Velbert. .

Es war gewiss nicht das erste Mal, dass Reiner De Bruyckere vor dem Mariendom stand, doch es war ein besonderes Mal. Denn diesmal überkam den Nevigeser eine Vision.

Der „weltweit einzigartige Sakralbau“, so De Bruyckere, habe etwas Besonderes verdient. Reichstag oder Schloss Neuschwanstein haben es schon – ein Tastmodell. „Alljährlich pilgern tausende Menschen zum Dom, darunter auch Blinde. Denen kann man den Bau dieses Gebäudes doch gar nicht erklären – dafür ist er viel zu komplex. Die einzige Chance, dass sie auch etwas davon haben, ist ein solches Tastmodell.“

Doch zu Beginn wollten sich keine Partner für das Projekt finden. Schließlich sollte alles unentgeltlich laufen. „Für so etwas ist bei den Kirchen heutzutage auch kein Geld mehr da.“ So wandte sich der Visionär an die Lokalredaktion der WAZ. Und tatsächlich kamen Reaktionen auf seine Idee. Der wichtigste Anruf war der von Hans Bartoldus. Der Firmeninhaber war von De Bruyckeres Idee vollends begeistert: „Ich habe schon immer ein Herz für Blinde gehabt und unterstütze sie auch anderweitig. Aber das Projekt fand ich richtig gut.“

Seit diesem Zeitpunkt ist mittlerweile ein gutes Jahr vergangen und das Projekt ist weit fortgeschritten. Doch der Weg dahin war äußerst steinig. „Teilweise konnte ich es gar nicht glauben. Wir arbeiten doch kostenlos und trotzdem brauchten wir unglaublich viele Zustimmungen“, erklärt Bartoldus. Erst fragten sie beim Kloster an, die verwiesen nach Köln und dort trafen sie dann auf Erzdiözesen-Baumeister Martin Struck. „Doch auch er musste sich erst absichern“, erklärte De Bruyckere.

Der Erbauer Prof. Gottfried Böhm – mittlerweile 90 Jahre alt – sollte entscheiden, ob ein Tastmodell in das Gesamtkonzept des Domareals integriert werden könnte. „Glücklicherweise war Professor Böhm davon sehr angetan“, berichtet De Bruyckere.

Doch die wahren Schwierigkeiten begannen erst. Nirgends gab es korrekte Zeichnungen des Doms. „Wir haben bei der Stadt und im Büro von Professor Böhm angefragt, doch nichts Vernünftiges bekommen. Auf einer Zeichnung hatte der Bau sogar zwei Türme mehr, als tatsächlich nachher gebaut wurden“, berichtet der Modell-Bauer. So versuchten Bartoldus und seine Gehilfen anhand von Luftaufnahmen den Plan nachzuzeichnen: „Das war kaum zu machen. Dort waren immer große Schattenflächen, die wir heraus rechnen mussten. Ich war kurz davor hinzuschmeißen.“ Doch dann kam Reiner de Bruyckere und brachte ein perfektes Luftbild.

Heute ist das Modell nahezu vollendet. Es fehlt nur noch der Bronzeguss. „Das macht ein befreundeter Gießer von mir. Der wird noch Spaß bekommen“, meint Bartoldus. Dennoch hoffen beide, dass im späten Herbst das Modell seinen Platz vor dem Dom einnehmen kann.