Velbert. .

Nach einem schweren Treppensturz will der Stuntman S. aus Velbert anderen helfen. Nun putzt er Klinken für die kleine Kassandra, die Opfer eines Gewaltverbrechens wurde und sammelt Spenden für ihre Familie.

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Von DerWesten

Mit 200 Sachen vor ‘ne Wand rasen. 30 Treppenstufen ‘runterstürzen. Plötzlich in Flammen aufgehen. Das war das Leben von S.. War. Der 41-jährige Velberter verdiente sein Geld als Stuntman.

Sprang dort ein, wo der Schauspieler um Leib und Leben fürchtete, der Film aber nach Action schrie. Etwa in der RTL-Serie „Alarm für Cobra 11“. Ungezählte Knochenbrüche nahm der gelernte Stahlformbauer, der den Kick, den Adrenalinstoß braucht(e), um den Autobahnpolizisten aus der TV-Serie oder im Kinofilm „Der Clown“ den Leinwand-Promis glaubwürdig Haut und Haare zu retten. Bis S. ohne Netz und doppelten Boden, ohne Schutzkleidung, ohne Protektoren am Set ausrutschte und ohne Drehanweisung eine Treppe hinabstürzte. Das hielt auch der hartgesottene Kampfsportler (Taekwondo) nicht aus. Kiefer- und Knochenbrüche, neun Monate im Koma. Danach eine lange Rehabilitationsphase.

„Da kommt man ans Denken“, sagt der bekennende „Adrenalin-Junkee“. Und er dachte. Dachte über sich, seine eigentlich gute Kindheit in Velbert, sein, wie er heute sagt, „unglaubliches, fast unverschämtes Glück“ nach, „immer noch zu leben und alles überstanden zu haben“.

„Aber ich kann was anderes. Ich kann helfen.“

Ein Glücksgefühl, dem er sich mehr und mehr verpflichtet fühlt. „Ich kann heute die Stunts nicht mehr drehen, die ich vor dem Unfall gestanden habe“, sagt er, aber augenscheinlich ohne große Trauer. „Aber ich kann was anderes. Ich kann helfen.“ Nun, was läge hier näher, als die zu unterstützen, die es seiner Ansicht nach „am meisten brauchen. Kinder.“ Und zwar „auch Kinder aus der Stadt, in der ich selbst groß geworden bin und lebe.“ Da ist dem stählernen Stuntman mit butterweichem Herzen sofort die kleine Kassandra aus Neviges eingefallen, die im September vergangenen Jahres Opfer eines üblen Verbrechens, mit einem Stein als Waffe am Kopf schwerverletzt und anschließend in einen Gully gesteckt wurde.

„Einfach erschütternd“, so der Stuntman, der sich jetzt für die Unterstützung des Mädchens und ihrer Familie gehörig aus dem Fenster lehnt. Er putzt Klinken, rennt von möglichen Sponsoren zu Banken, Stromlieferanten oder Würdenträgern, um Spenden einzutreiben, „die der Familie weiterhelfen“. Und verlässt sich auf die Unterstützung viele Prominenter, für die er Kopf und Kragen riskiert hat. S. ist nicht nur mit dem Mundwerk und der Sammelbüchse unterwegs. Er stellt „Kassandra“ in den Mittelpunkt des Promi-Minigolf-Turniers, das seine Agentur „Minis-Promis“ am 18. Juli ab 10 Uhr am Schloss Hardenberg organisiert. Leute mit bekannten Namen lochen hier die Bälle ein. „Wer kommen wird, will ich noch nicht verraten. Soll ja auch eine Überraschung sein.“ Für Live-Musik sorge die Band „Jamaram“, einst Vorgruppe von „Reamonn“. Das Konzertticket kostet fünf Euro. „Sonst ist der Eintritt frei.“ Um das Turnier herum soll so manches Spektakel stattfinden, plant der Macher.

Die Veranstaltung steht unter dem Motto: „Gemeinsam für Kassandra“.