In der Ecke steht der silberne Napf, die schwarze Mischlings-Hündin Momo schnuppert zweimal intensiv an dem darin befindlichen Trockenfutter, schaut vorsichtig nach oben und nach einigem zögern, frisst sie dann auch ihre Ration.
Doch wirklich glücklich scheint sie dabei nicht zu sein. „Es gibt einige Hunde, die das Trockenfutter nur essen, damit sie nicht verhungern. Spaß haben dabei nur die wenigsten“, berichtet Guido Vogelsang.
Ganz anders sieht das aus, wenn dem Vierbeiner Fleisch in seiner natürlichen Form serviert wird. „Das ist dann eine richtige Freude, den Hunden beim Essen zuzusehen.“ Doch schnell mussten Guido und seine Frau Michaela Vogelsang feststellen, dass das Angebot an Rohfleisch für Tiere gering ist. „In Metzgereien gibt es das gar nicht mehr, da dass seit dem Gammelfleisch-Skandal nicht mehr gemeinsam gelagert werden darf“, erklärt der gelernte Kfz-Mechaniker.
Also nahm er sich ein Herz, lief ein halbes Jahr alle öffentlichen Stellen hab, holte sich die Genehmigungen, kündigte seinen Job und eröffnete selbst die „Futterscheune“.
Könnten Hunde mit den Begriffen auf dem Kühlregal der Vogelsangs etwas anfangen, ihnen würde sofort das Wasser im Mund zusammenlaufen. Von Lammpansen über Rinderhorn bis hin zum grünen Blättermagen lagert dort alles, was das Hundeherz begehrt – natürlich aus eigener Produktion.
Denn Guido Vogelsang verkauft Rohfleisch nur dann, wenn es durch seine eigenen Hände gegangen ist. „Ich weiß noch, wie es war, als ich das erste Mal einen Schlachthof besuchte. Das war schon heftig. Da geht es zu wie in einem KZ“, berichtet der 32-Jährige. „Daher beziehen wir unser Fleisch nur aus kleinen bis mittelgroßen Betrieben aus der Umgebung. Da geht es nicht ganz so industriell zu. Das Fleisch, was wir von dort beziehen, ist sogar für den menschlichen Verzehr zugelassen.“
Er selbst würde sich zwar nicht am Pansen-Rindfleischmix versuchen, doch seine Hunde bekommen mittlerweile kein anderes Futter mehr als Rohfleisch mit ein bisschen frischem Gemüse oder Kartoffeln und ein bisschen Grünes für den Mineralienhaushalt.
Das sah allerdings auch mal anders aus. Seinen Rüden Artax versorgte er zunächst auch mit Trockenfutter aus der großen Tüte. „Ich hatte mir nichts dabei gedacht, schließlich macht das ja praktisch jeder“, so Vogelsang. Diese Einstellung änderte sich als der gelernte Kfz-Mechaniker mit Hündin Alexa den zweiten Vierbeiner ins Haus holte. „Sie wurde vom Züchter schon immer mit Rohfleisch gefüttert und er hat mich über die Vorteile dieser Ernährung aufgeklärt.“ So sollen, laut Vogelsang, vor allem so genannte Zivilisationskrankheiten durch die Ernährung mit Trockenfutter hervorgerufen werden. „Immer mehr Hunde haben Diabetes und Allergien. Das hängt vor allem mit dem großen Getreideanteil und dem Konservierungsmittel in billigem Trockenfutter zusammen“, so Vogelsang.
Dr. Britta Dobenecker, Dozentin am Lehrstuhl für Tierernährung und Diätetik an der LMU München, sieht dies anders. „Tiere können allergisch auf Protein reagieren, also auch auf Bestandteile in BARF-Rationen (Biologisch Artgerechtes Rohes Futter, d. Red.). Es gibt einfach kein hypoallergenes Fleisch.“ Allerdings kann sie auch die Angst vor Erkrankungen des Hundes durch Rohfleisch nehmen.
„Im Gegensatz zum Menschen reagieren Hunde weniger empfindlich auf Bakterien im Futter, trotzdem ist Hygiene bei der Aufbewahrung und Zubereitung von rohem Futter wichtig. Bedenken sollte man auch mögliche parasitäre Infektionen. Sehr wichtig ist außerdem, dass die Rationen stimmen“, so Dobenecker. Hierfür bietet die „Futterscheune“ Umsteigern auch eine ausführliche Beratung an. Die Sparkasse Hilden/Ratingen/Velbert hat Guido Vogelsang bereits von seiner Geschäftsidee überzeugt. Vor rund vier Wochen wurde er mit dem Existenzgründerpreis ausgezeichnet und kassierte 5.000 Euro Starthilfe.
Doch nicht nur die Wirtschafts-Experten auch die Tierhalter geben ihm recht. „Es läuft von Monat zu Monat besser. Interessant ist, dass viele unserer Kunden Vegetarierer sind, die für ihren Hund auch eine ausgewogene Ernährung wollen.“