Velbert. Nicht nur für Christen hat die Fastenzeit begonnen. Auch viele Nichtgläubige nutzen die sieben Wochen zur inneren Einkehr. „Viele sehen es als sportliche Herausforderung an, aber ohne den religiösen Aspekt“, sagt Elisabeth Tilling von der Kirchengemeinde Neviges.

Sie verzichten auf Süßigkeiten, Alkohol, Fleisch oder auf Fernsehen, Handy oder Computer: Nicht nur für viele Christen hat am Aschermittwoch die Fastenzeit begonnen, auch Nicht-Gläubige nutzen die sieben Wochen vor Ostern zur inneren Einkehr. „Viele sehen es als sportliche Herausforderung an, aber sehen den religiösen Aspekt nicht mehr“, sagt Elisabeth Tilling, die im Familienkreis der katholischen Kirchengemeinde Neviges aktiv ist. Darüber habe es im Familienkreis lebhafte Diskussionen gegeben.

Zwar verzichte auch dort der eine oder andere in den 40 Tagen nach Aschermittwoch auf Fleisch oder Alkohol, aber es gebe keine feste Fastengruppe mit regelmäßigen Treffen. „Warum auch?“, fragt Elisabeth Tilling. „In der Bibel heißt es sinngemäß: Fastet im Geheimen, so dass die anderen es nicht merken.“ Die Katholikin selbst will während der Fastenzeit auf etwas verzichten, das ihr Zeit für sinnvollere Dinge raubt: „Das ist für mich der Computer.“

„Fasten ist etwas für Körper und Seele“

Gesundheitliche Aspekte stehen hingegen bei den Fastengruppen im Mittelpunkt, die Heilpraktikerin Marlis Hahn anbietet. Aber nicht nur: „Fasten ist etwas für Körper und Seele - es hat auch etwas mit der Reinigung und Ordnung des Geistes zu tun. Man sieht anschließend einige Dinge klarer.“

Statt sieben Wochen dauern die Fastenkurse der Heilpraktikerin nur fünf Tage. „Wir starten freitags, damit auch Berufstätige mitmachen können - da gibt es dann Rezepte und Einkaufszettel.“ Rezepte? „Ja“, sagt Marlis Hahn, „denn beim Fasten nach Buchinger gibt es erst zwei Entlastungstage mit leichter Kost, und dann nimmt man unter anderem Gemüsebrühe zu sich, die man selbst kochen kann.“

Während der fünf Fastentage gibt es dann regelmäßige abendliche Treffen, bei denen die Heilpraktikerin nicht nur zu Ernährungsfragen und Hautpflege berät, sondern mit den Teilnehmern auch Entspannungsübungen oder Yoga macht. „Natürlich kommen beim Fasten auch Fragen auf, die wir dann besprechen.“

Dass sich der Beginn der Kurse von Marlis Hahn in etwa mit der kirchlichen Fastenzeit deckt, hat seine Gründe. „Es war schon eine kluge Idee, diese Zeit nach Karneval beginnen zu lassen“, erklärt die Heilpraktikerin. „Das Ganze hat etwas mit dem Stoffwechsel zu tun, der sich zu dieser Zeit im Umbruch befindet. Im Winter läuft er auf Sparflamme und beginnt um diese Zeit, sich wieder zu aktivieren, was ideal für eine Fastenkur ist. Deshalb beginnen meine Kurse auch in der Zeit nach dem Fasching.“

„In erster Linie geht es darum, ganz viel für sich selbst zu tun“

Letztlich diene der Verzicht auf feste Nahrung der inneren Reinigung und Entschlackung: „Es hat einen sensationellen Einfluss auf die Gelenke, das Skelett, die Muskulatur und vor allem auf die Haut - man sieht anschließend zehn Jahre jünger aus“, schwärmt Marlis Hahn. Immer wieder müsse sie aber klar stellen, dass Fasten nichts mit einer Diät zur Gewichtsreduktion zu tun habe. „Es geht nicht ums Abnehmen, sondern um eine Stärkung des Immunsystems, um Reinigung, Entschlackung und Regeneration des Körpers.“ Zwar habe der eine oder andere Teilnehmer ihrer Kurse auch den Wunsch, ein paar Pfunde zu verlieren, „aber in erster Linie geht es darum, ganz viel für sich selbst zu tun“.

Eines kann die Heilpraktikerin Fastenwilligen auf jeden Fall versprechen: „Man geht ganz anders aus dem Fastenkurs heraus, als man hineingegangen ist - man hat nicht nur einige Pfunde verloren, man hat vor allem sehr viel gelernt.“