Neviges. In einem Studio in Neviges gibt es Exklusives für Braut und Bräutigam. Die Inhaber entdeckten ihre Passion für Hochzeiten durch einen Irrtum.

Der erste Eindruck: Wow, ist das hier großzügig, ist das hell. „Ja, wir haben insgesamt 250 Quadratmeter. Das ist schön und praktisch, denn Bräute brauchen Platz“, sagt Bianka Frenzel. Zusammen mit ihrem Partner Daniel Müller führt sie das Brautmodengeschäft „Amorely“ in Velbert-Neviges. Denn Neviges hat nicht nur ein Hochzeitshaus, sondern auch ein besonderes Studio für Kleid und Anzug. Brautpaare aus ganz Deutschland, so Bianka Frenzel, kommen in das Studio an der Hohenbruchstraße im Siepen. Haute Couture mitten im Wohngebiet. „Letztens hatten wir eine Braut aus Konstanz, davor Kiel, Hamburg, Bayern“, zählt die 49-Jährige auf, die das Geschäftsmodell humorvoll so beschreibt. „Ich bin der Kopf, mein Partner hält den Kopf hin.“

Die „Herren-Lounge“, exklusiv für den Bräutigam.
Die „Herren-Lounge“, exklusiv für den Bräutigam. © FUNKE Foto Services | Livia Krimpelbein

Doch Daniel Müller, die zwei sind auch privat ein Paar, ist nicht nur eingetragener Inhaber, er berät auch den Bräutigam beim passenden Outfit. Sein ganz persönlicher Favorit: Der italienische Designer-Anzug „Der Kuss“, kreiert von Cleofe Finati. Der elegante Gehrock mit raffinierten Falten im Rücken kostet samt Weste und Hose 6700 Euro. „Weltweit werden davon nur 15 Stück gefertigt, wir haben das zwölfte bekommen“, sagt Daniel Müller stolz. Doch auch für 600 bis 1200 Euro bekommt Mann hier Ausgefallenes für den großen Tag, versichert Bianka Frenzel. Groß im Trend sei die Farbe grün, kein knalliges froschgrün, sondern zarte Pastell-Töne. „Bordeaux ist auch gefragt, alles auch eine Altersfrage. Je älter der Bräutigam, desto dunkler der Anzug.“ Alle Anzüge kämen ausschließlich aus Frankreich und Italien.

In Velbert Brautstudio hängen fast nur Unikate

Doch warum Bräute aus aller Welt in das schicke Studio strömen, hat einen anderen Grund: Die Traumkleider aus zarter Spitze, oft mit floralem Muster und üppiger Schleppe, sind fast alles Unikate, kreiert im Siepen. „Ja, ich designe die Modelle, gefertigt werden sie dann in einem Atelier in Düsseldorf. Das hat den Vorteil, dass die Braut vieles individuell ändern lassen kann“, erzählt Bianka Frenzel. Etwa die Corsage von Kleid A wählen, aber dazu die Spitze von Kleid B. Und wer sich in die Träger mit den Margeriten-Blumen von Kleid C verliebt hat – kein Problem, versichert die gebürtige Mettmannerin: „Wir können aus vier Kleidern ein neues machen.“

So viele Traumkleider: Bei „Amorely“ haben Bräute die Qual der Wahl.
So viele Traumkleider: Bei „Amorely“ haben Bräute die Qual der Wahl. © FUNKE Foto Services | Livia Krimpelbein

Sexy und bequem wie ein Jogging-Anzug

Ausgenommen davon sind jene Modelle, die in einem der insgesamt zehn Räume hängen: „Das sind Modelle, die kann ich nicht mehr bestellen, sie sind auch teilweise reduziert.“ Für kleine Veränderungen, wenn das Kleid etwa in der Taille nicht passt, ist eine Wuppertaler Schneidemeisterin zuständig. „Eine absolute Expertin, sie macht seit 30 Jahren nichts anderes als Brautkleider und Herrenanzüge“, sagt Bianka Frenzel. Neben ihren eigenen in Düsseldorf gefertigten Kreationen bietet sie noch Modelle der ukrainischen Designerin Iryna Kotapska an. Was stark im Trend liege: „Florale Muster, da kommt man kaum vorbei.“ Das am häufigsten gewünschte Kleid für den großen Tag sehe so aus: „Tiefer Rückenausschnitt, auch tiefer V-Ausschnitt vorn. Natürlich Blüten, breite Träger, keine Spaghetti-Träger, die schneiden ein. Und es muss bequem wie ein Jogging-Anzug sein.“

