Velbert. .

Erst wurde seine Verkürzung auf sechs Monate beschlossen, jetzt steht er im Zusammenhang mit der Diskussion um die Aussetzung des Wehrdienstes ebenfalls auf der Kippe: der Zivildienst.

Die ersten Wohlfahrtsverbände sind bereits dabei, sich umzuorientieren.

„Wir sind schwerpunktmäßig mit FSJlern unterwegs“, erklärt Katja Mühlmann vom Verein für Menschen mit Behinderung „Pro Mobil“ auf WAZ-Anfrage. Man habe sich bereits umorientiert, weil die Absolventen eines Freiwilligen Sozialen Jahres „definitiv zwölf Monate bei uns sind“.

Dennoch befürchtet Katja Mühlmann, dass es künftig eine große Lücke geben wird: „Ich glaube, dass gerade die jungen Männer direkt in eine Ausbildung oder ins Studium gehen, wenn sie die Chance dazu haben. Es wird wohl kaum ein junger Mann freiwillig Zivildienst machen.“ Bereits jetzt stehen bei Pro Mobil drei Zivildienstleistende zwölf FSJlern gegenüber. „Sollten Wehrpflicht und Zivildienst tatsächlich ausgesetzt werden, würden wir mehr aufs FSJ gehen und das entsprechend bewerben.“

Noch gar keine Erfahrung mit dem FSJ hat das Klinikum Niederberg. Bisher werden dort pro Jahr 18 bis 20 Zivis, vor allem im Wirtschafts- und Versorgungsdienst, eingesetzt. „Ich denke, es wäre schwierig, ohne sie auszukommen“, sagt Ulrike Müller von der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit. „Aber wenn es so käme, müsste man in Richtung FSJ umstrukturieren und das auch bewerben.“

Werner Starke, Geschäftsführer der Diakonie Niederberg, würde im Fall der Fälle ebenfalls auf FSJler ausweichen. „Sie sind zwar teurer, aber dafür hätten wir längerfristig eine engagierte Kraft.“ Sieben Zivildienstleistende und zwei FSJler beschäftigt das Diakonische Werk zurzeit. „Wir bekommen viele Anfragen über Mundpropaganda“, erklärt Starke, „und hatten bisher nie Probleme, Leute zu bekommen.“

Da im Zusammenhang mit der Aussetzung der Wehrpflicht verschiedene Modelle diskutiert würden, blickt Starke zuversichtlich in die Zukunft. „Es wird ja sogar von einen freiwilligen Dienst von 18 Monaten gesprochen – das würden viele junge Leute gerne annehmen, weil sie damit längere Zeiträume abdecken können. Und das begrüßen wir als Arbeitgeber natürlich auch.“

Auch das Technische Hilfswerk (THW) und die Freiwillige Feuerwehr in Velbert befürchten keine Personalprobleme durch ein Aussetzen von Wehrpflicht und Zivildienst. Bei beiden Organisationen kann man sich für sechs Jahre verpflichten und dadurch – mit einem jährlichen Mindeststundenpensum – Wehr- oder Zivildienst abdecken.

„Wir haben eine Freiwilligenquote von 70 Prozent“, erklärt Nico Johann, Sprecher des THW-Ortsverbands Velbert. „Deshalb wären wir von einer Aussetzung des Zivildienstes weitaus weniger betroffen als andere Organisationen.“ Ohnehin würden die meisten THWler ihren Dienst ehr als Hobby denn als Pflicht sehen. „Es gab in den letzten Jahren eine starke Entwicklung in diese Richtung.“

Auch bei der Freiwilligen Feuerwehr machen die Verpflichtungen nur einen geringen Teil aus. „Und das sind Leute, die sich ohnehin bei uns engagieren, weil sie Spaß an der Sache haben und die Verpflichtung einfach mitnehmen“, erklärt Sprecher Reinhard Lüdeke.