Velbert. .

Es ist ein Wunder, was da in der Nacht auf Mittwoch am Kostenberg geschehen ist: Ein vierjähriger Junge stürzte kurz nach Mitternacht vom Balkon einer Wohnung in der dritten Etage – und blieb dabei unverletzt.

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Die 28-jährige Mutter hatte nach Angaben der Polizei gegen 0 Uhr die Wohnung verlassen, um ihren Mann von der Spätschicht an seiner Arbeitsstelle abzuholen. Sie hatte sich dem Polizeibericht zufolge zuvor davon überzeugt, dass der Kleine ruhig im Bett seiner Eltern eingeschlafen war, schloss die Wohnungstür ab und verließ das achtgeschossige Mehrfamilienhaus.

Eine Etage unter ihr war eine junge türkische Hausfrau zu dieser Zeit mit dem Abwasch in der Küche beschäftigt. „Es war ganz ruhig im Haus“, erinnert sich die Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Plötzlich habe ich so ein plumpsendes Geräusch gehört“, berichtet sie – so, als sei ein Sack auf den Boden vor dem Hochhaus aufgeschlagen. Dann vernahm sie gepresst hervorgebrachtes Kindergeschrei. „Da hab ich das Fenster geöffnet und in die Dunkelheit nach unten gestarrt“, berichtet die Zeugin. Ohne lange zu überlegen, lief die Frau nach unten zum Ausgang, um das Wohnhaus herum, und traf dort auf mehrere Mitbewohner und Nachbarn aus der Hausnummer 52, die sich um den kleinen Jungen (Name der Redaktion bekannt) scharten.

Unsicherheit über Umgang mit Verletztem

„Er lag auf dem Rücken und atmete schwer“, berichtet eine Nachbarin, die auch lieber anonym bleiben möchte. „Es war viel Unsicherheit unter den Anwesenden, wie man mit dem Jungen nach diesem Sturz umzugehen hatte“, sagt sie. „Wie gut, dass wir dort keine betonierte Fläche haben oder einen Abstellplatz für Mülltonnen“, so eine andere türkische Frau. „Einen Aufprall dort hätte der Junge keinesfalls überlebt.“ Auf jeden Fall sei sofort ein Rettungswagen angefordert worden.

Gegen 0.40 Uhr kehrte die Mutter des Verunglückten mit ihrem Ehemann zurück. Nach Polizeiangaben waren beide sehr schockiert, vor ihrem Haus Polizeikräfte, Rettungssanitäter und einen Notarzt anzutreffen. „Die waren bleich vor Schreck, als sie erfuhren, dass es ihr Sohn war, der da abgestürzt war“, erzählt ein älterer Mitbewohner.

Die genauen Umstände, wie und warum der allein gebliebene Vierjährige auf den nach Polizeiangaben unverschlossenen Balkon der Wohnung gelangte und über das dortige Geländer hinweg in die Tiefe stürzen konnte, sind bislang noch nicht geklärt. Die Wohngemeinschaft am Kostenberg 52 und die Nachbarn ringsum brannten im Laufe des gestrigen Tages auf jede Nachricht, die vom Klinikum zu ihnen drang. „Schon ganz früh klingelte eine Nachbarin bei mir an und sagte mir, dass dem Jungen nichts passiert ist“, so eine Mitbewohnerin. Noch in der Nacht hatten ärztliche Untersuchungen ergeben, dass der Unglücksrabe auf wunderbare Weise innerlich wie äußerlich keine Verletzungen erlitten hatte.

Frage der Kindersicherheit von Balkonen

Sicherlich könnte man jetzt die Frage nach der Aufsichtspflicht der Eltern stellen. Doch im Quartier am Kostenberg wollten das die Menschen gestern so nicht sehen. „Wenn der Mann bis in die Nacht hinein arbeitet, ist es ja wohl logisch, dass seine Frau ihn abholt“, meinte eine Kostenbergerin von der gegenüberliegenden Straßenseite. Dass das Kind lebt, war allen Befragten die wichtigste Nachricht.

Ein anderer Mitbewohner stellt die Frage nach der Kindersicherheit der Balkone hier im Mehrfamilienhaus. „Wenn so kleine Kinder heranwachsen, betrachten sie die schützende Metallfront an unseren Balkonen als Kletter-Herausforderung.“ Vielleicht, so der junge Mann, sollten die Abschirmungen mal untersucht werden. „Damit sowas nicht nochmal passiert!“