Tönisheide.

Die Zeiten sind für Schmuckhändler und Uhrmacher nicht eben leicht. Trotzdem trifft man das Ehepaar Thiel in diesen Tagen in aufgeräumter Stimmung:

Vor 25 Jahren haben sie an der Wülfrather Straße das Juweliergeschäft von Familie Wesser übernommen – und nichts bereut: „Unser Ziel ist es immer gewesen, das Vierteljahrhundert voll zu bekommen“, sagt Uschi Thiel, die als kaufmännische Fachfrau in dem kleinen feinen Geschäft sowohl für Handel und Buchführung, als auch für die Sparte Schmuck zuständig ist und sogar viele der Teile, die hier verkauft werden, selbst entwirft.

Wie gesagt, die Winde wehen scharf für Kleinbetriebe vom Schlage Thiel: „Der Anteil Handel ist bei uns seit Jahren rückläufig“, sagt Klaus Thiel. Der 67-jährige Uhrmachermeister, Mitglied der Innung in Düsseldorf, konnte den Kampf gegen die großen Handelsketten nicht gewinnen – und schon gar nicht gegen die Angebote aus dem Internet, wo auch viele seiner Kunden stöbern. „Nur zu oft habe ich hier im Laden Stunden für eine Fachberatung investiert, gekauft hat der Interessierte dann aber am Computer“, erzählt er. Oder man lässt sich bei Thiel um die Ecke das Armband seines Schnäppchens kürzen, das kurz zuvor im Netz erstanden worden ist. Mit dem Schmuck verhält es sich ähnlich: „Wer kann schon mithalten, wenn es Gold und Silber zum Umhängen mittlerweile beim Kaffeeröster zum Ramschpreis gibt?“, fragt Uschi Thiel.

Ein weiteres Problem: die Zertifizierung. Die ist teuer, es müssen immer wieder neue Maschinen angeschafft werden. So erwarten es die großen, namhaften Hersteller, „sonst gibt es keine Ersatzteile mehr“, klagt Uschi Thiel.

Die Thiels haben jedoch längst ihre Nische gefunden: Keine großen Uhrenmarken, dennoch qualitativ Hochwertiges und ein Servicegebot, das geschäftlichen Erfolg garantiert: „Bei uns ist der Kunde sprichwörtlich König. Mein Mann repariert auch schon mal Uhren umsonst, deren Garantiezeit abgelaufen ist“, berichtet Uschi Thiel. Für jede defekte Uhr, die der Uhrmachermeister in Augenschein nimmt, mache er einen fairen Preis, sagt Thiel.

Insgesamt aber gibt es in dem Geschäft mit den zahlreichen 1a-Juwelier-Auszeichnungen wenig Kontakt zu der Kundschaft, für die Geiz geil ist. „Wer eine hochwertige Uhr kauft, ist in der Regel auch bereit, den entsprechenden Reparaturpreis zu bezahlen“, weiß Klaus Thiel.

Wie geht’s weiter mit den Jubilaren? Der Sohn wird den Laden nicht fortführen – das stehe fest. „Aber wir fühlen uns fit genug, noch einige Zeit weiterzumachen“, betont Uschi Thiel gelassen.