Langenberg. So viele Passagiere, wie die Bürgerbusse täglich durch Langenberg befördern, hat kein anderer Verein in NRW. Nun gibt es einen Wechsel.

Seit 1996 fahren die Bürgerbusse durch Langenberg, befördern ihre Fahrgäste dorthin, wo die Fahrzeuge der Verkehrsunternehmen nicht hinkommen. In diesen 28 Jahren hat der Verein, der den Betrieb organisiert, nur zwei Vorsitzende gehabt: Hardo Hoops und Gerd Berker.

Letzterer hatte den Posten vor 16 Jahren übernommen - und jetzt ist Schluss. Zumindest mit Vorstandsarbeit. „Es fällt mir schwer“, sagt er, „aber irgendwann muss es auch mal gut sein“. Er gehe zu einem Zeitpunkt, „an dem der Verein sehr gut dasteht, nicht nur finanziell“.

Vom Fahrdienstleiter zum ersten Vorsitzenden

Einen Nachfolger hat er auch schon ausgewählt, aber natürlich muss der auch auf der Jahreshauptversammlung erst einmal gewählt werden. „Wenn die Versammlung nicht anders entscheidet, dann wird mich José Almansa beerben“, sagt Gerd Berker. „Damit würde ich meinen Posten in gute Hände abgeben.“

José Almansa ist derzeit noch zweiter Vorsitzender und Fahrdienstleiter, seit 2017 im Verein. „Ein guter Freund, Jochen Neef, hat mich dazu gebracht, hier mitzumachen“, sagt er. Gerade mal ein Jahr war er ausschließlich als Fahrer unterwegs, dann „ging es Schlag auf Schlag“, blickt José Almansa zurück.

José Almansa bringt fachliche Expertise mit

Denn der pensionierte Feuerwehrmann und Kfz-Sachverständige bringt Fähigkeiten und Expertise mit, die im Verein gefragt sind. „Durch meine berufliche Erfahrung bin ich quasi prädestiniert dafür, mich um unsere Fahrzeuge zu kümmern.“ Schnell rückt er in den Vorstand auf, bringt sich ein.

Seit 1996 gibt es den Bürgerbusverein in Velbert-Langenberg: „Wir haben in der Zeit einige Fahrerinnen und Fahrer verloren“, bedauert der scheidende Vorsitzende, Gerd Berker (mittig vor dem rechten Bus). „Aber wir haben auch viele neue hinzubekommen.“ Aktuell sind 43 Ehrenamtliche im Fahrbetrieb aktiv.
Seit 1996 gibt es den Bürgerbusverein in Velbert-Langenberg: „Wir haben in der Zeit einige Fahrerinnen und Fahrer verloren“, bedauert der scheidende Vorsitzende, Gerd Berker (mittig vor dem rechten Bus). „Aber wir haben auch viele neue hinzubekommen.“ Aktuell sind 43 Ehrenamtliche im Fahrbetrieb aktiv. © WAZ | von Bevern

Als sich dann abzeichnete, dass Gerd Berker nicht mehr kandidieren möchte, sei er gebeten worden, doch in dessen Fußstapfen zu treten. „Ich engagiere mich gerne ehrenamtlich und mache etwas für die Menschen in Langenberg“, sagt er. So ist er nicht nur im Bürgerbusverein aktiv, auch im Kuhstall-Theater bringt er sich intensiv ein.

Kein Bürgerbus in NRW transportiert so viele Menschen

Zurück zum Bürgerbus: In den 16 Jahren unter Gerd Berker hat sich der Verein stets weiterentwickelt. Das fängt bei den Fahrgastzahlen an. In diesem Jahr könnten wieder deutlich mehr als 30.000 Menschen den Service nutzen. Kein anderer Bürgerbusverein in Nordrhein-Westfalen hat so viele Fahrgäste. „Da haben wir aber auch Glück mit der Topografie“, räumt José Almansa ein. „Auf dem platten Land fahren die Leute doch eher nochmal mit dem Fahrrad.“

Dann ist der Verein digitaler geworden, auch wenn das eher auf den Einfluss des aktuellen Fahrdienstleisters zurückgeht: „Ich war da erstmal der Bremser“, sagt Gerd Berker und grinst José Almansa an. „Aber José hat mich überzeugt.“ So kann man es auch ausdrücken, findet der designierte neue Vorsitzende. „Ich habe Gerd auch ein bisschen die Pistole auf die Brust gesetzt“, ergänzt der nämlich.

Anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Bürgerbusvereins Langenberg drehte der WDR im März 2016 einen Beitrag über die Vorbereitungen für das Jubiläumsfest.
Anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Bürgerbusvereins Langenberg drehte der WDR im März 2016 einen Beitrag über die Vorbereitungen für das Jubiläumsfest. © Velbert | H.W.RIECK

Designierter Vorsitzender möchte Digitalisierung voranbringen

Warum? „Ich sollte mich um die Anschaffung des neuen Busses kümmern [WAZ berichtete]. Ich habe dann gesagt, dass ich das nur mache, wenn wir digitaler werden.“ Inzwischen will auch Gerd Berker die Technik nicht mehr missen, erleichtert sie doch die Arbeit und hilft bei der Datenerfassung.

Sollte José Almansa am kommenden Mittwoch gewählt werden, dann will er diesen Weg auch weiter beschreiten. Auch die Vorstandsarbeit soll digitaler werden, weg vom Papier, weg von den vielen Aktenordnern. „Ansonsten beziehen sich die Änderungen vor allem auf die Aufgabenverteilung innerhalb des Vorstands“, führt er weiter aus.

Schön mit Abstand: Auch die Corona-Zeit hat der Bürgerbusverein Langenberg überstanden - hier auf dem Bild von 2020 Gerd Berker (v. l.), Ralph Güther (Geschäftsführer), Jochen Neef und José Almansa (Fahrdienstleiter). Letztgenannter stellt sich am Mittwoch zur Wahl als neuer Vereinsvorsitzender.
Schön mit Abstand: Auch die Corona-Zeit hat der Bürgerbusverein Langenberg überstanden - hier auf dem Bild von 2020 Gerd Berker (v. l.), Ralph Güther (Geschäftsführer), Jochen Neef und José Almansa (Fahrdienstleiter). Letztgenannter stellt sich am Mittwoch zur Wahl als neuer Vereinsvorsitzender. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Aktive, Ehemalige und Partner verstehen sich als Bürgerbusfamilie

Denn dem Verein gehe es gut, die Abläufe stimmen: „Warum also sollte ich hier alles auf links krempeln?“ Allerdings sei er neugierig, vor allem, was den technischen Fortschritt anbelangt. „Das habe ich im Blick und wir werden mitgehen“, sagt er. „Wir schauen uns genau an, was da auf uns zukommt: Was sinnvoll ist, bauen wir in unsere Arbeit ein. Was wir nicht brauchen können, lassen wir weg.“

Was sich auf keinen Fall ändern werde sei die Tatsache, dass sich der Verein eher als Bürgerbusfamilie verstehe. Dieser Begriff geht auf Gerd Berker zurück: „Wir sind der Ansicht, dass nicht nur die Aktiven, sondern auch Ehemalige und die jeweiligen Partnerinnen und Partner der Fahrerinnen und Fahrer dazugehören.“

Gerd Berker bleibt dem Verein erhalten

Deswegen gebe es seit bald zehn Jahren den regelmäßigen Treff in der Begegnungsstätte von St. Michael, „der auch sehr gut angenommen wird“. Und deswegen gibt es immer wieder gemeinsame Fahrten - entweder nur für die Partnerinnen und Partner, oder alle gemeinsam.

Und was macht der - bald ehemalige - Vorsitzende ab Donnerstag? „Noch da sein“, sagt er. „Im August habe ich meine ärztliche Untersuchung, ob ich noch fahrtauglich bin. Und so lange der Arzt mich nicht ausbringt, fahre ich weiter Bürgerbus.“ Und, fügt er an, „meine Frau im Übrigen auch“.

Jahreshauptversammlung

Der Bürgerbusverein Langenberg lädt am Mittwoch, 22. Mai, ab 19 Uhr zur Jahreshauptversammlung ein. Die findet statt im Alldiekunsthaus an der Wiemerstraße 3.

Neben den Vereinsmitgliedern sind diesmal auch geladene Gäste dabei, unter anderem Sabine Schnake aus dem Vorstand der Wuppertaler Stadtwerke, dem Kooperationspartner des Bürgerbusvereins.

Neben Gerd Berker zieht sich auch ein anderes verdientes Vereinsmitglied zurück: Mitgründerin Gerda Klingenfuß steht nicht mehr für eine Aufgabe zur Verfügung.