Velbert. Jubiläum: 50 Jahre Kinderbetreuung durch Tageseltern in Deutschland. Warum trotz freier Plätze nicht jeder Interessent eine Tagesmutter findet.

Fünf kleine Bettchen stehen in dem Schlafzimmer, im Mittelpunkt der Küche ein kniehoher Tisch mit winzigen Stühlchen drumherum und dann das große Spielzimmer mit Klettergerüst und Kuschelecke: Man fühlt sich fast wie in einem Kindergarten, wenn man das große Einfamilienhaus am Rande von Velbert-Langeberg betritt. Und so etwas Ähnliches ist es auch. Bettina Rabel ist Tagesmutter - aus ganzem Herzen. Sie betreut in ihren eigenen vier Wänden täglich für Kleinkinder. Seit 50 Jahren gibt es in Deutschland Tagesmütter.

Idee kam aus Schweden

Die Idee kam aus Schweden, die Frauenzeitschrift Brigitte hatte 1974 von einem neuen Beruf in Schweden berichtet, der „Dagmama“. Gegen die Unterbringung von kleine Kindern in Krippen gab es damals in Westdeutschland erhebliche Vorbehalte. Das Deutsche Jugendinstitut startete von 1974 bis 78 das Modellprojekt „Tagesmütter“ - der Beginn der etablierten Kindertagespflege.

So viele Tagesmütter gibt es in Velbert

43 aktive Tagesmütter gibt es derzeit in Velbert, sie betreuen rund 180 Kinder im Alter von meist unter drei Jahren. Seit rund 25 Jahren kümmert sich der SKFM Velbert/Heiligenhaus um Ausbildung und Betreuung der Tagesmütter.

Die Kindertagespflegeeltern feiern auch gemeinsam mit ihren Kindern, wie hier in Heiligenhaus.
Die Kindertagespflegeeltern feiern auch gemeinsam mit ihren Kindern, wie hier in Heiligenhaus. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Auch Bettina Rabel hat schon jahrelange Erfahrung, seit 2008 arbeitet sie als Tagesmutter: „Ich habe es noch nie betreut“. Angefangen hat sie mit der Betreuung von nur zwei Kindern, als ihre eigene, älteste Tochter noch klein war. Kurzzeitig ist sie dann wieder in ihren alten Beruf als Bürokauffrau zurückgekehrt. „Doch ich merkte, dass mir die Arbeit mit den Kindern fehlte“. Sie machte die Ausbildung zur Kindertagespflegeperson und betreut seitdem fünf Kinder, will für sie wie eine zweite Familie sein.

„Mein jüngstes Kind war sechs Wochen alt“

„Das jüngste Kind, das ich hatte, war sechs Wochen alt“, berichtet sie. Das bindet sie sich dann in einem Tragesack vor den Bauch. „Die ganz kleinen brauchen den engen Körperkontakt“. Die richtigen Mütter müssen da dann manchmal ganz stark sein: „Ein Kind sagte zuerst zu mir Mama“.

Aber gerade das Familiäre ist das, was die Eltern an der Betreuungsform so schätzen. „Ich fühle, dass meine Kinder hier gut aufgehoben sind“, sagt Luisa Wiethölter, die ihre Tochter und ihren Sohn von Bettina Rabel betreuen lässt. Die beiden berichten viel aus ihrem Alltag in der Kleingruppe, wie sie sie Hühner im Garten gefüttert haben oder welche neuen Lieder sie gelernt haben.

Mit mehr Kindern geht es leichter

Bei fünf Kindern geht es manchmal recht wuselig zu. „Aber ich habe die Erfahrung, dass es einfacher ist, je mehr Kinder man hat, sie beschäftigen sich dann selbst “, sagt die Tagesmutter, die bei der Auswahl der Kinder stets darauf achtet, dass es altersmäßig gut zusammenpasst. Zur Zeit hat sie zehn Kinder auf der Warteliste für einen freien Platz. Sie betreut die Jungen und Mädchen jeweils von 7 bis 15 Uhr und muss genau wie eine Kita, Beobachtungsbögen über die Kinder ausfüllen.

„Die Chemie muss stimmen“

Es ist nicht immer ganz einfach Eltern und Tageseltern zusammenzubringen, weiß Kirsten Sme, die Fachbereichsleitung Kindertagespflege beim SKFM. Denn zum einen muss die „Chemie“ zwischen allen Parteien stimmen. Zum anderen müssen auch die Entfernungen passen: „Wenn jemand in Birth wohnt, in Ratingen arbeitet und der freie Platz ist in Langenberg, ist das kaum machbar“, erklärt sie. Deshalb gibt es derzeit paradoxerweise freie Plätze und zugleich eine Warteliste.

Bettina Rabel würde ihren Beruf jederzeit wieder ergreifen, wenn es auch einen kleinen Nachteil gibt. „Ich glaube, ich habe meine Tageskinder gegenüber meinen eigenen immer ein wenig bevorzugt“.