Unternehmer mit einem lachenden und einem weinenden Auge
Ein lachendes und ein weinendes Auge habe er, wenn er über Europa nachdenke, sagt Michael Balka. Er ist Geschäftsführer der Velberter Baku-Chemie – sein Kollege von Intensiv Filter aus Langenberg, Thomas Blüggel, sieht das genauso. „Einerseits hat uns die europäische Einigung jede Menge Vorteile gebracht”, sind sich die beiden Unternehmensleiter einig. „Aber es gibt auch Dinge, die nicht gut sind, gerade für uns Mittelständler.”
Denn die würden sowohl in Deutschland als auch in der EU viel zu wenig berücksichtigt. „Wir haben eben keine Lobby. Das sieht man jetzt auch wieder, wenn es um Staatshilfen für Betriebe geht”, kritisiert Blüggel. Große Konzerne könnten medienwirksam Unterstützung abgreifen, „aber wir vom Mittelstand müssen sehen, wie wir mit den Folgen der Krise klar kommen”. Er wünsche sich, „dass das Gestrüpp an Verordnungen gelichtet und die Vergabe von Krediten unkomplizierter wird”. Baku-Chef Balka: „Vor kurzem ist ein neues Gesetz für den Chemiesektor verabschiedet worden. Darin sind Mengen für die Registrierung eines Stoffes festgelegt worden. Nur dass diese Quote für einen Mittelständler wie uns kaum zu erreichen ist.”
Doch der europäische Markt mit seinen einheitlichen Regelungen bietet auch eine Menge Vorteile. „Wir sind sehr stark im Export tätig, momentan insbesondere in den neuen, östlichen EU-Ländern”, erläutert Gerd Rocholz, Geschäftsführer von Hüdig und Rocholz (Tönisheide). „Die Mitgliedschaft dieser Länder in der Gemeinschaft erleichtert uns die Abwicklung enorm.” Umständliche Zollerklärungen fallen weg und somit eine „Menge Papierkram”. Noch einfacher werde es, wenn diese Staaten auch den Euro einführen.
"Der Euro bringt uns sehr nach vorn. Er bringt Stabilität und ist weltweit anerkannt”, so auch Balka. „In manchen Regionen genießt der Euro mittlerweile sogar einen höheren Stellenwert als der Dollar.”
Positiv bewertet Balka auch die Umweltgesetzgebung der EU. Zustimmung erhält er da von Thomas Blüggel. „Uns spielt die Vereinheitlichung der Gesetze in diesem Bereich natürlich zu. Deutschland war immer schon Vorreiter, jetzt ziehen andere nach.” Als Filterhersteller sei sein Unternehmen da natürlich in einer guten Position. „Immer, wenn in anderen Ländern die Regeln strikter werden, kommen wir ins Spiel und generieren unseren Zielmarkt.” Hier zeige sich auch die besondere Außenwirkung der europäischen Gesetzgebung, findet Blüggel: „Andere Nationen nehmen uns zum Vorbild, zum Beispiel Ägypten oder die Länder im arabischen Raum. Sie passen ihre Richtlinien dem europäischen Vorbild an.”
Insgesamt ziehen alle drei Unternehmer ein gemischtes Fazit, wobei die positiven Faktoren überwiegen, sagt Gerd Rocholz: „Wer in der EU einkauft, kann sich auf einheitliche Qualitätsstandards verlassen. Auch die Umweltschutzvorschriften sind gleich.”