Velbert. .
Das Turbo-Abitur wirft seine Schatten voraus: Der erste Jahrgang, der sein Abitur schon nach acht Jahren macht, trifft im kommenden Schuljahr mit dem letzten „normalen“ Abi-Jahrgang zusammen.
Dieser Doppeljahrgang in den Oberstufen stellt die Gymnasien vor logistische und finanzielle, aber auch vor pädagogische Probleme. Und: Es fehlen Lehrer.
„In der doppelten Oberstufe wird mehr Geld gebraucht, das wir aber wohl nicht bekommen werden“, sagt die Leiterin des Geschwister-Scholl-Gymnasiums (GSG) Angelika Vogt. Sie habe zwar einen Antrag auf Aufstockung bei der Stadt als Schulträger gestellt, „aber deren finanzielle Situation ist ja allgemein bekannt“. So behelfe man sich, indem man viel mit Kopien und anderen Medien wie dem Computer arbeite. „Dadurch entstehen aber erhebliche Papierkosten. Dafür zahlen die Eltern zwar schon einen Beitrag, aber den müssen wir vielleicht erhöhen.“
Probleme mit zu wenig Räumen oder dem Einrichten von Kursen hat das GSG laut Angelika Vogt nicht. „Da sehe ich eher einen Vorteil: Wir müssen nicht mehr mit dem Nikolaus-Ehlen-Gymnasium zusammenarbeiten, weil die Kurse durch den Doppeljahrgang groß genug sein werden.“ Selbst für „Orchideen-Fächer“ wie Physik könne sie voraussichtlich Kurse einrichten, weil sie eine große Menge an Schülern habe.
Die Kehrseite der Medaille: „Wir kommen mit der Lehrerbesetzung überhaupt nicht nach.“ Zwar würden an den Schulen entsprechende Stellen bereitgestellt, „aber es gibt diese Kollegen noch nicht“. Am Freitag, erzählt Angelika Vogt, habe sie allerdings einen Mathematik-Lehrer einstellen können. „So etwas ist wie ein Sechser im Lotto.“
Im Hinblick auf den Doppeljahrgang sieht die Leiterin des GSG noch ein weiteres Problem: „Vieles in der Oberstufe ist eine Frage der Reife – und da sehe ich die jetzigen Neuner in einer schwierigen Situation. Ich glaube, sie können sich in bestimmte Themen, beispielsweise in Deutsch oder Philosophie, noch nicht so hineindenken wie die jetzigen Zehner.“
Für die ersten Turbo-Abi-Schüler, die ja ein Jahr weniger in der Sekundarstufe I verbringen, gebe es in den schriftlichen Fächern allerdings Vertiefungskurse, „und in den Richtlinien ist auch eine Stoffreduzierung vorgenommen worden, so dass bestimmte Themen in der Oberstufe nicht mehr aufgegriffen werden.“
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Werner Schuhmacher-Conrad, Leiter des Nikolaus-Ehlen-Gymnasiums (NEG) sieht das größte Problem im kommenden Schuljahr im Lehrermangel – und noch einige andere Probleme. „Wir haben dann knapp die Hälfte unserer Schüler in der Oberstufe“, sagt der Schulleiter. „Mit den Räumen, der Unterrichtsverteilung und dem Stundenplan wird es dann problematisch.“
Größere pädagogische Probleme wie seine Kollegin vom GSG sieht der Schuhmacher-Conrad nicht, räumt aber ein, dass der Unterrichtsstoff natürlich auf ältere Schüler zugeschnitten sei. „Mit all dem muss man halt Erfahrungen sammeln.“
Knapp werde es jedoch mit Lehrern und Büchern. „Wir behelfen uns mit älteren Büchern oder Kopien, aber auch da ist unser Etat begrenzt“, kommentiert Schuhmacher-Conrad das Bücherproblem. Im Vordergrund stehe aber der Lehrermangel: „Wir haben vier Stellen ausgeschrieben, davon konnten wir aber nur zwei besetzen. Der Markt ist leer gefegt.“
Das Land allein will der NEG-Leiter für den Lehrermangel nicht verantwortlich machen. „Das Problem besteht ja schon länger. Aber insgesamt war die Einführung des G8-Zweiges miserabel und nicht vorbereitet. Da hätte man vielleicht von den anderen Bundesländern etwas lernen können.“