Velbert. Von Biedermeier bis Booking.com: In dem Velberter Traditionshotel logierten historischen Persönlichkeiten und Sterneköche neben Geschäftsleuten.

Würde man auf Zeitreise in Velbert gehen, sagen wir einmal in das Jahr 1824, dann würde man an der Ecke Friedrichstraße/Bahnhofstraße auf Vertrautes treffen: Heute wie vor 200 Jahren werden in dem mit Schiefer verkleideten Eckhaus Gäste willkommen geheißen. Denn wo heute Stüttgens Hotel auf gehobenem Niveau Gäste empfängt, eröffnete zur Zeit des Biedermeier vor 200 Jahren eine Schankwirtschaft. Die wurde im Jahr 1879 von einem Herrn Stüttgen gekauft und befindet sich nun schon seit 145 Jahren in Familienhand, wurde 1894 um einen großen Jugendstilanbau erweitert. Das Jubiläum wird demnächst gebührend gefeiert, wie Frank Stüttgen erklärt.

22 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt das Hotel in der Innenstadt.
22 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt das Hotel in der Innenstadt. © Stüttgen | Stüttgen

Das Hotel in Velbert stand jahrelang leer

Allerdings sah es eine zeitlang so aus, als wäre die Familientradition endgültig beendet. Das Hotel wurde 2001 geschlossen und das Haus stand nach dem Tod des Vaters von Frank Stüttgen 2015 endgültig leer. Dann beschlossen Frank Stüttgen und seine Frau, die damals in Frankfurt lebten, das Hotel inmitten der Velberter Innenstadt wieder zum Leben zu erwecken. „Wir haben überlegt, was wir damit machen. Wir fühlen uns noch nicht danach, uns zur Ruhe zu setzen und das Hotel war nie aus unserem Kopf raus,“ sagte Sabine Stüttgen bei der Wiedereröffnung zur WAZ.

Der Ursprung des Hotels liegt in dem mit Schiefer gedeckten Fachwerkhaus, das Gebäude links daneben wurde Ende des 19. Jahrhunderts angebaut.
Der Ursprung des Hotels liegt in dem mit Schiefer gedeckten Fachwerkhaus, das Gebäude links daneben wurde Ende des 19. Jahrhunderts angebaut. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Eine Menge Renovierungsarbeit

Doch der Eröffnung ging eine Menge Arbeit voraus. Ein Jahr lang wurde das Haus der renoviert und umgebaut, die Zimmer dem modernen Standard angepasst. Auch ein Fahrstuhl musste her. Der Bau war allerdings nicht einfach, weil die Arbeiter auf Gestein in der Erde gestoßen sind.

22 Zimmer im Haus

Heute hat das Hotel 22 komfortable Zimmer, alle natürlich mit Dusche und Toilette und je nach Standard 10 bis 28 Quadratmeter groß. Die Nutzer des Online-Buchungsportals Booking.com haben dem Velberter Hotel die gute Note 8.9 gegeben. Wer sind denn die Gäste? Frank Stüttgen: „90 Prozent unserer Kunden sind Geschäftsleute, die in der heimischen Industrie zu tun haben“. Und, weil es eine Kooperation mit Haus Stemberg gibt, oft auch bekannte Köche, wie erst vor kurzem TV-Koch Tim Mälzer. Die Gäste scheinen zufrieden zu sein. Frank Stüttgen: „Wir haben Stammgäste, die kommen immer wieder“. Man bemühe sich auf die Persönlichkeit eines jeden Gastes einzugehen, einen hohen Grad an Service anzubieten. „Und eigentlich haben wir zu 99 Prozent nette Gäste“, sagt der Hotelbesitzer.. Insgesamt 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich um das Wohl der Hotelbesucher.

Reichskanzler Bismarck persönlich schickte dem Velberter Hotel Grüße.
Reichskanzler Bismarck persönlich schickte dem Velberter Hotel Grüße. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Viele bekannte Gäste

Das historische Hotel hat auch in der Vergangenheit viele bekannte Personen kommen und gehen sehen, so die Flugpionierein Elly Beinhorn, die 1931 durch einen Alleinflug nach Afrika von sich reden machte. Im Jahr darauf erlangte sie durch eine Weltumrundung deutschlandweite Bekanntheit. Sie schrieb ein Dankesschreiben, das im Frühstücksraum des Hotels eingerahmt hängt. Und auch Felix Graf von Luckner hat sich bedankt. Der Kapitän wurde durch sein Buch „Seeteufel“ bekannt. Darin beschreibt er das Aufbringen von 16 feindlichen Schiffen im Zeitraum von Dezember 1916 bis Dezember 1917. Er ist ebenfalls an der Wand verewigt.

Marie Hinkelmann arbeitet an der Rezeption des Hotels.
Marie Hinkelmann arbeitet an der Rezeption des Hotels. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Grüße von Otto von Bismarck

Und noch einen ganz besonderen Gast hat die Stammtischecke im Frühstücksraum gesehen. Hier saß der erste Reichskanzler Otto von Bismarck im Jahr 1892, der sich später mit einem Brief für den Aufenthalt im Gasthaus bedankt hat. Der Brief hängt heute auch über dem alten Tisch.

Velberter, die nicht in Stüttgens Hotel übernachten wollen, können sich trotzdem dort verwöhnen lassen. Von Montag bis Donnerstag öffnet das Bistro für Gäste, die nach vorheriger Reservierung von 18 bis 20 Uhr aus einer ausgewählten Speisekarte aussuchen können.

I