheiterte in letzter Minute. Bei Woolworth soll das Insolvenzverfahren Ende Juni eröffnet werden. Im Falle der Schließung würden in der Innenstadt damit zwei große Magneten wegfallen.

„Das ist schlimm für jede Stadt, egal wie groß sie ist”, macht Peter Rolle, Geschäftsstellenleiter des Rheinischen Einzelhandels- und Dienstleistungsverband (REHDV) deutlich. „Schließlich haben solche Einrichtungen einen großen Einfluss darauf, wie viele Verbraucher in die Innenstadt kommen.” Auch Dr. Ulrich Biedendorf von der IHK Düsseldorf denkt ähnlich: „Die Schließung der Hertie-Filiale wird zumindest an diesem Ende der Fußgängerzone nicht unerhebliche Auswirkungen haben.”

Allerdings sei der Neubau des SB-Warenhauses Kleestraße ein guter Schritt. „Das hat eine stabilisierende Wirkung und könnte in der Zeit, in der die Hertie-Immobilie leer steht, eine Überbrückung sein”, sagt Biedendorf. Der Meinung ist auch Peter Rolle. „Das neue Warenhaus könnte einen Teil des Angebots von Hertie auffangen.”

Lücken schließen

Doch in allererster Linie seien nun die ansässigen Händler gefragt, finden Rolle und Biedendorf: „Sie müssen reagieren, um die entstehende Angebotslücke so gut wie möglich zu schließen”, fordert REHD-Mann Rolle. „Wir werden unsere Mitglieder auch gezielt darauf ansprechen und auf die Chancen hinweisen, die die neue Situation ihnen bietet.”

Gutes Personal

Nils Juchner appelliert an Velberter Unternehmer und Einzelhändler.

„Wer jetzt versierte Kräfte, die ihrerseits Stammkunden haben und binden, einstellen will, soll sich direkt an mich wenden.” Nicht nur sehr professionelles Verkaufspersonal arbeite im Warenhaus, sondern auch entsprechend gute Verwaltungs- und Bürokräfte.

Denn in den meisten Städten, so auch in Velbert, sei das Angebot, das bislang von Hertie abgedeckt wurde, längst vorhanden: „Die Einzelhändler hatten auch jetzt schon ähnliche Produkte in ihrer Palette”, berichten die beiden Experten. Nur seien diese Produkte eben nicht so in den Vordergrund gestellt worden.

Auch Erwin Keller von der Velberter Wirtschaftsförderung sieht „in der Krise auch eine Chance.” In Velbert gingen auch nach einer Hertie-Schließung nicht die Lichter aus. „Wer bislang bei Hertie Schuhe gekauft hat, war ja grundsätzlich bereit, in Velbert einkaufen zu gehen”, sagt Keller. Nun bestehe die Aufgabe der Wirtschaftsförderer und der lokalen Händler darin, diese Kunden in Velbert zu halten. „Wir müssen die Wettbewerber anregen, Teile des Sortiments zu übernehmen”, meint Keller.

Für ihn bedeute das, dass Fachhändler auch ihr Sortiment erweitern könnten. „Um bei dem Schuhbeispiel zu bleiben: Wer hier in Velbert bislang Schuhe verkauft hat, könnte auch Marken mit aufnehmen, die bislang Hertie vertrieben hat.” Schon würde der Kunde weiter am Ort einkaufen. Vielleicht könnte dann ja auch Fachpersonal mit übernommen werden, hofft Keller: „Wer sich bislang bei Hertie gut beraten fühlte, freut sich darüber, beim Fachhändler von der gleichen Person weiter beraten zu werden.”

Was aus der Hertie-Immobilie werden soll, steht unterdessen noch nicht fest. Nur eins scheint sicher, glaubt man Dr. Ulrich Biedendorf von der IHK: „Das Gebäude wird nicht lange leer stehen. Dafür ist Velbert zu groß und die Zeichen aus Politik und Verwaltung sind ebenfalls positiv.”