Daniel Müller mit der Creation „Der Kuss“ des italienischen Designers Cleofe Finati.
Daniel Müller mit der Creation „Der Kuss“ des italienischen Designers Cleofe Finati. © FUNKE Foto Services | Livia Krimpelbein

Seit Sommer 2022 führen Bianka Frenzel und Daniel Müller ihr „Amorely“ an der Hohenbruchstraße, davor hatten sie ein kleineres Studio im Schloss Lüntebeck, das jedoch nach einem Hochwasserschaden nicht mehr zu nutzen war. Mit dem Standort im Siepen – eine frühere Physiotherapie-Praxis – schließt sich jetzt der Kreis, denn im Siepen hatten die Zwei auch ihr erstes Studio: „In unserem Haus in der Florastraße, da haben wir im April 2017 auf zwölf Quadratmetern mit 20 gebrauchten Kleidern angefangen,“ erzählt die 49-Jährige, die ihre wahre Berufung – „Hochzeitskleider, das ist einfach mein Ding“ – durch einen Irrtum entdeckte. Denn von Haus aus ist sie technische Zeichnerin, hat während ihrer Anstellung beim Automobil-Zulieferer Witte noch Maschinenbau studiert.

Viel Platz für Braut, Brautmutter und die beste Freundin: Mehr als fünf Personen sollten jedoch nicht beraten, meint Bianka Frenzel.
Viel Platz für Braut, Brautmutter und die beste Freundin: Mehr als fünf Personen sollten jedoch nicht beraten, meint Bianka Frenzel. © FUNKE Foto Services | Livia Krimpelbein

„Witte ist eine super Firma, wirklich. Aber als Frau in dieser Branche muss man sich ständig durchsetzen, das ist leider nicht nur ein Klischee. Ich hab dann gekündigt, war später in einer anderen Firma im Qualitätsmanagement.“ Richtig glücklich sei sie auch dort nicht geworden. „Dann hat meine Nichte 2017 geheiratet, ich hatte mir Online ein Abendkleid bestellt, es kam aber stattdessen ein Hochzeitskleid. Ich konnte nichts damit anfangen, das hing erstmal rum.“ Beim Verkauf des Kleides an eine junge Frau habe es bei ihr plötzlich „Klick“ gemacht. „Ich wusste: Das ist es, was du willst, das hat so viel Spaß gemacht.“ Bei der Umsetzung ihrer Ideen für das Traumkleid sei ihr die ursprüngliche Ausbildung nützlich, ihr Zeichentalent.

Mütter sind manchmal „Brautkiller“

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Ja, sie liebe ihren Beruf, bei dem man auch manchmal Geduld und gute Nerven haben müsse. So sind beim Aussuchen des Kleides aller Kleider neben der Braut maximal fünf weitere Personen zugelassen. „Alles andere wird zu anstrengend.“ Auch für die Braut, die vor lauter guten Ratschlägen am Ende manchmal völlig genervt sei. „So Brautkiller sind oft Mütter, die meinen, das Kleid müsste so aussehen wie ihr eigenes damals. Oder auch beste Freundinnen“, sagt Bianka Frenzel. „Wenn es dann heißt: ,Ich schlaf da noch mal drüber‘, weiß ich, dass es gelaufen ist.“ Aber auch das gehöre eben dazu, zum Glück überwiegen ja all die schönen Momente.

Ein Abendtermin dauet schon mal bis 23 Uhr

„Wir arbeiten nur nach Termin, nehmen uns auch immer sehr viel Zeit. Bei einem Abendtermin mache ich dann manchmal erst um 23 Uhr die Tür hier zu, da sitzt man noch zusammen, trinkt ein Glas Sekt.“ Und freue sich gemeinsam mit der Familie auf den großen Tag. „Und das ist jedes Mal einfach toll.“ Da sind die wenigen „Braut-Killer“ ganz schnell vergessen.

>>>Mode für Braut und Bräutigam

Studio Amorely, Hohenbruchstra0e 10, in 42553 Velbert. Kontakt telefonisch unter 0160 7944 855 oder per Mail: kontakt@amorely-brautmoden.de.

Weitere Informationen auf www.amorely-brautmoden.de