Velbert. Der Aufwand, den die Stadtwerke Velbert treiben, ist riesig: Mit 60 Mitarbeitern, Infrastruktur und einer Menge Technik gegen Ausfälle in Netzen.
Hierzulande ist das, was man Versorgungssicherheit nennt, eine solch große Selbstverständlichkeit, dass die Ausnahme umso mehr auffällt. Der Aufwand, den die Stadtwerke Velbert betreiben, um rund um die Uhr und an jedem Wochentag dann eingreifen und handeln zu können, ist beträchtlich. Den Kunden bleibt das Ganze allerdings nahezu komplett verborgen. So sind für sie rund 60 Mitarbeiter im Einsatz bzw. in Rufbereitschaft. Das ist immerhin gut ein Viertel der gesamten Stadtwerke-Belegschaft. Und die Fehler- bzw. Ausfallquote des Velberter Versorgers, die kann sich im Vergleich echt sehen lassen.
Stadtwerke Velbert rangieren deutschlandweit sehr gut
Velbert liege in dieser Hinsicht sowohl NRW- als auch deutschlandweit „sehr gut“, berichtet Dr. Kai-Uwe Dettmann und geht näher auf den sogenannten SAIDI-Wert ein. Das Kürzel steht für „System Average Interruption Duration Index“ und gibt - in diesem Fall für Elektrizität - die Länge der durchschnittlichen Strom-Ausfälle an. Bundesweit betrug dieser Index in 2022 ganze 12,2 Minuten pro Kunde und Jahr, landesweit waren es 11,7 und in Velbert lediglich 5,6. Auch wenn das bisweilen natürlich schwanke „sind wir vergleichsweise deutlich besser“, sagt der Technische Geschäftsführer (seit November 2020), „und das schon seit Jahren.“ Beim Gas ist ebenfalls ein veröffentlichter SAIDI-Wert verfügbar: Hier liegt der lokale Wert bei 1,57 und ist im NRW-Vergleich (3,87) ebenfalls top; deutschlandweit rangiert er angesichts 1,52 ein kleines bisschen schlechter.
Unfall kann Folgen für einen ganzen Straßenzug haben
Ein Blick auf die absoluten Fallzahlen: Da verzeichnen für 2023 die Stadtwerke 226 Gas-, 200 Wasser- und 256 Stromstörungen. „Ein ganz normales durchschnittliches Jahr“, ordnet Dettmann ein. Wobei die Bandbreite hinsichtlich des Ausmaßes bzw. der Schwere beträchtlich ist. „Das sind zuweilen Störungen infolge von Bauarbeiten“, erklärt der Maschinenbauingenieur (46). „Oder es ist ein Hausanschluss durch Alterung, das kann schon mal Stunden dauern.“ Gravierender hinsichtlich der Auswirkungen sei ein Verkehrsunfall, bei dem ein Kabelverteilungsschrank beschädigt worden sei. „Das sind gleich mehrere Betroffene, ist typischerweise oft ein kompletter Straßenzug.“
Fehler schon weit vorab erkennen
„Wir müssen unser Netz weiter digitalisieren, um schneller zu werden“, blickt der Geschäftsführer nach vorn. Und wenn das richtiggehend perfektioniert werde, könne man angehende Fehler sogar erkennen und feststellen, bevor sie tatsächlich einträten. Also quasi schon im Entstehen. Zumindest beheben die Stadtwerke-Leute schon heute etliche Fehler, bevor die Kunden diese überhaupt bemerken. Man arbeite beim Strom im Stadtgebiet zu 80 Prozent über Ringkabel, sodass man etwa im Fall des (Aus-)Falles von der anderen Seite zuschalten könne, berichtet Rosario Sparacio. Er ist Abteilungsleiter Umspannwerke und Netzleitwarte.
24 Stunden und sieben Tage besetzt
Die Leitwarte ist ein Herzstück der Stadtwerke: 24 Stunden und täglich besetzt. Dort laufen sämtliche Meldungen aus allen Netzen ein. „Wenn z. B. ein Kabel beschädigt ist oder in einem Umspannwerk ein Schutzgerät rausfliegt“, erklärt der Elektromeister (55). „Wir analysieren und lokalisieren das alles, können dann gleich loslegen und beheben.“ Zur Leitwarte gehört ein siebenköpfiges Team. Spät- und Nachtschicht sind jeweils einfach besetzt, tagsüber arbeiten dort zwei Kollegen.
Mobiles Notstrom-Aggregat überall einsetzbar
Auf dem Betriebshof der Stadtwerke, die ihren Sitz an der Kettiger Straße haben, wird „eigentlich alles vorgehalten, was wir für Entstörungen brauchen“. Große Trommeln mit aufgerollten Niederspannungs- und andere mit Mittelspannungskabeln bis zu kompletten Peitschenmasten und Freileitungsmasten, zumeist aus Holz - „für die Sturm-Saison“. Wenige Meter weiter weg ist ein Anhänger mit einem voluminösen orangefarbenen Aufbau geparkt. Es ist ein mobiles und daher flexibel einsetzbares Notstrom-Aggregat, das dieselbetrieben eine Leistung von 540 Kilo-Volt-Ampere liefert. Dettmann: „Das setzen wir aber auch z. B. beim Umbau oder neuen Setzen einer Trafostation ein, damit die Strom-Versorgung nicht unterbrochen wird.“
Gute Quote dämpft Netzentgelt
Weniger Störungen bedeuten auch weniger Beschwerden. „Wir haben ein großes Eigeninteresse an niedrigen SAIDI-Werten“, betont der Geschäftsführer. Schließlich bestimme die Bundesnetzagentur auch über die lokalen Netzentgelte. Diese fielen umso niedriger aus, desto besser die Werte seien. „Das nutzt unseren Kunden und kommt letztlich auch unserer eigenen Wirtschaftlichkeit zugute.“ Das Thema Störungen greift übrigens auch der eine oder andere Beitrag auf dem hauseigenen YouTube Kanal youtube.com/@stadtwerkevelbert auf. Dort wird z. B. in Kurzvideos erklärt, was eine Gasübernahme-Station oder ein Umspannwerk ist.
Die Nummern für den Notfall
In der Netzleitwarte sind für Notfälle - und ausdrücklich nur für diese - folgende Notfall-Telefonnummern geschaltet: Die 02051-988210 für Internet/Breitband und die 02051-988200 für Straßenbeleuchtung, Gas, Wasser und Strom. Dettmann: „Wir nehmen 95 Prozent der Anrufe innerhalb der ersten 15 Sekunden an.“