Velbert. Der Abrissbagger hat ein markantes Fachwerkhaus am Weinberg in Velbert-Neviges flachgelegt. Warum das Haus abgerissen werden musste.
Der Abrissbagger hatte leichtes Spiel: Innerhalb von wenigen Stunden legte er das Haus Weinbergstraße 18 nieder. Die Besitzer vom Wülfrather Unternehmen Ademi-Bau verhinderten so, dass das markante Gebäude mit dem Durchgang von selbst in sich zusammenfiel.
Weil im vergangenen Jahr erhebliche Mängel an der Standsicherheit auftraten, wurde die Löv mit Balken abgestützt und der Durchgang gesperrt. Uwe Manteuffel-Bödige und sein Geschäftspartner Nexhmedin Ademi hatten die ganze Ecke erworben. An der Blücherstraße bauten sie ein neues Wohnhaus, dem ein zweites folgen soll.
Hochwasser hatte schwere Schäden an dem Haus in Velbert verursacht
Die beiden denkmalgeschützten Häuser Weinbergstraße 16 und 18 wollten sie eigentlich sanieren und verkaufen. Offenbar hatte das Hochwasser vom Juli 2021 aber schwere Schäden verursacht. Während die Jahrhundertflut durch das kleine, direkt am Hardenberger Bach stehende Fachwerkhaus mehr oder weniger schadlos rauschte, stand bei der Nummer 18 im Keller das Wasser. „Die Fußhölzer befanden sich lange darin, das hat der Substanz wahrscheinlich den Rest gegeben“, so die Vermutung von Uwe Manteuffel-Bödige.
Gutachter, Ingenieure und Zimmerer untersuchten Statik und Balken. Alle kamen zu dem Schluss, dass die Standfestigkeit nicht mehr gegeben ist und nur der Abriss des Fachwerkhauses bleibt. Das Bauordnungsamt erteilte die entsprechende Genehmigung, ebenso das städtische Denkmalamt. „Zuvor haben wir das Gebäude von allen Seiten dokumentiert. Rein konnten wir wegen der Einsturzgefahr nicht mehr“, so Lea Holota-Fernau vom Denkmalamt. „Die Weinbergstraße 18 wird nun bald aus der Denkmalliste der Stadt Velbert gelöscht. Das ist ein Verwaltungsakt, bei dem der Rat nicht beteiligt wird.“
Nicht einmal einzelne Balken konnten gerettet werden
Der gelernte Maurer Nexhmedin Ademi hatte gehofft, beim Abbruch den einen oder anderen Balken retten zu können, um ihn bei der Sanierung des benachbarten kleinen Fachwerkhauses zu verwenden. „Es war nichts mehr zu gebrauchen. Immerhin befanden sich keine Schadstoffe in dem Haus, alles Naturmaterialien bis auf ein bisschen Glaswolle.“
Was mit der Baulücke passiert, kann Uwe Manteuffel-Bödige nicht sagen: „Es gibt keinen Plan. Ein Abriss stand ja nicht zur Debatte. Wir wissen auch gar nicht, was wir da bauen könnten.“
Immerhin soll noch in diesem Jahr wird das Sanierung der Weinbergstraße 16 begonnen werden. Auch wenn steigende Zinsen und die allgemeine Teuerung zu einer Zurückhaltung geführt haben, die sich negativ auf die Nachfrage nach Eigentumswohnungen auswirkt, geht der Bau an der Blücherstraße weiter.
Sechs neue Wohneinheiten sollen entstehen
Nach der Fertigstellung eines ersten Bauabschnittes wird an der Ecke zur Weinbergstraße der nächste Neubau hochgezogen. Sechs Wohnheiten entstehen dort mit einer kleinen Tiefgarage. Wegen der beengten Platzverhältnisse liegen die Doppel-Stellflächen für vier Personenwagen übereinander, die über einen Aufzug zu erreichen sind.
Mauer zum Bach erhöht
Um den Bereich vor weiteren Hochwassergefahren zu schützen, wurde in Zusammenarbeit mit dem Bergisch-Rheinischen Wasserverband die Mauer zum Bach hin bereits erhöht. Bereits vor 20 Jahren hatte ein Langenberger Handwerksmeister das Areal erworben. Die verfallenen Häuser an der Blücherstraße wurden nicht als denkmalwürdig eingestuft und abgerissen. Nach der Fertigstellung eines ersten Neubaus veräußerte der Langenberger den Bereich an das Wülfrather Bauunternehmen. Das gründete die „Gesellschaft Weinberg 22“ und konnten bereits bestehenden Pläne ausführen.
Die Weinbergstraße
An der Weinbergstraße stand nie ein Weinstock. Der Name leitet sich vom Mittelhochdeutschen „wideme“, im Althochdeutschen „widamo“ ab, was soviel wie Brautgabe oder Aussteuer bedeutet. So die Erklärung des Nevigeser Historikers Gerhard Haun bei einem Stadtspaziergnag vor fünf Jahren mit der Velberter Zeitung.